Das Eintagesrennen Classic Brügge-De Panne hätte so etwas wie die inoffizielle Sprinter-WM werden sollen. Viele Top-Stars standen am Start. Doch das Finale wurde von zahlreichen Stürzen überschattet, sodass am Ende nur noch eine kleine Kopfgruppe um den Sieg fuhr. Aus dieser lancierte Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates - XRG) seinen Sprint extrem früh und riss ein Loch zu seinen Mitstreitern. Top-Favorit Jonathan Milan (Lidl - Trek) rauschte zwar mit erheblichem Geschwindigkeitsüberschuss an den Kolumbianer heran, konnte ihn aber letztlich nicht mehr abfangen. Top-Ergebnisse fuhren auch die beiden deutschen Profis Phil Bauhaus (Bahrain - Victorious/4. Platz) und Max Kanter (XDS Astana Team/6. Platz) ein.
Zuvor hatte eine Reihe von Stürzen das Peloton im Finale sehr stark ausgedünnt. Der letzte davon ereignete sich kurz nach der Flamme Rouge an einer Fahrbahnverjüngung und sorgte dafür, dass nur noch rund 20 Fahrer in der ersten Gruppe auf der labyrinthartigen “Zielgeraden” um den Sieg sprinteten.
Selbst Molano war im Siegerinterview sichtlich erleichtert, heile durchgekommen zu sein. “Dieses Finale ist sehr, sehr gefährlich und schnell. Nach der letzten Kurve war ich in einer guten Position. Ich habe einen sehr langen Sprint gefahren und mich umgesehen. Niemand war hinter mir, dann habe ich mit Vollgas durchgezogen.”
RG | Fahrer | Zeit |
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1 | UAE Team Emirates - XRG | 04:07:23 |
2 | Lidl - Trek | +00:00:00 |
3 | EF Education - EasyPost | +00:00:00 |
4 | Bahrain - Victorious | +00:00:00 |
5 | Uno-X Mobility | +00:00:00 |
6 | XDS Astana Team | +00:00:00 |
Fünf Fahrer setzten sich nach dem Start ab und bildeten die Ausreißergruppe des Tages: António Morgado (UAE Team Emirates - XRG), Victor Vercouillie (Team Flanders - Baloise), Michiel Lambrecht (Wagner Bazin WB), Joren Bloem und Hartthijs de Vries (beide Unibet Tietema Rockets). Das Peloton unter der Führung von Lidl - Trek und Team Visma | Lease a Bike gewährte dem Quintett maximal rund drei Minuten Vorsprung.
Auf dem finalen Rundkurs von 42,9 Kilometern Länge, der dreimal absolviert wurde, gab es einige Versuche, eine Windkante aufzumachen. Rund 20 km/h Windstärke reichten aber nicht, um eine rennentscheidende Kantensituation herbeizuführen. 15 Kilometer vor dem Ziel setzte sich de Vries von seinen Mitstreitern an der Spitze ab und versuchte es auf eigene Faust. Der Niederländer profitierte zunächst von einer flauen Phase im Peloton, wo sich die Sprinterteams belauerten, wodurch sein Vorsprung nochmals auf rund 40 Sekunden anwuchs.
Das Team Soudal Quick-Step nahm im Finale das Heft des Handelns in die Hand und zog im Peloton an. Die vier einstigen Begleiter von de Vries wurden neun Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Kurz nach der Fünf-Kilometer-Marke kam es zu einem ersten Sturz im Peloton, in den einige Sprinter und auch der deutsche Juri Hollmann (Alpecin - Deceuninck) verwickelt waren. Wenige Sekunden später krachte es wieder: Diesmal gingen mehrere Fahrer von Intermarché - Wanty zu Boden. Zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel wurde de Vries eingeholt. Damit war der Weg eigentlich frei für einen Massensprint. Doch gingen die Stürze auf den schmalen und verwinkelten Straßen am Zielort weiter. Zunächst traf es einige Profis aus der Lotto-Mannschaft um ihren Top-Sprinter Arnaud De Lie und dann gingen kurz nach der Eintausend-Meter-Marke nochmal rund 15 Fahrer sehr weit vorne im Peloton zu Boden. Darunter unter anderem auch Tim Merlier, die Sieghoffnung von Soudal Quick-Step.
Auf der schmalen und sehr verwinkelten Zielanlage fasste sich Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates - XRG) an der 450-Meter-Marke ein Herz und sprintete los. Dahinter schauten sich alle - ob der fehlenden Sprinterzüge - an und warteten - zu lange. Jonathan Milan (Lidl - Trek) versuchte mit einem Kraftakt die Lücke zu Molano auf den letzten Metern noch zu schließen, kam aber nicht mehr am Kolumbianer vorbei, der seinen ersten Saisonsieg einfuhr.