In einem unruhigen und schnellen Klassiker kam es bei der siebten Ausgabe des Frauenrennens von Brügge-De Panne nach 154 Kilometern zu einem Massensprint. Auf dem flachen Kurs spielte der von den Ausreißerinnen erhoffte Seitenwind keine Rolle, sodass das Peloton das Rennen kontrollieren konnte. Im flämischen Küstenort De Panne wurde Elisa Balsamo (Lidl-Trek) ihrer Mitfavoritinnenrolle gerecht und hatte klar die schnellsten Beine. Mit über einer Radlänge Vorsprung setzte sich die Italienerin vor Charlotte Kool (Team dsm-firmenich PostNL) durch. Damit gewinnt Balsamo nach der Trofeo Alfredo Binda ihren zweiten Klassiker innerhalb von nur vier Tagen.
Über weite Strecken des Rennens hatte das Team dsm-firmenich PostNL das Tempo bestimmt und den Ausreißerinnen das Leben schwer gemacht. Damit verfolgte das Team einen klaren Plan: mit Top-Sprinterin Charlotte Kool den Massensprint gewinnen. Noch bei der finalen Rechtskurve lag das niederländische Team vorne. 150 Meter vor dem Ziel setzte Kool dann ihre Attacke. Doch die sich unmittelbar hinter ihr befindende Balsamo zog links an ihr vorbei und ließ sie mit explosiven Tritten stehen. Damit muss sich Charlotte Kool mit Platz zwei zufrieden geben, während Platz drei an Daria Pikulik (Human Powered Health) geht, die hauchzart vor Chiara Consonni (UAE Team ADQ) über den Zielstrich kam.
Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Ich möchte meinen Teamkolleginnen danken, weil sie einen fantastischen Job gemacht haben. Besser hätte das Rennen nicht laufen können. - Elisa Balsamo im Siegerinterview
Erst nach über zehn Kilometern gab es im Peloton die ersten ernsthaften Versuche von Fahrerinnen, sich in einer Ausreißerinnengruppe abzusetzen. Nathalie Bex (Chevalmeire) war die Erste, die sich nach 45 gefahrenen Kilometern absetzen konnte. Einen Vorsprung von fast zwei Minuten erarbeitete sich die Belgierin, 96 Kilometer vor dem Ziel war dann aber ihr Solo-Auftritt vorbei – sie wurde vom Peloton geschluckt.
Im Anschluss folgten weitere Attacken: Erst versuchten es Alessia Vigilia (FDJ-Suez) und Lisa van Helvoirt (VolkerWessels Women’s Pro Cycling Team) mit einem Ausreißversuch, der aber 17 Kilometer später endete. Anschließend fuhr Gladys Verhulst-Wild (FDJ-Suez) vorneweg und versuchte ihr Glück als Solistin.
Aufgrund des tellerflachen Kurses hofften die Ausreißerinnen auf Seitenwinde, damit das Peloton Probleme in der Kontrolle des Rennens bekommt. Der Wind war jedoch diesmal kein Faktor, sodass die Ausreißerinnen Probleme hatten, sich abzusetzen. Ständig wurden Attacken gefahren, die das Peloton jedoch stets parierte. Auch Verhulst-Wild wurde nach einigen Kilometern wieder eingeholt.
Große Namen wie Christina Schweinberger (Fenix-Deceuninck) und Alison Jackson (EF Education-Cannondale) zeigten sich im Rennen extrem angriffslustig und wollten mit aller Macht vor dem Peloton fliehen, wurden von diesem aber einfach nicht ziehen gelassen. Mit dem Rennverlauf mussten zudem immer wieder Fahrerinnen abreißen lassen und konnten nicht mehr mit dem hohen Tempo des Feldes mithalten.
23 Kilometer vor dem Ziel war es dann Nina Buijsman vom aktiven Team FDJ-Suez, die sich zwischenzeitlich einen Vorsprung von über einer Minute erarbeitete. Sieben Kilometer vor dem Ziel war aber auch ihr Fluchtversuch Geschichte. Die Zeichen standen also auf Massensprint.
Im Schlusssprint setzte sich Elisa Balsmo dann mit ihrem explosiven Antritt vor Charlotte Kool durch. Die Sprinterin vom deutschen Team Canyon//SRAM Racing Chloe Dygert wurde am Ende Sechste. Das herausragende Team der letzten Saison SD Worx-Protime stand nicht am Start.