Amstel Gold RaceBier und Berge

Alisa Rathke

 · 30.03.2022

Amstel Gold Race: Bier und BergeFoto: Getty Images

Am 10. April 2022 findet das Amstel Gold Race im niederländischen Limburg statt. Für die Frauen ist es erst die achte Ausgabe, die Männer starten bereits zum 56. Mal. Hier gibt’s die Vorschau zum Frauen- und Männer-Rennen mit allen Infos und Strecken.

Das wichtigste Radrennen der Niederlande, nach dem Sponsor, der Brauerei Amstel benannt, ist vergleichsweise jung. Bei den Männern fand es 1966 erstmals statt. Bei den Frauen gab’s die Premiere 2001 – dann aber von 2003 bis 2017 eine lange Unterbrechung. In diesem Jahr findet das Rennen eine Woche früher als üblich statt. Aufgrund der französischen Präsidentschaftswahl wurde der Termine von Paris-Roubaix mit dem Amstel Gold Race getauscht. Der Klassiker gilt als besonders, da in rund um die Dörfer im Limburger Hügelland Schleifen gefahren und einige Berge mehrmals befahren werden. Die vielen kurzen, aber harte Anstiege sorgen für extreme Leistungsspitzen – ein Wechsel aus Vollgas und einigermaßen erholendem Windschattenfahren.

Das Männer-Rennen: 33-mal bergauf

Foto: Veranstalter

Der Start ist am Vrijthof in Maastricht. Von dort fahren die Männer 254,1 Kilometer über insgesamt 33 Anstiege. Die Strecke ist in drei Passagen eingeteilt, die zum Teil über die gleichen Anstiege führen. Zweimal erklommen werden müssen der Gulperbergweg, Loorberg, Sibbergrubbe und der Bemelerberg. Gleich dreimal geht es über den Geulhemmerberg und den Cauberg, der als besonders kurzer, aber steiler Anstieg den Abschluss der drei Passagen bildet. Bis 2013 war auf dem Cauberg in Valkenberg das Ziel des Amstel Gold Race. Nach den positiven Erfahrungen bei der Weltmeisterschaft 2012 wurde dessen Ziel übernommen und ist seitdem der Rijksweg in Vilt, der 1,8 Kilometer hinter dem Cauberg liegt. Seit 2017 ist dieser außerdem nicht mehr die letzte Steigung des Rennens. Nach der letzten Passage folgen auf den Anstieg noch der Geulhemmerberg und der Bemelerberg. Neben dem Cauberg zählt der Keutenberg bei Kilometer 230 mit einer maximalen Steigung von 22 % zu den schwierigsten Abschnitten des Rennens.

Rückblick Amstel Gold Race 2021

Nachdem das Rennen 2020 coronabedingt abgesagt wurde, bot die letztjährige Ausgabe Spannung pur. Am Schlussanstieg des Caubergs beschleunigte der Belgier Wout van Aert (Jumbo-Visma) und setzte sich auf den engen Straßen zum Bemelerberg mit Maximilian Schachmann (Bora hansgrohe) und Thomas Pidcock (INEOS Grenadiers) ab. Der Dreier-Sprint endete mit einem Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Van Aert und Pidcock. Wout van Aert siegte im Foto-Finish.

Vergangenes Jahr entschieden Millimeter über den Sieg. Erst über eine Minute später stand der Gewinner fest.  Wout van Aert (rechts) gewann vor Thomas Pidcock (links) und Maximilian Schachmann (mitte)Foto: Getty Images
Vergangenes Jahr entschieden Millimeter über den Sieg. Erst über eine Minute später stand der Gewinner fest. Wout van Aert (rechts) gewann vor Thomas Pidcock (links) und Maximilian Schachmann (mitte)

Teams 2022

Da das Rennen zur UCI World Tour zählt, sind bei den Männern die 18 World Teams automatisch startberechtigt. Die sieben zusätzlichen Startplätze gehen an die Teams Alpecin-Fenix, B&B Hotels P/B KTM, Bardiani CSF Faizane, Bingoal Pauwels Sauces WB, Sport Vlaanderen - Baloise, Team Arkea - Samsic und TotalEnergies.

Das Frauen-Rennen: 19 Kletterpartien

Foto: Veranstalter

Die Frauen fahren insgesamt 128,5 Kilometer. Sowohl der Start am Vrijthof in Maastricht als auch das Ziel am Rijksweg in Vilt sind gleich wie bei den Männern. Die kürzere Strecke führt über 19 Berge, aber auch die Frauen müssen dreimal den Cauberg und einmal den harten Keutenberg hoch. Die Frauen starten in Richtung Norden und absolvieren zehn Berge, bevor sie die Anstiege Geulhemmerberg, Bemelerberg und Cauberg dreimal in Folge fahren müssen. Anders als bei den Männern geht es vom Cauberg ohne weitere Hügel direkt in das 1,8 Kilometer entfernte Ziel.

Rückblick Amstel Gold Race 2021

Im vergangenen Jahr war auch das Frauen-Rennen voller Spannung. Die Polin Katarzyna Niewiadoma und die Italienerin Elisa Longo Borghini konnten sich lange vor dem letzten Anstieg absetzen. Das taktische Spiel ging aber nicht auf, da das Spitzenduo kurz vor dem Ziel von der Verfolgergruppe eingeholt wurde. Marianne Vos sorgte mit dem Sieg für einen Doppelerfolg für das Team Jumbo-Visma vor Demi Vollering. Annemiek van Vleuten komplettierte das rein niederländische Siegerpodest. Vos gewinnt damit den einzigen niederländischen Klassiker am selben Ort, an dem sie vor zehn Jahren den Weltmeistertitel geholt hat.

Frauen-Teams 2022

Bei den Frauen sind die 14 Teams mit Lizenz der Women’s World Tour automatisch am Start. Zusätzlich sind zehn UCI Women’s Continental Teams dabei: Andy Schleck – CP NVST – Immo Losch, Bingoal Casino-Chevalmeire Cycling Team, Ceratizit-WNT Pro Cycling Team, GT Krush Tunap Pro Cycling, Le Col-Wahoo, NXTG von Experza, Parkhotel Valkenburg, Planet-Pura, Team COOP-Hitec Produkte und Valcar Travel & Service.

Marianne Vos profitierte vom taktischen Spiel des Spitzenduos und jubelte am Ende.Foto: Getty Images
Marianne Vos profitierte vom taktischen Spiel des Spitzenduos und jubelte am Ende.

Alle Infos zum Amstel Gold Race auf einen Blick

Termin: 10. April 2022

Ort: Maastricht (Niederlande)

Distanz: 254,1 Kilometer (Männer), 128,5 Kilometer (Frauen)

Auflage: 56. Männer, 8. Frauen

Erstes Rennen: 1966 (Männer), 2001 (Frauen)

Rekordsieger: Jan Raas (NED, fünfmal), Frauen bei jeder Ausgabe andere Siegerin (viermal Niederlande)

Deutsche Sieger: Olaf Ludwig (1992), Erik Zabel (2000), Stefan Schumacher (2007)

Ergebnis 2021:

Männer

  1. Wout van Aert (Belgien / Jumbo-Visma), 5:03:29
  2. Thomas Pidcock (Großbritannien / Ineos Grenadiers)
  3. Maximilian Schachmann (Deutschland / Bora-Hansgrohe), (alle) gleiche Zeit
  4. Michael Matthews (Australien / Bikeexchange), + 3 Sek.
  5. Alejandro Valverde (Spanien / Movistar), + 3 Sek.

Frauen

  1. Marianne Vos (Niederlande / Jumbo-Visma), 3:00:20
  2. Demi Vollering (Niederlande / SD Worx)
  3. Annemiek van Vleuten (Niederlande / Movistar Frauen)
  4. Amanda Spratt (Australien / Bikeexchange)
  5. Soraya Paladin (Italien / Liv Racing), alle gleiche Zeit

Schlüsselstellen: Cauberg und Bemelerberg

TV: 10:30 – 12:00 Uhr (Frauen), 13:45 – 17:30 Uhr (Männer) bei Eurosport 1

RTF beim Amstel Gold Race

Einen Tag vor dem Profirennen, am 9. April 2022, können sich rund 15.000 Radsportfans auf sechs verschiedenen Streckenlängen messen. Von den angebotenen Streckenlängen 65, 100, 125, 150, 200 und 240 Kilometer führen alle zu Beginn über den Geulhemmerberg und enden mit dem anspruchsvollen Cauberg. Eine Anmeldung ist für 2022 nicht mehr möglich, Ersatz bietet aber das Projekt AGR365. Die permanent ausgeschilderten Strecken ermöglichen ganzjährig die Möglichkeit, die Routen abzufahren. Die drei unterteilten Schleifen leiten jeweils durch einen anderen Teil des hügeligen Landes. Die nördlichste Runde beträgt 77,33 Kilometer und 648 Höhenmeter. Die mittlere ist die längste und beinhaltet die meisten Anstiege. Auf den 109,78 Kilometern und 1.732 Höhenmetern werden Radfahrer über den berühmten Dreiländerpunkt in Vaals geführt. Bei der dritten Schleife über 77 Kilometer und 1.109 Höhenmeter werden die zwei härtesten und anspruchsvollsten Berge Keutenberg und Cauberg gefahren. Die Routen zum Downloaden gibt es auf: www.amstel.nl/amstelgoldrace/experience/agr365