Sebastian Lindner
· 12.06.2023
Für Girmay (Intermarche-Circus-Wanty) war es der erste Sieg nach seinem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vor zweieinhalb Monaten und der erste Sieg auf World-Tour-Ebene in dieser Saison, sein zweiter insgesamt. “Als ich die Ziellinie überquert habe, war ich selbst überrascht”, sagte der 23-Jährige. “Ich dachte nicht, dass ich schon wieder so weit bin.”
An der Ziellinie nach 174 Kilometern in Nottwil wehten zahlreiche eritreische Flaggen, und nachdem Girmay vom Rad gestiegen war, hatten ihn zahlreiche Fans aus seiner Heimat bereits umringt und feierten ihren Nationalhelden. “Jeder Sieg vor meinen Leuten tut gut.”
Und jeder, den der Afrikaner gegen die namhafte Konkurrenz wie in der Schweiz gewinnt, dürfte ihm weiteres Selbstvertrauen geben. Neben Arnaud Demare (Groupama-FDJ), den Girmay auf Platz 2 verwies, hatte auch Top-Star Wout van Aert (Jumbo-Visma) als Dritter das Nachsehen. Für das deutsche Team Bora-Hansgrohe fuhr Jordi Meeus auf Platz 6.
In der Gesamtwertung gab es keine Änderungen. Stefan Küng (Groupama-FDJ) verteidigte das Gelbe Trikot vor Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step), der als bester Jungprofi in Weiß unterwegs ist. Van Aert hat die Führung in der Punktewertung übernommen, Nickolas Zukowsky (Q36.5 Pro Cycling) ist erster Träger des Bergtrikots.
Ein besonderer Tag war es auch für Michael Schär. Der Eidgenosse beendet zum Saisonende seine Karriere und wurde vor dem Start der Etappe in seiner Heimatregion besonders gefeiert. Auch die Kollegen aus dem Peloton standen im Spalier. Zudem prägte der 36-Jährige mit einem langen Ausreißversuch den Tag.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Drei Kilometer nach dem offiziellen Start attackierten Nickolas Zukowsky (Q36.5 Pro Cycling) und Michael Schär (AG2R-Citroën Team). Das Duo bestimmte den Großteil einer über weite Strecken weitgehend ereignisarmen Etappe. Der Kanadier sicherte sich die ersten beiden Kategorie-3-Bergwertungen, Schär zweimal drei Bonussekunden am Sprint.
Aufregung gab es erst wieder 31 Kilometer vor dem Ziel, als ein Massensturz das Feld zerlegte. 13 Fahrer waren verwickelt, unter anderem Sprinter Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck), Jay Vine (UAE Team Emirates) oder Bora-Hansgrohe-Profi Marco Haller. Das passierte in der Anfahrt zur letzten Bergwertung.
Durch die Verzögerung im Feld rettete sich das Ausreißer-Duo, das maximal fünf Minuten Vorsprung hatte, gerade noch so über den Strich, womit Zukowsky weitere drei Punkte einstreichen konnte. Direkt danach war Schluss.
In der Bergaufpassage machte Jumbo nochmal Tempo, um vielleicht noch den einen oder anderen Sprinter abzuhängen, doch das funktionierte nicht. Immerhin trug das hohe Tempo dazu bei, dass sich Wout van Aert (Jumbo-Visma) ohne Konkurrenten die Punkte am Zwischensprint sicherte.
Groupama-FDJ führte das Feld angeführt von Stefan Küng im Gelben Trikot ins absolute Finale, um Arnaud Demare in eine gute Ausgangsposition zu bringen. Doch auf dem letzten Kilometer nahm das Tempo im Feld ab, die Ordnung ging verloren. Dann eröffnete van Aert den Sprint, doch das war zu früh. Von seinem Hinterrad löste sich Biniam Girmay (Intermarche-Circus-Wanty) und zog nach am Belgier vorbei. Für Demare reichte es zum zweiten Platz, van Aert wurde Dritter. Auch Ex-Weltmeister Peter Sagan (TotalEnergies) hatte sich mal wieder bei einem größeren Rennen in einen Massensprint eingemischt und beendete diesen auf Platz fünf.