Thomas Goldmann
· 10.06.2024
Nach einem chaotischen Finale hat Bryan Coquard (Cofidis) die 2. Etappe der Tour de Suisse 2024 gewonnen. Der französische Sprinter siegte aus einem ausgedünnten Peloton heraus vor Michael Matthews (Team Jayco-AlUla) und Arnaud De Lie (Lotto-Dstny). In der Gesamtwertung verteidigte Yves Lampaert (Soudal - Quick Step) den ersten Platz ohne Probleme.
Dabei profitierte Coquard davon, dass De Lie, der sich an seinem Hinterrad befand, im Zielsprint ein Problem mit seiner Schaltung hatte. Der Franzose nutzte das aus, riss 200 Meter vor dem Ziel eine Lücke und rettete einen kleinen Vorsprung vor dem heranstürmenden Matthews. Für den 32-jährigen Coquard ist es zwar schon der 52. Profisieg, aber erst der zweite Erfolg auf World-Tour-Niveau - 2023 hatte er eine Etappe der Tour Down Under gewonnen. Deshalb sprach Coquard auch von seinem bislang größten Erfolg.
“Ich bin oft Zweiter geworden. Bei der Tour de France fehlten mir mal 28 Millimeter gegen Marcel Kittel in Limoges. Ich bin sehr zufrieden, denn ich bin gerade aus dem Höhentrainingslager hergekommen. Und dann hier gleich einen Sieg einzufahren, ist perfekt.”
Doch das Rennen hätte auch anders laufen können. Der Anstieg zum Regensberg hatte im Finale dafür gesorgt, dass die meisten Sprinter bereits abgehängt wurden. Mit Alberto Bettiol (EF Education EasyPost) hätte einer der Puncheure aus dem Chaos im Peloton fast Kapital geschlagen. Der italienische Teamkollege von Georg Steinhauser wurde erst rund zwei Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt.
1500 Meter vor dem Ziel kam es dann auch noch zu einem Sturz, in den der Deutsche Meister Emanuel Buchmann (Bora-Hansgrohe), Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) und Yannis Voisard (Tudor Pro Cycling Team) verwickelt waren. Während Hayter und Voisard das Ziel erreichten, ist die Tour de Suisse 2024 für Emanuel Buchmann beendet. Wie sein Team Bora-Hansgrohe auf X (ehemals Twitter) zunächst mitteilte, sei Buchmann bei Bewusstsein und werde sich im Krankenhaus weiteren Untersuchungen unterziehen. Am späten Montagabend schrieb Bora-Hansgrohe dann, dass sich Buchmann die Hüfte und das Schlüsselbein gebrochen habe.
Mit Kevin Colleoni (Intermarche-Wanty) und Fausto Masnada (Soudal - Quick Step) traten zwei Fahrer nicht mehr zur 2. Etappe an. Die Ausreißergruppe des Tages bildete sich unmittelbar nach dem Start. Fünf Fahrer setzten sich ab: Gerben Kuypers (Intermarche-Wanty), Felix Stehli und Luca Jenni (beide Schweizer Nationalmannschaft) sowie Antoine Debons und Roberto Carlos Gonzalez (beide Team Corratec - Vini Fantini). Während Gonzalez bereits zeitig wieder aus der Spitzengruppe zurückfiel und 65 Kilometer vor dem Ziel vom Peloton geschluckt wurde, hielten sich seine einstigen vier Begleiter noch lange an der Spitze.
Erst rund elf Kilometer vor dem Ziel wurde mit Jenni der letzte verbliebene Ausreißer im Aufstieg zum Regensberg vom Peloton geschluckt. Dort attackierte zunächst David de la Cruz (Q36.5 Pro Cycling Team), wurde aber schnell zurückgeholt, weil Alpecin-Deceuninck das Tempo in der Steigung massiv erhöhte, um die ganz schnellen Sprinter abzuhängen.
Das gelang auch zunächst. Die belgische Equipe dünnte das Peloton auf weniger als 50 Fahrer aus und mit Sören Kragh Andersen ging einer der ihren gemeinsam mit Mauro Schmid (Team Jayco-AlUla) als Spitzenduo auf die Abfahrt vom Regensberg. Richtig weg kamen aber auch diese beiden Angreifer nicht. Rund vier Kilometer vor dem Ziel herrschte Chaos und Panik im Peloton. Die Sprinterteams mussten sich nach der Abfahrt erst wieder organisieren.
Das nutzte Alberto Bettiol (EF Education EasyPost) für eine Konterattacke. Der Italiener konnte sich rund fünf Sekunden Vorsprung herausfahren, ehe Decathlon AG2R La Mondiale und Lotto-Dstny ernsthaft nachsetzten und seinen Ausreißversuch beendeten. Fast zeitgleich mit Bettiols Einholung kam es zum Sturz von Emanuel Buchmann (Bora-Hansgrohe), Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) und Yannis Voisard (Tudor Pro Cycling Team), der für den Bora-Profi im Krankenhaus endete.
An der Spitze lief für Lotto-Dstny alles nach Plan. Die Belgier lieferten ihren Sprinter Arnaud De Lie nach der letzten Kurve 300 Meter vor dem Ziel an dritter Position am Hinterrad von Bryan Coquard ab. Doch De Lie hatte im entscheidenden Moment ein Problem mit der Schaltung. Coquard zog davon und war nicht mehr einzuholen.