Sebastian Lindner
· 05.08.2025
Paul Lapeira hat die 2. Etappe der Polen-Rundfahrt im Bergaufsprint für sich entschieden. Der Franzose vom Team Decathlon AG2R La Mondiale hatte im Finale die besten Nerven und wartete lange auf seine Chance. Mit einem spritzigen Antritt ließ er sogar noch eine Lücke zu seinen ersten Verfolgern Mathias Vacek (Lidl - Trek) und Victor Langellotti (INEOS Grenadiers) aufgehen.
Das 150 Kilometer lange Teilstück der Rundfahrt rund um Karpacz galt als erste Prüfung für die Klassementfahrer. Im durch eine kleine Zwischenabfahrt getrennten, rund acht Kilometer langen Schlussanstieg tat sich zunächst lange nichts. Zwar fielen nach und nach einzelne Fahrer zurück, doch auch 700 Meter vor dem Ziel waren noch fast 30 Fahrer beisammen. Dann eröffnete Jan Christen (UAE Team Emirates - XRG) das Finale. Allerdings viel zu früh, wie sich herausstellte.
Lapeira hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch an diversen Hinterräden gehalten. Im entscheidenden Moment war er an dem von Vacek, der Christen und Finn Fisher-Black (Red Bull - BORA - hansgrohe) an der Spitze des Feldes ablöste. 200 Meter vor dem Ziel zog der Franzose dann mit einem gewaltigen Antritt auch an ihm vorbei. Die Lücke ging - und Lapeira feierte mit zwei Sekunden Vorsprung auf Vacek und den Monegassen Langellotti seinen sechsten Sieg als Profi. Die bisherigen hatte er allesamt im Vorjahr eingefahren.
“Heute kam es nur auf die Kraft in den Beinen an”, sagte Lapeira im Ziel. “Ich habe mich sehr gut gefühlt und habe meine Kraft so lange wie möglich gespart, um im richtigen Moment anzugreifen. Als wir die Ersten eingeholt hatten, habe ich die Gelegenheit genutzt und auf den letzten 200 Metern alles gegeben – und es hat funktioniert, deshalb bin ich sehr glücklich. Nach einem schwierigen Saisonstart fühlt sich der heutige Sieg großartig an. Ich wusste, dass mein Training in den letzten Wochen gut war, aber ich musste es nun auch umsetzen.”
Mit dem Sieg übernahm der 25-Jährige auch die Führung in der Gesamtwertung, die durch Zeitgutschriften im Ziel mit sechs Sekunden Vorsprung auf Vacek notiert wird. “Jetzt werden wir alles tun, um das Gelbe Trikot zu verteidigen”, so Lapeira. Die Liste der Kandidaten, die versuchen werden, ihm das Trikot wieder streitig zu machen, ist jedenfalls lang. “Aber egal, was passiert, diese Tour de Pologne ist jetzt schon ein Erfolg.”
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Decathlon AG2R La Mondiale Team | 03:29:58 |
2 | Lidl - Trek | +00:00:02 |
3 | INEOS Grenadiers | +00:00:02 |
4 | Bahrain - Victorious | +00:00:02 |
5 | UAE Team Emirates - XRG | +00:00:02 |
6 | Groupama - FDJ | +00:00:04 |
Bei feuchter Witterung gingen alle 154 in die Rundfahrt gestarteten Profis auch in das zweite Teilstück der Tour de Pologne. Ein Quartett wollte es früh wissen: Die beiden WorldTour-Profis Patrick Gamper (Team Jayco AlUla) und Max Walker (EF Education - EasyPost) nahmen die beiden Lokalmatadoren Tomasz Budzinski und Patryk Stosz (beide Polnische Nationalmannschaft) mit.
Budzinski hatte sich es offenbar zur Aufgabe gesetzt, Punkte fürs Bergtrikot zu sammeln und nahm so auch gleich die Zähler nach elf Kilometern mit. Stosz, der schon zum Auftakt in der Gruppe des Tages war, sicherte sich die beiden Zwischensprints bei KM 26 und 35. Vom Feld, erneut angeführt von Ineos und Visma | Lease a Bike, bekamen sie dabei über weite Strecken um die drei Minuten Vorsprung zugesprochen.
Nachdem Stosz in einer Abfahrt mit Defekt zurückfiel, machte die Gruppe als Trio weiter. Gamper sicherte sich dann den dritten Sprint (KM 69), Budzinski erneut die Bergwertung (KM 85). In diesem Anstieg hatten UAE und Lidl - Trek dann die Tempoarbeit übernommen, den Vorsprung der Ausreißer 60 Kilometer vor dem Ziel auf 1:20 Minuten reduziert. Auf den nächsten 40 Kilometern ging dann noch eine halbe Minute weg.
22 Kilometer vor dem Ziel im Anstieg zur letzten Bergwertung ließ Walker, der sich in der Gruppe eher zurückhaltend präsentiert hatte, seine Fluchtgefährten stehen. 50 Sekunden Vorsprung hatte er oben auf das Duo, das Feld kam 20 Sekunden dahinter. Auf die letzten zehn Kilometer nahm der Spitzenreiter eine gute Minute mit. Seine einstigen Begleiter waren da gestellt.
Ineos, UAE und Alpecin-Deceuninck jagten den Briten aber unerbittlich. An der 5-Kilometer-Marke war der Ofen aus und das Feld ran. Im ansteigenden Finale dünnte das Peloton dann deutlich aus. Angriffe gab es keine - bis 700 Meter vor dem Ziel. Dann eröffnete Christen das Rennen, gefolgt von Fisher-Black. Doch die beiden waren zu früh dran. Vacek übernahm die Spitze und hatte Lapeira am Hinterrad. Mit Leichtigkeit überspurtete der den Tschechischen Meister und fuhr sich auf den letzten 200 Metern sogar noch ein kleines Polster heraus.