Paris-NizzaAlmeida fängt Vingegaard nach Wetterchaos noch ab und gewinnt 4. Etappe

Schon am Start in Vichy zeigte sich das französische Wetter nicht von seiner besten Seite. Magere sieberen Grad waren es zur Mittagszeit. Also: Warme Sachen für die Trikotträger Lipowitz, Jorgenson und Merlier.
Foto: Getty Images / Dario Belingheri
Joao Almeida hat die Bergankunft auf der 4. Etappe von Paris-Nizza für sich entschieden. Auf den letzten Metern des Schlussanstieges fuhr der Portugiese noch an Jonas Vingegaard vorbei, der sich aber mit dem Gelben Trikot trösten kann. Die Etappe war nach starken Schneeregenfällen für eine Dreiviertelstunde unterbrochen.

Zwischen Kilometer 45 und 29 vor dem Ziel wurde das Rennen neutralisiert, nachdem heftige Niederschläge eine Weiterfahrt zu gefährlich gemacht hatten. Die Rennleitung rief das Extreme Weather Protocol der UCI aus. Die Fahrer wurden gestoppt, bekamen Zeit, sich warme Kleidung zu besorgen und fuhren dann zunächst mit gebremstem Schaum weiter. Später wurden die Fahrer erneut angehalten und mit den Zeitabständen, die vor der Neutralisation bestanden, wieder losgeschickt.

Auf den unmittelbaren Ausgang der Etappe hatte das aber keinen Einfluss mehr. Nach 164 Kilometern von Vichy zur Skistation in La Loge des Gardes durch das Zentralmassiv reichte Almeida (UAE Emirates - XRG) der letzte Kilometer des Schlussanstieges, um den kleinen Abstand zwischen dem zum Zeitpunkt noch führenden Vingegaard (Visma | Lease a Bike) und einer Verfolgergruppe zu überbrücken, zum Dänen vorzufahren und ihn auf den letzten 250 Metern noch zu überholen.

Almeida zeigte sich nach seinem ersten Saisonsieg durchaus zufrieden. “Vom Schnee bis zum Finale ist heute viel passiert. Wir haben den Sieg verdient”, sagte er im Zielinterview. “Ich fühlte mich gut, auch wenn ich mit den kalten Temperaturen nicht ganz so gut umgehen kann. Gestern gab es für uns einen kleinen Rückschlag, heute lief es gut. Es funktioniert nicht immer alles nach Plan. Aber ich möchte meine Bestes geben, um diese Rundfahrt noch zu gewinnen”, so der 26-Jährige. Dafür müsste er aber noch mindestens 37 Sekunden auf Vingegaard gutmachen, der seinen Teamkollegen Matteo Jorgenson um fünf Sekunden aus dem Leadertrikot verdrängte.

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Starker Lipowitz jetzt Vierter der Gesamtwertung

Sein Bestes hatte auch Florian Lipowitz (Red Bull - BORA - hansgrohe) gegeben. Es reichte für einen starken fünften Rang. Er gehörte im Finale immer zur Spitzengruppe, musste erst auf den allerletzten Metern eine kleine Lücke aufgehen lassen und kassierte hinter Almeida, Vingegaard (+0:01 Sekunde), dem Dritten Mattias Sjkelmose (Lidl - Trek/+0:02) und Lenny Martinez (Bahrain - Victorious/+0:02) auf Rang vier sechs Sekunden Rückstand. In der Gesamtwertung kletterte der 24 Jahre alte Deutsche auf Rang vier, musste aber sein Weißes Trikot an Skjelmose abtreten.

Nach vorne im Gesamtklassement rückte er dennoch, weil neben seinem Teamkollegen Aleksandr Vlasov unter anderem auch Ben O’Connor (Team Jayco - AlUla) nach der langen Unterbrechung in der Kälte nicht wieder auf Touren kamen und spätestens zu Beginn des Schlussanstieges abreißen lassen mussten. Doch schon selbst direkt nach dem Neustart waren einige Profis nicht wieder auf Temperatur gekommen und das Hauptfeld zerbrochen.

Paris-Nizza 2025 - Ergebnisse der 4. Etappe



So lief die 4. Etappe von Paris-Nizza 2025

Das Profil der 4. Etappe von Paris-Nizza 2025Foto: A.S.O.Das Profil der 4. Etappe von Paris-Nizza 2025

Bei frischen sieben Grad am Start in Vichy zum Teilstück quer durch das Zentralmassiv dauerte es rund 20 Kilometer, bis sich eine achtköpfige Spitzengruppe dauerhaft vom Hauptfeld löste. Angeführt von Andreas Leknessund (Uno-X Mobility), der seine Kletterqualitäten in der Vergangenheit mit einigen Tagen im Rosa Trikot beim Giro d’Italia bereits nachweisen konnte, gelang es den Ausreißern, bis zu dreieinhalb Minuten Vorsprung herauszufahren.

Die Gruppe arbeitete gut zusammen, musste sich dann aber im Anstieg zur 2. Kategorie gut 50 Kilometer vor dem Ziel einem Ineos-Angriff erwehren. Tobias Foss und Josh Tarling gingen in die Offensive. Allerdings reichte der Vorsprung, sodass Ausreißer Thomas Garchignard (TotalEnergies) wie an den drei Bergwertungen der 3. Kategorie die meisten Punkte einfahren konnte und so seinen Teamkollegen Alexandre Delettre zwischenzeitlich aus dem Bergtrikot fuhr.

Rennen neutralisiert und wieder aufgenommen

Doch viel weiter kamen die Profis erstmal nicht mehr - zumindest nicht im Renntempo. Starker Regen, der teils mit Schnee und Hagel gemischt war, setzte ein. Daraufhin aktivierten die UCI-Regulateure das Extreme Weather Protocol, woraufhin das Rennen 45 Kilometer vor dem Ziel neutralisiert wurde. Die Fahrer rollten langsam weiter und wurden an der 29-Kilometer-Marke wieder gestoppt - kurz bevor es hinauf zum Zwischensprint ging. Mit den ursprünglichen Abständen ging es nach einer Dreiviertelstunde wieder weiter.

Doch nicht alle waren bei der Wiederaufnahme sofort wieder in der Lage, Vollgas zu gehen. In der Spitzengruppe ließ Leknessund schnell seine Begleiter hinter sich zurück. Und auch das Hauptfeld war in mehrere Gruppen zerfallen. Nicht alle GC-Fahrer schafften es dabei in die erste.

Noch bevor die vorletzte Bergwertung des Tages bei 12 Kilometern vor dem Ziel erreicht wurde, war Leknessund dann doch wieder gestellt. Zunächst von seinen Verfolgern, sodass Gachignard nochmal die Punkte mitnehmen konnte, kurz darauf auch von der Gruppe um die Favoriten. In den Schlussanstieg ging die Gruppe mit 40 Sekunden Vorsprung. Foss machte sich direkt zum Solo auf.

Vingegaard wird noch abgefangen

Doch das sollte nicht reichen. Mads Pedersen (Lidl - Trek) machte eine unglaubliche Arbeit in der Verfolgungsarbeit und brachte die Favoriten bis vier Kilometer vors Ziel, hängte dabei die Kletterer O’Connor und Felix Gall (Decathlon - AG2R La Mondiale) ab. Nach ein paar zaghaften Tempoverschärfungen von Lipowitz und Pablo Castrillo (Movistar) griff dann Vingegaard 2300 Meter vor dem Ziel an. Ihm konnte zunächst nur Martinez folgen, doch das blieb eine Momentaufnahme.

Die Lücke des Dänen wuchs aber nie auf über zehn Sekunden an, am Teufelslappen waren ihm acht verblieben. Das lag vor allem an Almeida, der die Gruppe, zu der nur noch Titelverteidiger Jorgenson, Skjelmose, Martinez und Lipowitz gehörten, wieder nach vorn brachte. Auf dem letzten steilen Stück stellte sich der Portugiese aber als der deutlich Stärkste heraus. Nicht nur, dass er seine Begleiter stehen ließ - auf den letzten 250 Metern schloss er auch die Lücke zu Vingegaard, hielt sich dort aber nicht lange auf, fuhr vorbei und sicherte sich den Tagessieg.

Und am Ende auch das Bergtrikot, denn für den Sieg am Schlussanstieg gab es satte 20 Punkte.

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