Paris-Nizza ist traditionell das erste große Rundfahrt-Highlight der Saison. Zwar stehen mit der Tour Down Under und der UAE Tour schon in Januar und Februar zwei World-Tour-Rundfahrten im Kalender der UCI, doch das erste große Kräftemessen der Rundfahrer geht üblicherweise in Frankreich und beim parallel ausgetragenen und einen Tag später startenden Tirreno-Adriatico über die Bühne.
2024 wird Paris-Nizza vom 3. bis 10. März ausgefahren. Die Startliste führt einige große Namen wie Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) oder Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe), der sein Debüt für die deutsche Mannschaft gibt. Der Gesamtsieg dürfte nur über diese beiden Stars gehen. Vorjahressieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) wird dagegen nicht mit von der Partie sein.
Die Streckenführung von Paris-Nizza 2024 bietet einen kleinen Vorgeschmack auf einen Teil der Tour-de-France-Strecke. Mehr als 1000 Kilometer stehen auf dem Plan, verteilt auf acht Etappen. Dazu kommen mehr als 17.000 Höhenmeter.
Direkt in Paris beginnt die Rundfahrt schon seit vielen Jahren nicht mehr. Doch war es zuletzt gute Tradition, den Auftakt in einen Vorort der Metropole zu legen. Und so ist es auch 2024. Les Mureaux im Nordwesten der Hauptstadt ist Schauplatz der 1. Etappe. Nach einer rund 100 Kilometer langen Runde gegen den Uhrzeigersinn wird erstmals der Zielstrich passiert.
Die zweite Runde ist etwa halb so lang, führt im Finale 12 Kilometer vor dem Ziel über dieselben zwei kurzen Steigungen, die mit über zehn Prozent in der Spitze das Potenzial haben, ein Feld in seine Einzelteile zu zerlegen. Die ersten 1750 Höhenmeter werden hier absolviert. Noch auf der Zielgeraden warten die letzten davon, denn wer gewinnen will, muss einen leichten Bergaufsprint hinlegen.
Wird es für die Sprinter auf dem ersten Teilstück noch schwierig, sollte die 2. Etappe eine klare Angelegenheit werden. In Thoiry, unweit von Versailles, startet allerdings auch der einzige Abschnitt, bei dem ein Massensprint der wahrscheinlichste Ausgang ist. Auf dem Weg Richtung Südosten nach Montargis warten nur kleinere Wellen. Allerdings soll der Abschnitt windanfällig sein, verrieten die Organisatoren. Trotzdem werden sich die schnellen Männer ihre Chance kaum von Ausreißern zunichte machen lassen wollen.
Eines der im Rennkalender selten gewordenen Teamzeitfahren bildet die 3. Etappe von Paris-Nizza 2024. Schon im Vorjahr stand es im Programm - und machte Schlagzeilen mit dem veränderten Modus. Der soll auch über die 26,9 Kilometer rund um Auxerre wieder zum Tragen kommen. Die Zeit für die Mannschaft, also für die Tageswertung, bleibt nach dem ersten Fahrer eines jeden Teams stehen. Für die Gesamtwertung wird jeder Fahrer einzeln gestoppt.
330 Höhenmeter gilt es zu überwinden, im Wesentlichen verteilt auf drei kleine Anstiege, den letzten davon auf der Zielgeraden.
Nach dem kurzen und von längeren Transfers umrahmten Abstecher nach Auxerre geht es weiter in das Weinanbaugebiet Beaujoulais zwischen Zentralmassiv und Jura. Reichlich Hügel gibt es hier aber auch, sodass mit 3300 Höhenmetern und der Ankunft auf dem Weinberg Mont Brouilly erstmals die Kletterer so richtig zum Zuge kommen werden.
Von Chalon-sur-Saone geht es über mehrere Kategorie-2-Anstiege in Richtung Süden. Vorletzte Hürde ist der Col du Fut d’Avenas - sogar ein Einser. Alle Anstiege sind eher unrhythmisch und haben in der Spitze deutlich zweistellige Steigungsprozente. Das gilt auch für den finalen Mont Brouilly, der 2016 zuletzt auf dem Plan stand, damals aber aufgrund zu starken Schneefalls gestrichen werden musste.
Dafür ist er in diesem Jahr gleich zweimal dran, denn schon nach 144 Kilometern wird sein Gipfel und damit der Zielstrich erstmals überquert. Die Entscheidung fällt aber erst rund 40 Kilometer später.
Nach einem weiteren Transfer beginnt die 5. Etappe in Saint-Sauveur-de-Montagut in den östlichen Ausläufern des Zentralmassivs. Von dort geht es in südöstlicher Richtung ins Alpenvorland nach Sisteron. Auf dem Weg dorthin warten vier Anstiege der 3-Kategorie und 2175 Höhenmeter, das Ziel liegt auf einer kleinen Welle und wird erstmals gut zehn Kilometer vor dem Ziel passiert.
Wenn sich nicht die Ausreißer bemüßigt fühlen, auf den langen, aber sanften Bergaufpassagen größere Ziele zu verfolgen, könnten hier nochmal die Sprinter zuschlagen.
Das Ziel des Vortags ist der Start der 6. Etappe. Von Sisteron geht es auf knapp 200 Kilometern, der längsten Etappe der Rundfahrt, nach La Colle-sur-Loup, eine kleine Gemeinde bei Nizza. Dort sollte bereits im letzten Jahr das sechste Teilstück enden. Doch unberechenbare Winde führten zu einer Absage der Etappe.
Abgesehen vom Start, der knapp 70 Kilometer Anlauf bis zur ersten größeren Hürde des Tages bietet, erinnert die Etappe doch sehr an das der ausgefallenen aus dem Vorjahr. Es dürfte eine für Ausreißer werden. Denn die 2475 Höhenmeter werden fast allesamt im Mittelteil des Tages absolviert, die letzten 22 Kilometer geht es fast ausschließlich bergab.
Das Finalwochenende von Paris-Nizza 2024 sollte eigentlich mit der Königsetappe der Rundfahrt beginnen. Geplant waren 173 Kilometer zur Bergankunft in Auron. Schlechtes Wetter macht den Organisatoren allerdings einen Strich durch die Rechnung. Die Etappe wurde abgeändert und endet nun mit einer Bergankunft auf dem Madone d’Utelle. Mehr zur neuen Streckenführung gibt es hier.
Der Schlusstag rund um Nizza wird kurz, aber intensiv. Auf den knapp 110 Kilometern warten nochmal 2350 Höhenmeter. Und auch hier werden wieder Teile der Strecke gefahren, die bei der Tour zu bewältigen sind - da dann allerdings auf der 21. Etappe im Einzelzeitfahren.
Zwischen La Turbie und dem Col d’Eze wird der gleiche Parcours unter die Räder genommen. Doch während der bis zu mehr als zehn Prozent steile Anstieg im Tour-Zeitfahren die größte Hürde sein könnte, ist es bei Paris-Nizza nur eine von vielen, die das Klassement nochmal durchwirbeln könnte. Hier sollte der Col des Quatre Chemins, etwa neun Kilometer vor dem Ziel und bis zu 16 Prozent steil, über Wohl und Wehe entscheiden. Denn danach geht es nur noch bergab, die allerletzten Kilometer sind eben. Verlorene Zeit ist da kaum mehr aufzuholen. Und in der jüngeren Vergangenheit waren es oft nur Sekunden, die den Sieger von seinen Verfolgern in der Gesamtwertung trennten.
In Deutschland wird die Fernfahrt Paris-Nizza 2024 bei Eurosport übertragen. An den Wochenenden läuft das Rennen bei Eurosport 2, unter der Woche bei Eurosport 1. Bei discovery+ (über Bezahl-Abo) wird zudem ein Live-Stream zu allen Etappen angeboten.