Die kompakte Etappe mit mehr als 3100 Höhenmetern auf 156 Kilometern zwischen Zarautz und Beasain kam zwar nur langsam in Schwung, bot dafür im zweiten Teil des Tages aber reichlich Spektakel. Mitte der Etappe wirkte Schachmann (Soudal - Quick-Step) mehrmals angeschlagen und hatte an den steilen baskischen Anstiegen Probleme, die Gruppe der Favoriten zu halten. In einem Flachstück rund 20 Kilometer vor dem Ziel überraschte der 31-Jährige dann mit einer Attacke, in der bis auf das Red-Bull-Duo Lipowitz und Aleksandr Vlasov zunächst alle Favoriten um den Gesamtsieg wie Almeida (UAE Emirates - XRG), Enric Mas (Movistar Team) und Mattias Skjelmose (Lidl - Trek) distanziert wurden.
Während sich vorne Vlasov für Lipowitz aufopferte, hatten Almeida und Co. dahinter mehrere Helfer, die die bis auf eine halbe Minute aufgegangene Lücke vor dem letzten Anstieg des Tages sieben Kilometer vor dem Ziel wieder so verringerten, dass die weiteren Favoriten zurückkamen. Almeida war stark genug, sogar noch eine Attacke zu reiten und sich kurzzeitig vor die Gruppe zu setzen. In der Abfahrt bis ins Ziel wurde er aber doch wieder zurückgeholt.
Dort schien dann der Spanische Meister Alex Aranburu (Movistar Team) zum Sieg zu fahren. Doch der Spanier nahm im letzten Kreisverkehr die vermeintlich falsche Ausfahrt, kürzte damit ab und wurde einige Minuten, nachdem er jubelnd den Zielstrich überquert hatte, relegiert. Damit ging der Sieg zunächst an Romain Gregoire (Groupama - FDJ), der den Sprint der Verfolger vor Schachmann und Almeida für sich entschieden hatte.
Nach Überprüfung weiterer Beweise - einschließlich Veloviewer-Daten, dem Roadbook und Angaben des Teams - erklärte der Veranstalter jedoch, dass der Cofidis-Fahrer den Kreisverkehr korrekt passiert hatte und ein Beschilderungsfehler bestand. Die Relegation von Aranburu wurde aufgehoben. In einem Statement erläuterte die Rennorganisation ihr Vorgehen.
“Nach dem ersten Bildmaterial, das wir erhalten haben, haben wir entschieden, den Fahrer mit der Nummer 51 wegen ‘Abweichung von der Rennstrecke, die einen Vorteil darstellt’ zu disqualifizieren, da die Bilder zu zeigen schienen, dass der Fahrer den Kreisverkehr in einer Weise genommen hatte, die von der ausgeschilderten Route abwich. Nach Erhalt und Prüfung zusätzlicher Beweise, einschließlich der Daten von Veloviewer, des Roadbooks und des Teams, wurde jedoch deutlich, dass alle verfügbaren Informationen darauf hindeuteten, dass der fragliche Kreisverkehr auf die vom Cofidis-Fahrer gewählte Art und Weise durchfahren werden sollte. In Übereinstimmung mit Artikel 1.2.064 des UCI-Reglements, der besagt, dass ‘die Fahrer die Strecke im Voraus studieren sollen’. In diesem Fall folgte der Fahrer korrekt dem angegebenen Weg. Außerdem vergrößerte sich der Vorsprung des Fahrers nach der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr bis zur Ziellinie weiter. Der Veranstalter des Rennens wurde ebenfalls konsultiert und bestätigte, dass es sich um einen Beschilderungsfehler am betreffenden Kreisverkehr handelte. Daher hat das Kommissarsgremium beschlossen, seine ursprüngliche Entscheidung aufzuheben, und die Passage des Fahrers über die Ziellinie wird als gültig bestätigt.”
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RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Cofidis | 03:45:21 |
2 | Groupama - FDJ | +00:00:03 |
3 | Soudal Quick-Step | +00:00:03 |
4 | UAE Team Emirates - XRG | +00:00:03 |
5 | Movistar Team | +00:00:03 |
6 | Lidl - Trek | +00:00:03 |
Nachdem auf den ersten 30 Kilometern nichts passierte, löste sich an der zweiten Bergwertung des Tages erst die beiden Franzosen Bruno Armirail (Decathlon AG2R La Mondiale) und Matteo Vercher (Team TotalEnergies) und wenig später eine 30-köpfige Gruppe, die mit Sepp Kuss (Visma | Lease a Bike), Marc Soler (UAE Emirates - XRG) und weiteren guten Kletterern gut besetzt war. Doch obwohl alle großen Mannschaften vorne vertreten waren, bekamen die Ausreißer keine freie Fahrt und wurden recht schnell wieder zurückgeholt.
Während Armirail ganz vorne allein - Vercher hatte er schnell abgeschüttelt - weiter seine Kreise zog und Bergwertung um Bergwertung gewann, versuchten sich dahinter nun kleinere Gruppen aus dem Feld zu lösen, die aber auch trotz geringerer Prominent und besserer Kontrollierbarkeit keine freie Fahrt bekamen.
In der Abfahrt vom schwersten Anstieg des Tages in Santa Ageda (2. Kategorie) lösten sich Kuss, Isaac del Toro (UAE Emirates - XRG) und Aleksandr Vlasov (Red Bull - BORA - hansgrohe) aus dem Peloton, doch bevor sie zu Armirail aufschließen konnten, hatte das Feld die Gefahr wieder gebannt. 73 Kilometer vor dem Ziel war dann auch der Franzose wieder gestellt. Im Anstieg zum folgenden Mandubia (2. Kategorie) attackierten sich die GC-Fahrer dann weiter gegenseitig. Florian Lipowitz (Red Bull - BORA - hansgrohe) versuchte sich, dann ging Brandon McNulty (UAE Emirates - XRG) mit Harold Tejada (XDS Astana Team) am Hinterrad.
Zu dem Duo schlossen Joao Almeida (UAE Emirates - XRG), das Movistar-Duo Enric Mas und Nelson Oliveira sowie Mattias Skjelmose (Lidl - Trek) auf, wodurch vor allem Red Bull unter Druck geriet. Doch die Abstände blieben 60 Kilometer vor dem Ziel übersichtlich und waren kurz darauf wieder egalisiert. Unter dem Tempodiktat von McNulty schrumpfte die Spitzengruppe. Mit einer weiteren Attacke von Soler erhöhte UAE den Druck aber weiter.
Soler bekam Unterstützung durch die beiden Franzosen Clément Berthet (Decathlon AG2R La Mondiale) und Rudy Molard (Groupama - FDJ). Das Trio harmonierte gut und konnte sich mehr als eine Minute an Vorsprung auf die Favoritengruppe herausarbeiten. Im extrem steilen Anstieg nach Gainza (3. Kategorie) schrumpfte die Differenz zwischen den Favoriten, die ebenfalls weiter ausgedünnt wurden - auch Schachmann bekam Probleme - und Berthet, der Soler und Molard abgestellt hatte. 30 Kilometer vor dem Ziel war der Decathlon-Profi dann der letzte verbliebene Profi vor Almeida, Lipowitz und Co.
Im folgenden Flachstück überraschte Schachmann dann seine Konkurrenten mit einem Angriff. Die Attacke saß, sie überraschte UAE mit Almeida, der den Sprung nach vorne wie Skjelmose nicht schaffte und schnell eine halbe Minute Rückstand kassierte. Lipowitz und Vlasov hingegen waren Teil der 13 Mann starken Gruppe, in der ansonsten keine weiteren Top-Favoriten steckten. Lipowitz nutzte die Chance und sicherte sich dabei am letzten Zwischensprint eine Bonussekunde.
Über Kilometer bolzte Vlasov für Lipowitz Tempo, doch ansonsten unterstützte keiner die Tempoarbeit, sodass die Almeida-Gruppe ihren Rückstand vor dem letzten, nochmal sehr steilen Anstieg bei Lazkaomendi sieben Kilometer vor dem Ziel auf 15 Sekunden verringerte.
In jenem Anstieg wurde Berthet gestellt. Während Schachmann mit der zweiten Luft und Lipowitz den Anstieg von vorne nahmen, hatte sich von hinten Almeida bereits wieder in die Gruppe gefahren und dann auf den letzten Metern die kleine Spitzengruppe abgehängt. In der Abfahrt riss er ein Loch, dass zunächst nur Aranburu schließen konnte. Als sich Almeida 1900 Meter vor dem Ziel versteuerte, war dann aber der Spanier auf Siegkurs.
Während Aranburu mit ein paar Metern Vorsprung über die Ziellinie fuhr, hatten Schachmann, Lipowitz, Skjelmose, Mas und weitere Fahrer wieder zu Almeida aufgeschlossen und sprinteten um Rang zwei. Den sicherte sich Gregoire vor dem Mann im Gelben Trikot, der damit noch ein paar Bonussekunden mitnahm und seine Führung damit ausbauen konnte.
Zumindest war dieses das Szenario für ein paar Minuten. Denn nachdem sich die Jury für ein paar Minuten zusammengesetzt hatte, wurde statt Aranburu der Zweitplatzierte Gregoire zum Etappensieger erklärt. Aranburu hatte am letzten Kreisverkehr abgekürzt. Der Spanier nahm zwar die Linienführung, die deutlich ungefährlicher war, weil nach einer Abfahrt somit weniger Lenkbewegung notwendig war - doch zeigten die Hinweisschilder auf der Straße und ein paar Ordner eindeutig in die andere Richtung. Seine Verfolger nahmen den etwas längeren Weg. Später am Abend wurde die Entscheidung revidiert und Aranburu wieder zum Sieger erklärt.
Schachmann indes holte noch vier Bonussekunden als Tagesdritter. Zweiter ist nun Lipowitz, der sich am Zwischensprint eine Bonussekunde sicherte und sich damit an Almeida vorbeischob.