Giro d’Italia 2022Die entscheidenden Bergetappen der Italien-Rundfahrt

Thomas Goldmann

 · 10.05.2022

Giro d’Italia 2022: Die entscheidenden Bergetappen der Italien-RundfahrtFoto: Getty Images / Tim de Waele
Der Mortirolo wird auch 2022 beim Giro d’Italia befahren

Der Giro d’Italia 2022 ist ein Fest für die Kletterer. Es warten mythische Anstiege auf das Peloton. TOUR blickt auf die entscheidenden Bergetappen der Italien-Rundfahrt.

Etappe 4 Avola - Ätna (Rifugio Sapienza) - 172km, Dienstag 10. Mai - 3.500 Höhenmeter

Aufgrund des Auslandsstarts in Ungarn gibt es bereits nach drei Etappen den ersten Ruhetag, an dem der Tross des Giro d’Italia 2022 nach Sizilien übersetzt. Dort müssen am Dienstag 3.500 Höhenmeter auf 172 Kilometern bewältigt werden. Vor allem das Finale hinauf zum Ätna hat es in sich. Die letzten 22,8 Kilometer geht es mit 5,9 Prozent im Durchschnitt bergauf. Es ist der erste Showdown zwischen den Favoriten. Hier kann der Giro noch nicht gewonnen, wohl aber verloren werden.

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Etappe 7 Diamante - Potenza (196km), Freitag 13. Mai - 4.510 Höhenmeter

In der 7. Etappe steht zwar keine Bergankunft auf dem Programm und doch ist dieser Tagesabschnitt mit 4.510 Höhenmetern einer der schwersten. Es geht mit Ausnahme der ersten zehn Kilometer den ganzen Tag nur rauf und runter.

Nach dem Passo Colla (3. Kategorie), dem Monte Sirino (1. Kategorie) und dem Monte Scuro (2. Kategorie) erreichen die Fahrer die letzte Steigung nach La Sellata (3. Kategorie). Der finale Berg der Etappe ist nicht sonderlich steil (7,8 Kilometer mit 5,9 Prozent Durchschnittssteigung). Doch es geht den ganzen Tag über kleine, schmale, verwinkelte Straßen, was den einen oder anderen Favoriten des Giro d’Italia 2022 ins Hintertreffen bringen könnte.

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Etappe 9 Isernia - Blockhaus (191km), Sonntag 15. Mai - 5.000 Höhenmeter

War der Ätna eine erste Vorselektion, so wird das Gesamtklassement am Blockhaus noch konkretere Gestalt annehmen. Der Passo Lanciano (1. Kategorie - rund 40 Kilometer vor dem Ziel) läutet das Finale ein, ehe es zur Bergankunft am Blockhaus auf 1.665 Metern geht. Der Schlussanstieg hat es in sich! 13,6 Kilometer mit 8,4 Prozent im Durchschnitt.

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Das Blockhaus war letztmals 2017 Ziel einer Giro-Etappe. Damals siegte Nairo Quintana vor Thibaut Pinot und Tom Dumoulin. Die ersten 15 Fahrer kamen innerhalb von 3:30 Minuten an - und auch diesmal dürfte es große Zeitabstände geben. Zumal danach ein Ruhetag ansteht, der den Favoriten Gelegenheit zur Erholung von etwaigen Attacken gibt.

 Beim Giro 2017 hängte Nairo Quintana Vincenzo Nibali und Thibaut Pinot am Blockhaus ab.Foto: Getty Images / Tim de Waele
Beim Giro 2017 hängte Nairo Quintana Vincenzo Nibali und Thibaut Pinot am Blockhaus ab.

Etappe 16 Salo - Aprica (202km), Dienstag 24. Mai - 5.250 Höhenmeter

An diesem Tag geht es für die Fahrer über den legendären Mortirolo. Zwar wird der Anstieg dieses Jahr von Edolo aus angefahren und ist mit 12,6 Kilometern und 7,6 Prozent Durchschnittssteigung nicht zu vergleichen mit den Auffahrten von Mazzo di Valtellina oder Tovo di Sant’Agata, doch im Finale warten noch der unkategorisierte Anstieg nach Teglio und die Auffahrt nach Valico di Santa Cristina (1. Kategorie - 13,5 Kilometer mit 8 Prozent Durchschnittssteigung). Danach geht es mit horrendem Tempo talwärts ins Ziel nach Aprica.

Eine Besonderheit der Etappe ist, dass sie nach einem Ruhetag stattfindet. In der Vergangenheit gab es bereits einige Fahrer, die mit solch einer schweren Etappe im Anschluss Probleme hatten.

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Etappe 17 Ponte di Legno - Lavarone (168km), Mittwoch 25. Mai - 3.730 Höhenmeter

Das Etappenfinale ähnelt dem des Vortags: wieder geht es vom letzten Berg eine kurze Abfahrt ins Ziel. Der letzte Anstieg über die Kaiserjägerstraße (1. Kategorie) ist mit 7,9 Kilometern nicht sonderlich lang, dafür mit 9,9 Prozent im Mittel sehr steil.

Verwinkelte Straßen und zahlreiche Tunnel bieten optimales Terrain für Angreifer, um sich den Blicken der Verfolger zu entziehen.

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Etappe 20 Belluno - Marmolada (Passo Fedaia - 167km), Samstag 28. Mai - 4.490 Höhenmeter

Eine brettharte Etappe mit drei Dolomiten-Riesen kurz vor Ende des Giro d’Italia 2022. Zunächst wartet der Passo San Pellegrino auf die Fahrer. Dieser wird von der schweren Ostflanke über Cencenighe Agordino befahren. Die ersten 12 Kilometer sind bei maximal 8 Prozent Steigung noch moderat. Doch auf den letzten rund 6 Kilometern beträgt die Durchschnittssteigung 9 Prozent, bei Rampen von bis zu 15 Prozent.

Nach rasender Abfahrt in Richtung Moena geht es das Fassatal hinauf bis Canazei, wo der Passo Pordoi wartet - mit 2.239 Metern Höhe die Cima Coppi, der höchste Punkt des Giro 2022. Es folgt das große Finale am Passo Fedaia. Ab Malga Ciapela wird es extrem steil. Die letzten rund 5,5 Kilometer fällt die Steigung selten unter 10 Prozent und es gibt eine Rampe von bis zu 18 Prozent.

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2011 wurde der Fedaia-Pass letztmals beim Giro befahren. Damals endete die 229 Kilometer lange Kletterpartie mit einem Sieg des Basken Mikel Nieve an der Gardecciahütte.

So weit müssen die Profis diesmal nicht fahren. Dennoch bietet die Etappe vor dem Zeitfahren in Verona die letzte große Bühne für die starken Bergfahrer, um sich ein ausreichendes Polster für den Kampf gegen die Uhr zu erarbeiten und den Giro d’Italia 2022 letztlich zu gewinnen.