Der gebürtige Augsburger ist der deutsche Teilnehmer, der am besten sichtbar ist: Als aktueller Deutscher Meister im Straßenrennen trägt der Radprofi vom Team Tudor ein weißes Trikot mit schwarz-rot-goldenem Brustring. Der 22-Jährige ist einer von vier Giro-Debütanten aus Deutschland. Im Jahr 2022 hatte er letztmals ein dreiwöchiges Etappenrennen bestritten, und bei der Vuelta a España mit einem fünften Tagesrang auf einer Bergetappe für Aufhorchen gesorgt. Für den angriffslustigen Rennfahrer bedeutet der Start bei der Italien-Rundfahrt eine Art Heimrennen. Seine Mutter stammt aus Italien - der Radprofi spricht Italienisch. Im vergangenen Jahr ist das 59-Kilo-Leichtgewicht nach dem Wechsel zum Schweizer Rennstall Tudor aufgeblüht - feierte die ersten beiden Profi-Siege seiner Karriere. Der Aufsteiger startet an der Seite von Michael Storer, der im April bei der Tour of the Alps mit Fahrweise und Gesamtsieg begeisterte.
Er startet gleichsam als Solist bei Red Bull - BORA - hansgrohe - besser gesagt als einziger deutscher Starter beim einzigen deutschen Team, das ins Rennen geht. Dabei gilt Nico Denz als herausragender Teamplayer - der aber auch die eigenen Chancen zu nutzen weiß. Er schleppt genauso die Kapitäne durchs Land, wie er ganz große Siege zu feiern weiß. In Italien gelangen ihm beim Giro seine größten Erfolge: Im Jahr 2023 siegte er auf zwei Etappen als Bester einer Ausreißergruppe. Solche Alleingänge könnten dieses Jahr schwierig werden. Hauptziel seines Arbeitgebers: Eine Top-Platzierung von Kapitän Primož Roglič, der vor zwei Jahren (damals noch im Trikot von Jumbo-Visma) seinen ersten Gesamtsieg beim Giro holte. Zählt zur Leibgarde des Slowenen, mit dem er nach Tour und Vuelta die dritte Grand Tour in Folge bestreitet.
Es schadet Felix Engelhardt sicher nicht, dass er regelmäßig mit Kumpel Florian Lipowitz in der gemeinsamen Wahlheimat Tirol oder auf Mallorca trainiert. Der Berufskollege, der für Red Bull - BORA - hansgrohe fährt, zählt mittlerweile zu den besten Rundfahrtspezialisten im Peloton, wie er mit Gesamtrang sieben bei der Vuelta 2024 bewies. Der einstige U23-Europameister gibt beim Giro sein Debüt. Ein Mann für schnelle Finals - speziell dann, wenn es lange schwer oder am Ende bergauf geht, wie sein Arbeitgeber betont. Das Rennen ist sein wichtigstes persönliches Ziel in diesem Jahr.
Der 25-Jährige aus Herrenberg hat sich mittlerweile als wichtiger Helfer bei den INEOS Grenadiers etabliert. Der Rennstall geht mit dem einstigen Tour- und Giro-Sieger Egan Bernal ins Rennen. Auch der 25-jährige Niederländer Thymen Arensmann ist ein Anwärter auf eine Top-Platzierung im Gesamtklassement. Für Heiduk bedeutet das: Es wartet viel Arbeit auf den tempofesten Allrounder. Eher klein ist die Chance, dass er in Italien seinen ersten Profi-Sieg feiern wird.
Der 25-jährige Berliner steht erstmals beim Giro am Start, bringt aber schon Erfahrung von einer Grand Tour mit. Im vielseitigen belgischen Rennstall Alpecin - Deceuninck, der ohne Mathieu van der Poel und Jasper Philipsen den Giro bestreitet, bieten sich eventuell Chancen, auf eigenen Erfolg zu fahren. Dürfte aber vor allem den Job als Tempobolzer machen, um dem australischen Teamkollegen Kaden Groves Etappensiege im Sprint zu ermöglichen. Er selbst ist bisher ohne Sieg bei den Profis. Gute Gene hat er: Hollmanns Mutter Birgit war selbst Radprofi und Deutscher Meisterin im Cyclocross.
Der Hoffnungsträger in den Massensprints aus deutscher Sicht: Zuletzt darbten die Deutschen, die jahrzehntelang dank Erik Zabel, André Greipel und Marcel Kittel erfolgsverwöhnt waren, wenn es um Erfolge in Hochgeschwindigkeitsfinals ging. Pascal Ackermann konzentriert sich in diesem Jahr auf einen möglichen zweiten Start bei der Tour de France. Max Kanter ist daher der Endschnellste unter den Deutschen beim diesjährigen Giro. Die Form stimmt: Während der Vorbereitung feierte er seinen zweiten Sieg als Profi - im Sprint beim Famenne Ardenne Classic. Wichtig: Als Sprinter kann er wichtige Ranglistenpunkte mit guten Platzierungen einfahren. Sein Rennstall aus Kasachstan jagt den Klassenerhalt - man braucht viele gute Ergebnisse, um auch in Zukunft die World-Tour-Lizenz lösen zu können. Kanter und sein Arbeitgeber haben gemeinsam: Sie sollten spät richtig mit dem Erfolge sammeln beginnen.
Er ist der Spätberufene unter Deutschlands Radprofis: Erst mit 28 Jahren schaffte der gebürtige Stuttgarter den Sprung in den Profi-Radsport bei Alpecin, zuvor schlug er sich in kleineren Teams mehr schlecht als recht durch. War schon häufiger nah am ersten Profisieg dran. Wichtiger Mann für Klassementfahrer Michael Storer im Flachen. Zudem geeignet für eine Rolle als Positionierer für die Grand-Tour-Debütanten Maikel Zijlaard und Rick Pluimers, die in den Sprintfinals erfolgreich mitmischen könnten.
Der Pfälzer stammt aus einer Radsportfamilie aus Queidersbach: Der Papa Andreas ist Trainer und Leiter eines Nachwuchsteams, Brüder und Schwester sind oder waren Radsportler. Er zählt zu den unauffälligen Deutschen im Peloton: Der Klassikerspezialist hat sich beim Team Picnic PostNL als schneller Allrounder unentbehrlich gemacht. Vermutlich wird er auch beim diesjährigen Giro unauffällig Arbeit verrichten: Mögliche Jobs: Die Sprints für Caspar van Uden vorbereiten, dem jungen Kletter-Talent Max Poole im Flachen beim Kräftesparen helfen und natürlich Teamkapitän Romain Bardet die letzte Teilnahme bei einem dreiwöchigen Etappenrennen so angenehm und erfolgreich wie möglich machen. Bestritt bereits vor zwei Jahren den Giro. Bisher seine einzige Grand Tour.
Familie Steinhauser lieferte beim Giro d’Italia 2024 aus deutscher Perspektive die emotionalsten Bilder: Als Georg Steinhauser im Ziel der 17. Etappe als Sieger ungläubig den Hände über Kopf und Helm zusammenschlug, weinte Papa Tobias im Studio des TV-Senders Eurosport live Tränen der Freude. Er habe seinen Vater noch nie derart emotional gesehen, sagte der Junior im Doppelinterview für TOUR. Der Senior hatte einst als Radprofi einen Tageserfolg beim Giro verpasst - später aber durchaus Erfolge als WM-Fünfter 2000 und Etappensieger bei der Tour de Suisse gefeiert. Aber der Ex-Profi (bei Teams wie Refin, Mapei, Gerolsteiner, Bianchi und T-Mobile) weiß, wie hart der Weg im Radsport bis zum Erfolg ist. Spross Georg hat sich langsam in den Job als Radprofi eingearbeitet und zunächst eine Lehre als Metallbauer abgeschlossen - im Metallbau-Unternehmen des Vaters. Es gab keine Vorschusslorbeeren für den Neffen von Radsport-Privatier Jan Ullrich. Im Allgäu wird eben ordentlich geschafft - und als Radprofi fiel der kletterstarke Scheidegger dadurch auf, dass er auf sein Glück regelrecht einprügelte oder eintrat - es immer wieder versuchte, bis der entscheidende Erfolg auf dem Passo Brocon gelang. Neben dem Olympiasieger und Giro-Sieger 2019, Richard Carapaz, Leistungsträger seines Teams im Hochgebirge.
Last, but not least aus deutscher Perspektive: Florian Stork ist lediglich alphabetisch der Letzte unter den Deutschen. Er ist mittlerweile 28 Jahre alt - aber er wird immer noch besser. Im Januar feierte er seinen ersten Sieg als Profi auf Mallorca. Seit seinem Wechsel zu Tudor in die Schweiz scheint er Stärke und Selbstbewusstsein gefunden zu haben. Wichtiger Mann für Klassementfahrer Michael Storer, wenn es bergauf geht.