134 Kilometer und ein Klassikerprofil mit zahlreichen kurzen und giftigen Anstiegen standen am Schlusstag des Giro d’Italia der Frauen noch zwischen Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) und ihrem Gesamtsieg der Rundfahrt. Und mit lediglich 22 Sekunden an Vorsprung auf die Zweitplatzierte Marlen Reusser (Team Movistar) war die Ausgangslage alles andere als beruhigend. Doch ein Angriff von Reusser blieb auf der letzten Etappe aus, sodass Longo Borghini in Imola ihren zweiten Giro-Gesamtsieg feierte.
Das Teilstück mit Start in Forli sicherte sich schließlich Liane Lippert (Team Movistar), die zuvor bereits die 6. Etappe gewonnen hatte. Zwei Kilometer vor dem Ziel folgte die Friedrichshafenerin einer Attacke von Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime) und besiegte die Niederländerin auf der Rennstrecke von Imola deutlich im Sprint.
”Ich bin total happy. Das ist schon ein bisschen surreal, dass ich beim Giro meine zweite Etappe gewinne. Natürlich war Marlen nicht happy über das gestrige Ergebnis, aber wir haben beschlossen, das abzuhaken und heute nochmal Vollgas zu geben”, sagte Lippert im Siegerinterview. Am Vortag hatte Reussser auf der Königsetappe das Rosa Trikot an Longo Borghini verloren.
Aus der Favoritengruppe gewann Reusser acht Sekunden später den Sprint um Platz drei. Die vier Bonussekunden waren für die Schweizerin aber zu wenig, um Longo Borghini im Rosa Trikot noch zu gefährden. Die Italienerin kam zeitgleich mit Reusser ins Ziel. Zu der Gruppe zählte auch Antonia Niedermaier (CANYON//SRAM zondacrypto), die ihren fünften Platz in der Gesamtwertung verteidigte und die Nachwuchswertung der Rundfahrt gewann. Bereits 2024 hatte Niedermaier das Weiße Trikot gewonnen. Damals war sie GEsamtsechste geworden.
Im Abschlussklassement des Giro d’Italia 2025 lag Longo Borghini 18 Sekunden vor Reusser. Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) folgt mit 1:11 Minuten. Gigante gewann zudem die Bergwertung. Die Punktewertung ging an Lorena Wiebes (SD Worx – Protime), die auf der Etappe als Ausreißerin unterwegs war.
Eine Fluchtgruppe suche man vergebens auf den ersten 25 Kilometern. Aus dem Feld gewann daher Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) die erste Bergwertung nach Monticino (3. Kategorie) und übernahm damit wieder die Führung in der Sonderwertung von Usoa Ostolaza (Laboral Kutxa - Fundación Euskadi). Kurz nach der Bergwertung attackierte Lorena Wiebes (Team SD Worx - Protime), die Führende der Punktewertung, als erste Fahrerin und bekam kurz darauf Begleitung durch Lea Curinier (FDJ - SUEZ) und Sara Casasola (Fenix-Deceuninck).
Die letzte Etappe war keinesfalls ein Ausrollen für die Fahrerinnen. Die Etappe wurde im Finale auf einem Rundkurs ausgetragen, der auch die Formel 1-Rennstrecke von Imola beinhaltete. Viermal musste die Runde absolviert werden, jeweils mit den zwei anspruchsvollen Anstiegen Cima Gallisterna und der Auffahrt nach Mazzolan. In Summe kam die Etappe auf 2.200 Höhenmeter.
Die erste Bergwertung an der Cima Gallisterna (3. Kategorie) gewann Curinier. 89 Kilometer vor dem Ziel passierte das Spitzentrio erstmals die Zielankunft in Imola. Der Vorsprung der Ausreißer stieg jedoch nur knapp über eine Minute. Curinier sammelte im Anschluss weiter Bergpunkte und gewann die Wertungen nach Mazzolano (4. Kategorie) und die erneute Auffahrt zur Cima Gallisterna.
67 Kilometer vor dem Ziel lösten sich mit Amanda Spratt (Lidl - Trek) und Mikayla Harvey (Team SD Worx - Protime) aus dem Feld und schlossen wenige Kilometer später zum Spitzentrio auf. In Mazzolano gewann 47 Kilometer vor dem Ziel dann Casasola die Bergwertung, am Cima Gallisterna schlug kurz darauf erneut Curinier als Siegerin zu. Dort fiel zudem Wiebes aus der Spitzengruppe zurück.
Der anspruchsvolle Kurs führte derweil zu einer Selektion im Feld, sodass 30 Kilometer vor dem Ziel rund 30 Fahrer noch im Feld zusammen waren. Der Vorsprung der vier Ausreißer betrug zu diesem Zeitpunkt noch 30 Sekunden. Wenige Kilometer später fielen Casasola und Spratt zurück ins Feld. Aus dem Peloton griff wiederum Silke Smulders (Liv AlUla Jayco) an, schloss 20 Kilometer vor dem Ziel zu Curinier und Harvey auf – und ließ beide im letzten Anstieg des Tages zur Cima Gallisterna zehn Kilometer später stehen. Unter den Favoriten blieben Angriffe jedoch aus, insbesondere von Marlen Reusser.
Smulders Vorsprung betrug allerdings nur wenige Sekunde, sodass ihre Flucht fünf Kilometer vor dem Ziel beendet war. Trotzdem sicherte sich Niederländerin die letzte Bergwertung an der Cima Gallisterna. Aus der 15-köpfigen Favoritengruppe griff zwei Kilometer vor dem Ziel dann Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime) und bekam Gesellschaft durch Liane Lippert (Team Movistar). Im Sprint feierte die Deutsche dann ihren zweiten Etappensieg bei diesem Giro d’Italia Women.