Am vorletzten Tag des Giro d’Italia der Frauen wartete die Königsetappe von Fermignano zum Monte Nerone auf die Fahrerinnen. Die 150 Kilometer boten kaum Flachpassagen, stattdessen eine Reihe von kurzen, aber anspruchsvollen Anstiegen – mit dem Finale hinauf auf einer Höhe von 1395 Metern zum Monte Nerone. Noch vor der Schlusssteigung distanzierte Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) mit einer Attacke die Gesamtführende Marlen Reusser (Team Movistar) und übernahm das Rosa Trikot.
Der Etappensieg ging an Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team), die im Finale des Schlussanstiegs attackierte und Longo Borghini noch abfing. Longo Borghini kam mit 45 Sekunden Rückstand auf Etappenplatz zwei, als Tagesdritte folgte Isabella Holmgren (Lidl – Trek, +1:14). Drei Sekunden später erreichte Reusser das Ziel – und fiel in der Gesamtwertung auf Platz zwei zurück. Vor der Etappe hatte die Schweizerin lediglich 16 Sekunden Vorsprung vor Longo Borghini. Zeitgleich mit Reusser kam Antonia Niedermaier (CANYON//SRAM zondacrypto) ins Ziel.
In der Gesamtwertung liegt Longo Borghini vor der Schlussetappe nun 22 Sekunden vor Reusser. Die Italienerin hat nun beste Chancen, ihren Vorjahressieg beim Giro d’Italia zu wiederholen. Tagessiegerin Gigante verbesserte sich auf Gesamtrang drei (+1:11 Minuten), Niedermaier machte einen Sprung von Position sieben auf Platz fünf (+3:07 Minuten). Anna van der Breggen (Team SD Worx – Protime), zuvor Gesamtdritte, verlor auf der Etappe derweil 2:48 Minuten und fiel auf Rang sechs zurück.
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | AG Insurance - Soudal Team | 04:44:14 |
2 | UAE Team ADQ | +00:00:45 |
3 | Lidl - Trek | +00:01:14 |
4 | Movistar Team | +00:01:17 |
5 | CANYON//SRAM zondacrypto | +00:01:17 |
6 | Human Powered Health | +00:01:21 |
Mit Start der Etappe in Fermignano gab es direkt zahlreiche Attacken, aus denen schließlich Mijntje Geurts (Team Visma | Lease a Bike) als alleine Ausreißerin hervorging. Die Niederländerin baute sich schnell einen Vorsprung von vier Minuten auf das Feld auf und gewann die Bergwertungen in Moria (2. Kategorie) nach 60 Kilometern. Am gleichen Anstieg begaben sich Usoa Ostolaza (Laboral Kutxa - Fundación Euskadi) und Shirin van Anrooij (Lidl – Trek) aus dem Feld auf die Verfolgung von Geurts. Der Rückstand betrug zu diesem Zeitpunkt rund drei Minuten, wurde auf den folgenden Kilometern jedoch sukzessive kleiner.
Am Passo La Croce (3. Kategoeie) nach rund 80 Kilometern sicherte sich Geurts erneut die Punkte. Kurz vor der Auffahrt nach La Forchetta (2. Kategorie) schlossen 58 Kilometer vor dem Ziel Ostolaza und van Anrooij zur Niederländerin auf. Der Vorsprung betrug zu diesem Zeitpunkt noch fast fünf Minuten auf das Feld. Die Bergwertung in La Forchetta sicherte sich im Anschluss Ostolaza.
29 Kilometern vor dem Ziel, an einer nicht kategorisierten Steigung, setzte sich van Anrooij von ihren Begleiterinnen ab und fuhr fortan als Solisten weiter. Das Feld war an diesem Punkt bereits auf rund 30 Fahrer reduziert. 21 Kilometer vor dem Ziel ging in einer Abfahrt UAE Team ADQ in die Offensive und griff mit Elisa Longo Borghini und deren Teamkollegin Silvia Persico an, Liane Lippert (Team Movistar) sprang hinterher – Marlen Reusser (Team Movistar) im Rosa Trikot blieb in der großen Gruppe.
Die 14 Kilometer lange Schlusssteigung ging van Anrooij mit einen Vorsprung von rund drei Minuten auf die Verfolgergruppe um Longo Borghini, Persico und Lippert an. Unter der Tempoarbeit von Persico baute Longo Borghini ihren Vorsprung auf Reusser schnell auf 30 Sekunden aus – wodurch die Italienerin virtuell das Rosa Trikot übernahm. Lippert wiederum hing nur am Hinterrad der beiden UAE-Fahrerinnen. Zehn Kilometer vor dem Ziel war die Arbeit von Persico erledigt.
Kurz darauf ließ sich Lippert zurückfallen, um durch Tempoarbeit den Rückstand für ihre Teamkollegin Reusser nach vorne zu minimieren. Drei Kilometer später musste allerdings auch Lippert ausscheren, wodurch Reusser nur noch eine Helferin an ihrer Seite hatte. Der Rückstand zu Longo Borghini betrug sieben Kilometer vor dem Ziel 50 Sekunden – und wuchs immer weiter.
Fünf Kilometer vor dem Ziel setzte sich Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) aus der Favoritengruppe ab, während an der Spitze Longo Borghini die letzte Ausreißerin van Anrooij überholte. Reusser fand sich in einer Verfolgergruppe um Antonia Niedermaier (CANYON//SRAM zondacrypto) wider, hing dort aber konsequent an eine der hinteren Positionen.
Drei Kilometer vor dem Ziel schloss Gigante die Lücke zu Longo Borghini und ließ die Italienerin wenig später stehen.