Giro d'Italia Women 2025 - 4. EtappeGigante gewinnt Bergankunft, Niedermaier Vierte

Sebastian Lindner

 · 09.07.2025

Einen letzten Tag in Rosa genoss Anna Henderson zum Start der 4. Etappe des Giro d'Italia Women.
Foto: Getty Images / Luc Claessen
Die Australierin Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) hat die erste echte Bergankunft beim Giro d’Italia Women gewonnen. Auf der 4. Etappe der Rundfahrt holte sich zudem Marlen Reusser (Movistar Team) zurück. Derweil wurde Antonia Niedermaier (CANYON//SRAM zondacrypto) Tagesvierte.

Gut elf Kilometer lang war der Anstieg nach Pianezze, der über den Ausgang der Etappe entschied und die Gesamtwertung neu ordnete. Schon auf den ersten Kilometern setzte Movistar mit Reusser ein rasantes Tempo, dem zunächst kaum jemand folgen konnte. Auch nicht Anna Henderson (Lidl - Trek), für die früh feststand, dass sie die Gesamtführung nicht würde verteidigen können.

Allerdings konnte Reusser das enorme Tempo nicht halten, sodass Mitte des Anstieges das Gros der Fahrerinnen, die um die Gesamtwertung kämpfen, wieder zurückkamen. Auch Anna van der Breggen (SD Worx - Protime), die sich dann an die Spitze und dann weite Teile des Berges von vorne fuhr. Knapp drei Kilometer vor dem Gipfel war die Gruppe wieder auf gut zehn Frauen geschrumpft und Reusser übernahm erneut. Schnell konnten nur noch drei Fahrerinnen folgen: Neben Tagessiegerin Gigante und Niedermaier noch Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ), die letztlich Zweite wurde.

Gigante: “Sieg übersteigt meine Träume”

Gigante attackierte ihrerseits dann 1700 Meter vor dem Ziel. Regungslos mussten Reusser und Longo Borghini zusehen, wie die 24-Jährige zu ihrem größten Erfolg ihrer Karriere fuhr. Das war bisher der Gewinn der Tour Down Under 2024. Niedermaier hingegen musste kämpfen, um das Rad der Verfolgerinnen zu halten. Die Deutsche wurde zwar abgeschüttelt, kämpfte sich aber zurück. Als Reusser und Longo Borghini dann zum Zielsprint ansetzten, musste Niedermaier aber doch nochmal neun Sekunden Rückstand in Kauf nehmen. Die Italienerin, die das Duell um Rang zwei für sich entschied, hattte ihrer seits wie Reusser 25 Sekunden Rückstand auf Gigante. Van der Breggen kam fast zwei Minuten hinter der Siegerin ins Ziel.

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“Ich bin fast ein bisschen geschockt”, sagte Gigante im Zielinterview. “Ich wusste, dass ich ziemlich stark fahre, und ich wusste, dass ich ein tolles Team habe. Aber den Etappensieg zu holen, nachdem das Team die ganze Woche so gut zusammengearbeitet hat, übersteigt wirklich meine Träume. Das ist bei weitem mein größter Sieg, vor allem in Europa”, jubelte sie.

In der Gesamtwetung führt Reusser nun mit 16 Sekunden Vorsprung auf Longo Borghini und 34 auf Gigante. Niedermaier, die weiterhin im Weißen Trikot der besten Nachwuchsfahrerin unterwegs ist, trennen als neue Vierte 1:03 Minuten von Rosa.

Derweil verteidigte Henderson noch einen weiteren Tag das Trikot der Punktbesten. Gigante hingegen ist ab morgen im Blauen Bergtrikot unterwegs.

Die Ergebnisse der 4. Etappe des Giro d'Italia Women 2025



So lief die 4. Etappe des Giro d'Italia Women 2025

Das Profil der 4. Etappe des Giro d’Italia Women 2025Foto: RCSDas Profil der 4. Etappe des Giro d’Italia Women 2025

Auf einem durchaus welligen Parcours nahm die 4. Etappe nach etwa 20 der 142 zu fahrenden Kilometer von Castello Tesino nach Pianezze so langsam Fahrt auf - allerdings ohne Pfeiffer Georgi und Marta Cavalli (beide Team Picnic PostNL), die nach dem Sturz im gestrigen Finale nicht mehr an den Start gehen konnten.

Célia Gery (FDJ - Suez) zählte zu den ersten Angreiferinnen und nahm mit anderen Frauen auch noch einen zweiten Versuch, der aber gut 100 Kilometer vor dem Ziel ebenfalls vereitelt wurde. Die nächste Attacke saß dann. Sie wurde lanciert von Vortagessiegerin Lorena Wiebes (SD Worx - Protime). Ihr schlossen sich Eleonora Gasparrini (UAE Team ADQ), Alessia Vigilia (FDJ - Suez) und Lieke Nooijen (Team Visma | Lease a Bike). Das Quartett fuhr sich maximal dreieinhalb Minuten an Vorsprung heraus.

Muro di Ca’ Del Poggio eröffnet Finale

Die erste Bergwertung des Tages in Cugnan (3. Kategorie) sicherte sich Nooijen und kassierte dafür sieben Punkte, am Zwischensprint fuhr keine Wiebes in die Parade. An der Muro di Ca’ Del Poggio (4. Kategorie) 40 Kilometer vor dem Ziel war ebenfalls Wiebes. Der Vorsprung der Ausreißerinnen hatte sich oben halbiert.

Das Hauptfeld hatte sich in mehrere Gruppen zerlegt, die Favoritinnen auf die Gesamtwertung blieben aber alle beisammen. Und da dort nicht durchgezogen wurde, rollten von hinten wieder einige Fahrerinnen ran. Auch der Abstand zur Spitze wuchs wieder an. 15 Kilometer vor dem Ende war dann auch die Bergwertung in Santo Stefano (4. Kategorie) absolviert. Die spitze hat dort keine Minute mehr Vorsprung, denn hinten wurde das Tempo angezogen.

Kurz darauf begann auch schon der gut elf Kilometer lange Schlussanstieg nach Pianezze (1. Kategorie). Den nahm nur noch Vigilia vor dem Feld in Angriff. An der Zehn-Kilometer-Marke war unter dem Tempodiktat von Liana Lippert (Movistar Team) aber Schluss für sie. Auch Henderson fiel in diesem Moment zurück. Die Deutsche verkleinerte die Gruppe auf sieben Frauen.

Reusser reißt das Tempo hoch, Gigante setzt noch einen drauf

Nur Niedermaier, Longo Borghini, Gigante und Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck) konnten folgen, als Reusser dann mit irrsinnigem Tempo übernahm. Allerdings fand sich keine, die Reussers Attacke weiterführte, als die aus der Spitze ging. So kamen mehrere Fahrerinnen zurück. Sieben Kilometer vor dem Ziel waren 20 Fahrerinnen wieder beisammen. Von den Anwärterinnen auf das Gesamtklassement fehlte nur Juliette Labous (FDJ - Suez).

Als van der Breggen das Tempo übernahm, schrumpfte die Spitzengruppe wieder auf zwölf Frauen zusammen. Reusser übernahm 2700 Meter vor dem Ende wieder von der Niederländerin, die daraufhin nicht mehr folgen konnte. Wieder riss Reusser das Tempo nach oben, wieder konnten nur Niedermaier, Longo Borghini und Gigante folgen.

Letztere attackierte dann 1700 Meter vor dem Ziel. Während Reusser und Longo Borghini zusammenspannten, musste Niedermaier nahe des Teufelslappens reißen lassen, schaffte jedoch die Rückkehr zum Verfolgerduo. Als die beiden auf den letzten Metern sprinteten, musste die Deutsche aber wieder zurückstecken und ein paar Sekunden in Kauf nehmen.

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