Giro d’ItaliaRubio der lachende Dritte: Kolumbianer gewinnt 13. Etappe über 74 Kilometer

Sebastian Lindner

 · 19.05.2023

Einmal mehr Dauerregen und widrige Bedingungen beim Giro d'Italia: Das Teilstück wurde drastisch verkürzt.
Foto: Getty Velo

Einer Rubio (Movistar) hat die auf 74,6 Kilometer extrem verkürzte 13. Etappe des Giro d’Italia für sich entschieden. Zweiter bei der Bergankunft in Crans Monatana wurde Thibaut Pinot (Groupama-FDJ), der das Bergtrikot übernehmen konnte.

Der 25-jährige Kolumbianer war der lachende Dritte im Kampf zwischen Pinot und Jefferson Cepeda (EF Education EasyPost), der letztlich Dritter auf der 13. Etappe des Giro d’Italia 2023 wurde. Die beiden hatten sich im letzten Anstieg mit Wortgefechten und sportlichen Angriffen immer wieder attackiert und zermürbt, während Rubio so gut es ging sein Tempo fuhr, die Lücken schloss und so Kräfte sparte, die ihm im absoluten Finale den Sprint zum Sieg ermöglichten. Das Trio war im ersten Teil der Mini-Etappe Teil einer Ausreißergruppe gewesen, die sich am Croix de Coeur abgesetzt hatte.

Pinot übernimmt Bergtrikot, Thomas weiter in Rosa

Während Pinot (108 Punkte) das Bergtrikot von Davide Bais (Eolo-Kometa / 104), der schon am ersten Anstieg des Tages nicht mehr mitfahren konnte, übernahm, blieben die weiteren Trikots auf den Schultern ihrer Träger: Geraint Thomas verteidigte Rosa und kam mit der Favoritengruppe, zu der auch Lennard Kämna (Bora-Hansgrohe / Tageselfter) gehörte, ins Ziel. Ebenso wie Joa Almeida (UAE Team Emirates), bester Jungprofi.

Die Top 10 der 13. Etappe:

  1. Einer Rubio (Movistar) 2:16:21
  2. Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) +0:06
  3. Jefferson Cepeda (EF Education EasyPost) +0:12
  4. Derek Gee (Israel - Premier-Tech) +1:01
  5. Valentin Paret-Peintre (AG2R-Citroen Team) +1:29
  6. Hugh Carthy (EF Education EasyPost) +1:29
  7. Joao Almeida (UAE Team Emirates) +1:35
  8. Eddie Dunbar (Team Jayco-AlUla) +1:35
  9. Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) +1:35
  10. Primoz Roglic (Jumbo-Visma) +1:35

Jonathan Milan (Bahrain-Victorious) fährt weiterhin im Maglia Ciclamino und baute seinen Vorsprung auf den Zweitplatzierten in dieser Wertung aus, auch ohne Punkte zu holen. Denn sein ärgster Verfolger, Mads Pedersen (Trek-Segafredo), ging aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an den Start.

In den Top 10 der Gesamtwertung ist Pinot neuer Zehnter, ansonsten gab es keine Veränderungen an der Spitze.

Rubio ließ Pinot und Cepeda “spielen”

Für Rubio war es erst der zweite Sieg als Profi, nachdem er im Februar eine Etappe der UAE Tour gewonnen hatte. “Ich bin hierher gekommen, um eine Etappe zu gewinnen und das habe ich jetzt geschafft”, sagte der Sieger. “Dafür habe ich so hart gearbeitet. Schön, dass es heute geklappt hat.” Das Duell von Pinot und Cepeda kommentierte er recht süffisant: “Die beiden haben ihr Spiel gespielt und ich habe sie machen lassen. Das hat sich für mich ausgezahlt.”



So lief die 13. Etappe des Giro d’Italia 2023

Nachdem die Etappe bereits vor einigen Tagen um die Cima Coppi am Gran San Bernardo aufgrund von Lawinengefahr gekürzt wurde, machten die Organisatoren am Tag der Etappe selbst noch einen harten Cut: Aufgrund der Wetterbedingungen wurde die Etappe auf 74,6 Kilometer eingestampft. Der erste Berg wurde inklusive der Anfahrt komplett gestrichen, das Rennen im schweizerischen La Chable nach ein paar neutralen Kilometern am ursprünglichen Startort Borgofranco d’Ivera und einem Bustransfer um 15 Uhr aufgenommen.

Nach dem Re-Start fuhr das Feld von 0 auf 100 in den Anstieg zum Croix de Coeur (1. Kategorie), über den erstmals überhaupt ein profesionelles Radrennen führte. Nach einigen vergeblichen Versuchen und etwa sieben Kilometern stand dann die Gruppe des Tages: Thibaut Pinot (Groupama-FDJ), Jefferson Cepeda (EF Education EasyPost), Einer Rubio (Movistar), Valentin Paret-Peintre (AG2R-Citroën Team), Matthew Riccitello und Derek Gee (beide Israel - Premier-Tech).

Das Profil der 13. Etappe des Giro d’Italia 2023Foto: Veranstalter
Das Profil der 13. Etappe des Giro d’Italia 2023

Eine Tempoverschärfung von Pinot schüttelte Ricitello und Paret-Peintre ab, zu viert kam die Gruppe oben an der Bergwertung an, der Franzose sicherte sich 40 Punkte. Auf schlechtem Asphalt und engen, nassen Straßen ging es dann runter ins Tal.

Pinot attackiert schon am Fuße des Schlussanstiegs

Bergab schloss Gee wieder zur Spitze auf. Der Vorsprung wuchs auf dreieinhalb Minuten an, weil Ineos Greandiers in der Gruppe der Favoriten besonders vorsichtig unterwegs war. In der rund 20 Kilometer langen Ebene verlor die Spitze aber wieder Zeit und ging mit knapp drei Minuten - zwischenzeitlich waren es mal vier - in die letzten zwölf Kilometer hinauf nach Crans Montana.

Gleich unten rein attackierte Pinot und ließ bis auf Cepeda den Rest seiner Begleiter stehen. Doch Gee und Rubio kamen ebenfalls zurück. Während der Kanadier seinen Rhythmus fuhr, verkämpften sich die anderen drei Bergspezialisten in Wortgefechten und Laktat-Schlachten.

Auch sechs Kilometer vor dem Ziel hatte Pinot die beiden Südamerikaner trotz zahlreicher Etappen noch nicht abschütteln können. Der Vorsprung auf die Favoritengruppe hingegen blieb konstant bei drei Minuten. Einen Kilometer später ging dann Cepeda, nachdem ein aufgebrachter Pinot einmal mehr lamentierte. Doch der Franzose holte den Ecuadorianer zurück.

Rubio der lachende Dritte

Bis auf den letzten Kilometer fuhr das Trio dann gemeinsam. 600 Meter vor der Ziellinie setzte Cepeda dann den ersten Angriff, doch das war zu früh. Pinot fuhr die Lücke zu - und an dessen Hinterrad fuhr Rubio einfach nur drüber zum Etappensieg. Bis dahin hatte sich der Kolumbianer immer nur zurückgehalten, Lücken geschlossen.