Giro d’Italia 2025 - 19. EtappeProdhomme gewinnt die Königsetappe als Ausreißer

Sebastian Lindner

 · 30.05.2025

Großer Tag für Nicolas Prodhomme. Der Franzose gewann im Alleingang die 19. und schwerste Etappe des Giro d'Italia 2025.
Foto: Getty Images / Tim de Waele, Dario Belingheri
Als Ausreißer hat Nicolas Prodhomme (Decathlon AG2R La Mondiale) die 19. und schwerste Etappe des Giro d’Italia gewonnen. Der 28-Jährige sorgte damit auch für den ersten französischen Tagessieg der Rundfahrt. Die Favoriten hielten weitestgehend die Füße still. Erst im Finale setzten sich Isaac del Toro (UAE Team Emirates - XRG) und Richard Carapaz (EF Education - EasyPost) noch um ein paar Sekunden vom Rest ab.

Prodhomme hatte bereits zwei Teilstücke aus Fluchtgruppen als Fünfter beendet, in der Vorbereitung eine Etappe der Tour of the Alps gewonnen. Die vorletzte Bergetappe des Giro war dann seine. Der Franzose zählte unmittelbar zu Beginn der 166 Kilometer zwischen Biella und Champoluc, das erstmals eine Etappenankunft des Giro beherbergte, neben Georg Steinhauser (EF Education - EasyPost) zu den den ersten drei Angreifern. Er hielt sich vorne, als sich die Ausreißer über drei schwere Pässe ausdünnten, attackierte seine letzten Begleiter im vierten Anstieg und rettete sich schließlich als einziger Verbliebener vor der Favoritengruppe auch über den finalen Berg und ins Ziel.

”Ich wollte nicht um die Gesamtwertung fahren, ich wollte eine Etappe gewinnen”, sagte Prodhomme im Siegerinterview. “Ich habe lange auf diesen Sieg gewartet. Mein erstes Rennen habe ich vor drei Wochen gewonnen. Aber bei der WorldTour beim Giro d'Italia zu gewinnen, macht mich sehr glücklich. Es ist ein wunderschöner Tag. Unsere Ausreißer hatten keinen großen Vorsprung. Als ich die ersten Attacken verfolgte, fühlte ich mich nicht gut. Am ersten Anstieg waren meine Beine steif. Von Kilometer zu Kilometer fühlte ich mich besser auf dem Rad. Am Col de Joux habe ich gemerkt, dass ich Risiken eingehen muss, sonst kommen wir nicht weiter. Ich bin auf zwei Etappen Fünfter geworden, weil ich nichts riskiert habe. Heute habe ich beschlossen, auf Sieg zu spielen. Das Ergebnis ist sehr schön für mich“.

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Top 10 nahezu unverändert

Knapp eine Minute hinter Prodhomme beendete Del Toro die Etappe als Zweiter. Der Mexikaner war einmal mehr der einzige gewesen, der einer Attacke von Carapaz folgen konnte. Damit verteidigte er sein Rosa Trikot vor der letzten großen Prüfung auf der 20. Etappe erneut. Durch zwei weitere Bonussekunden baute er seinen Vorsprung auf den Ecuadorianer auf 43 Sekunden aus. Etwas mehr Zeit kassierten die restlichen Klassement-Fahrer, die eine Gruppe und 24 Sekunden später das Ziel erreichten.

Simon Yates (Team Visma | Lease a Bike) liegt nun mit 1:21 Minuten Rückstand weiter auf Rang drei vor Derek Gee (Israel - Premier Tech) und Damiano Caruso (Bahrain - Victorious). Dessen Teamkollege und früherer Kapitän Antonio Tiberi war Teil der Ausreißer, schaffte es am Ende mit den GC-Profis ins Ziel und kletterte damit in der Gesamtwertung wieder etwas nach oben auf Platz 12. Vier Plätze verloren hat hingegen Del-Toro-Helfer Adam Yates, der damit aus den Top 10 gefallen ist. Ihn ersetzt in BRandon McNulty aber ein weiterer UAE-Fahrer.

Deutscher Meister Brenner muss aufgeben

Der große Kampf um den Gesamtsieg ist damit vertagt auf die letzte Chance in Sestrière, wenn neben dem Schlussanstieg noch der Colle de Finestre mit seinen Gravel-Passagen überquert werden muss. die 19. Etappe blieb insgesamt deutlich ruhiger als gemeinhin erwartet.

Bester Deutscher war einmal mehr Florian Stork (Tudor Pro Cycling Team) als Sechzehnter, womit er in der Gesamtwertung auf Rang 21 vorgerückt ist. Die Aussicht, es auf der letzten schweren Etappe noch in die Top 20 zu schaffen, besteht durchaus. Verzichten muss er dabei aber auf die Unterstützung von Marco Brenner. Der Deutsche Meister hatte es zwar zunächst in die Fluchtgruppe geschafft, musste dann aber aufgeben.



Giro d’Italia 2025 - Ergebnisse der 19. Etappe

So lief die 19. Etappe des Giro d’Italia 2025

Das Profil der 19. Etappe des Giro d’Italia 2025Foto: RCSDas Profil der 19. Etappe des Giro d’Italia 2025

Weil es fast unmittelbar nach dem Start direkt in den Berg ging, waren auch die Kletterer früh gefragt. Steinhauser, Prodhomme, Bart Lemmen (Visma | Lease a Bike) und Mattia Cattaneo (Soudal Quick-Step) lösten sich im ersten Anstieg zur Bergwertung der 3. Kategorie. Ihr Vorsprung auf das Feld lag aber immer nur bei rund 30 Sekunden. Erst nach dem Zwischensprint nach fast 40 Kilometern löste sich aus dem Feld eine große Verfolgergruppe mit rund 30 Fahrern, die am Fuß des Col Tzecore (1. Kategorie) aufgeschlossen hatten.

Oben am Gipfel waren davon noch 23 Mann übrig. Christian Scaroni (XDS Astana Team) holte sich die Punkte und hielt seinem Teamkollegen Lorenzo Fortunato damit weiter den Rücken frei. Das Hauptfeld, in dem es recht ruhig zuging, kam zweieinhalb Minuten später oben an. Nach der sich anschließenden Abfahrt und dem kleinen Zwischental am Fuß zum Col Saint-Pantaléon (1. Kategorie) war es gut eine Minute mehr.

Prodhomme geht am Col de Joux

Mitte des Anstieges übernahm Red Bull - BORA - hansgrohe das Tempo im Feld, woraufhin der Abstand wieder schrumpfte. Neun Kilometer vor dem Gipel formierten sich die Ausreißer dann neu. Neben Steinhauser waren auch der frühere Bahrain-Victorious-Kapitän Antonio Tiberi und sein Teamkollege Pello Bilbao dabei, dazu Visma-Mann Lemmen und Del-Toro-Helfer Igor Arrieta, inbsgesamt blieben zehn Profis.

Bis hoch hatte sich die Spitze dann nochmal ausgedünnt. Prodhomme und Carlos Verona (Lidl - Trek) kamen oben allein an, Tiberi und Arrieta hatten aber nur eine kleine Lücke und fuhren schnell wieder ran. Zum Ende der Abfahrt waren auch Lemmen, Bilbao und Louis Meintjes (Intermarché - Wanty) wieder zurück. Die Favoriten waren drei Minuten zurück.

Eingangs des Col de Joux (1. Kategorie) attackierten sich Verona, Prodhomme und Tiberi gegenseitig, Letzterer war dann der Erste, der das Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Fünf Kilometer vor dem Gipfel hatten die Favoriten dann sowohl Tiberi als auch Verona geschluckt, womit Prodhomme mit einer Minute Vorsprung der letzte Ausreißer war.

Carapaz attackiert, Del Toro kontert

Knapp einen Kilometer vor der Kuppe versuchte es Carapaz dann nochmal mit einer Attacke. Aber Del Toro und Yates waren sofort an seinem Hinterrad, sodass der Ecuadorianer wieder rausnahm. Prodhomme schaffte es derweil mit 60 Sekunden in die Abfahrt, in den finalen, gut neun Kilometer langen Anstieg nahm er noch ein paar Sekunden mehr mit, weil das kontrollierende UAE-Team in der Abfahrt das Tempo rausnahm.

Erst zwei Kilometer vor der Bergwertung attackierte Carapaz nochmal, nur der Mann in Rosa ging mit. 25 Sekunden holte das Duo auf die Verfolger heraus, Prodhomme war aber nicht mehr zu gefährden. An der Situation änderte sich bis ins Ziel nichts mehr. Dort stürzte Giulio Pellizzari (Red Bull - BORA - hansgrohe) in der letzten Kurve, weil er die Bande touchierte. Er verlor zwar Haut, aber keine Zeit.

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