Sebastian Lindner
· 22.05.2025
Entscheidend für den Ausgang der 172 Kilometer langen Etappen zwischen Modena und Viadana war die letzte Kurve 350 Meter vor dem Ziel. Der scharfe Linksknick zog das Feld der Sprinter in die Länge, wer nicht weit vorne durchkam, hatte keine Chance mehr auf den Sieg. So ging es Mads Pedersen (Lidl - Trek), der als Siebenter die Schlüsselstelle passierte, dann zwar noch eine hohe Endgeschwindigkeit erreichte, aber doch nur Vierter wurde, weil er zu weit hinten gestartet war.
Besser machte es Visma | Lease a Bike. Wout van Aert führte seinen Sprinter Kooij als Erster durch die Kurve. Der 23-Jährige Niederländer hatte dort ein sicheres Hinterrad und konnte weiteren Windschatten genießen, als Casper van Uden (Team Picnic PostNL) an ihm vorbeizog. Der Tagessieger des vierten Teilstücks in Lecce kam von Position vier und Stand dann ebenfalls schon recht lange im Wind, als Kooij nur noch vorbeiziehen musste, um seinen 40. Profisieg einzufahren. Dritter wurde Ben Turner (INEOS Grenadiers), der zwar nicht die Endgeschwindigkeit hatte, um mit den reinen Sprintern mitzufahren, aber am Hinterrad von Kooij gut aus der Kurve kam.
“Wir haben auf diesen Sieg gewartet. Ich habe auf diesen Sieg gewartet”, sagte der 23-Jährige dann im Siegerinterview. “Die bisherigen zwei Sprints sind für mich nicht gut gelaufen, deswegen bin ich umso glücklicher, dass es heute funktioniert hat”. Bei van Udens Sieg in Lecce wurde Kooij Zweiter, in Napoli konnte er, an der Bande eingebaut, nicht richtig eingreifen und wurde Zehnter.
“Nur Wout kann so einen langen Sprint anfahren”, freute sich Kooij dann auch über die starke Unterstützung des Belgiers. “Ihn zu haben ist so viel Wert. Ich muss mich bei ihm und beim ganzen Team bedanken, denn sie haben alle eine fantastische Arbeit geleistet.” Für Kooij war es nach einem Sieg beim Giro im Vorjahr sein zweiter auf Grand-Tour-Level. Bester Deutscher wurde Max Kanter (XDS Astana Team).
Isaac del Toro (UAE Emirates - XRG) bleibt derweil der Mann im Rosa Trikot. Der Mexikaner hat durch zwei Bonussekunden am Red Bull Kilometer sogar zwei Sekunden auf seine ärgsten Rivalen im Klassement gutgemacht. Als der Bonifikationssprint auf dem Plan stand, war ein Teil des Ausreißertrios, das den Tag bestimmte, bereits eingefangen. Ansonsten änderte sich in den Top 10 nichts.
| RG | Fahrer | Zeit |
|---|---|---|
| 1 | Team Visma | Lease a Bike | 03:55:40 |
| 2 | Team Picnic PostNL | +00:00:00 |
| 3 | INEOS Grenadiers | +00:00:00 |
| 4 | Lidl - Trek | +00:00:00 |
| 5 | Alpecin - Deceuninck | +00:00:00 |
| 6 | Cofidis | +00:00:00 |
Nachdem die Gruppe des Vortages extrem umkämpft war, hatten Giosuè Epis (Arkéa - B&B Hotels), Andrea Pietrobon (Team Polti VisitMalta) und Manuele Tarozzi (VF Group - Bardiani CSF - Faizanè) überhaupt keine Probleme, sich kurz nach dem Start vom Feld zu lösen. Maximal drei Minuten gestattete ihnen das Hauptfeld, das überwiegend von Visma | Lease a Bike angeführt wurde.
Während sich Tarozzi die erste Bergwertung (3. Kategorie) sicherte, hatte Pietrobon am ersten Zwischensprint die Nase vorn. Die Punkte, die die Ausreißer übrigließen, sicherten sich Fortunato und Pedersen für ihre Trikots. Abgesehen von den Wertungen passierte unterwegs wenig. Auch die zweite Bergwertung (3. Kategorie) sicherte sich Tarozzi, den zweiten Sprint Epis. Allerdings verringerte sich der Rückstand des Feldes dann doch recht schnell. Die Angst vor den erwarteten, starken Seitenwinden sorgten für ein hohes Tempo, sodass die Ausreißer 45 Kilometer vor dem Ziel fast schon gestellt waren.
Kurz vor dem Red Bull Kilometer war es dann doch passiert, zumindest für zwei von ihn. Pietrobon rettete einen Minivorsprung über den Wertungsstrich. Dahinter schickte INEOS Grenadiers Kim Heiduk raus, um der Konkurrenz Sekunden wegzunehmen. Das gelang aber nur teilweise, denn del Toro wurde Dritter und sicherte sich zwei davon.
Pietrobon schleppte sich derweil noch ein ganzes Stück vor dem Feld. Und zwar bis 26,6 Kilometer vor dem Ziel, oder anders: bis zur Ziellinie. Allerdings stand nun noch der finale Rundkurs auf dem Programm, den das Peloton geschlossen anging. Auf dem passierte nichts weiter. Die Sprinterteams sortierten sich - mit dem besten Ende für Visma | Lease a Bike, das mit van Aert und Kooij auf den ersten beiden Positionen um die Schlüsselkurve 350 Meter vor dem Ziel fuhr. Kooij ließ sich die gute Ausgangsposition nicht nehmen und fuhr soiuverän zum Sieg.