Am südlichsten Rand der Dolomiten wird es auf der vorletzten Etappe der Giro d’Italia 2024 nochmal richtig ernst. Dabei geht es eigentlich nur über einen nennenswerten Berg. Das ist allerdings der Monte Grappa (1. Kategorie). Und der wird zweimal befahren. Anders als beim Passo Brocon vor einigen Tagen, der ebenfalls doppelt, aber aus verschiedenen Richtungen überquert wurde, wird für den Grappa zweimal die gleiche Route genommen.
Ein bisschen pokert Rennveranstalter RCS dabei schon. Rein theoretisch könnte es so extrem unübersichtlich werden, falls Überrundungen anstehen. Doch die ersten knapp 90 Kilometer Anfahrt von Alpago in Richtung Südwesten beinhalten keine größeren Schwierigkeiten. Ein Gruppetto vor dem ersten Berg ist unwahrscheinlich, eine Ausreißergruppe mit einem extremen Vorsprung ebenfalls.
Und dennoch bietet der Monte Grappa selbst genug Potenzial, um für richtig große Abstände zu sorgen. 18 Kilometer lang und im Schnitt acht Prozent steil, deutlich mehr auf den letzten 2000 Metern. Es ist die Südseite, die das Peloton bergauf nimmt. Runter geht es dann über den Norden, wobei es einen kleinen Gegenanstieg, den Il Pianaro - 1500 Meter mit neun Prozent - zu meistern gibt. Fast 30 Kilometer Abfahrt stehen an, bevor das Spiel von vorne beginnt.
Um den Berg nicht ein drittes Mal zu fahren, biegt das Feld dann in Romano d’Ezzileno rechts statt wieder nach links ab und nimmt damit die letzten vier Kilometer nach Bassano del Grappa in Angriff. Die sind recht eben und auch nicht allzu kurvig. Nach mehr als 20 Jahren endet der Giro mal wieder in der gut 40.000 Einwohner starken Stadt, die nur 130 Meter über dem Meeresspegel liegt. Der Monte Grappa gipfelt auf 1675 Metern - so erklären sich erneute 4200 Höhenmeter über den Tag.
2017 war der Monte Grappa letztmals im Programm des Giro, damals gewann Thibaut Pinot die 20. Etappe. Vier weitere Male, inklusive eines Zeitfahren 2014, führte die Route über diesen Berg, erstmals 1968.
Die letzte Bergetappe der Rundfahrt dürfte keine für die Ausreißer sein. Dafür ist der Anstieg einfach zu steil. Zudem dürften alle, die nicht auf Gesamtwertung fahren, so langsam aber sicher am Ende ihrer Kräfte sein. Wenn es die Klassementfahrer also nicht allzu ruhig angehen lassen, dürften sie den Sieg unter sich ausmachen. Und damit fällt ganz schnell wieder der Name Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) - selbst, wenn noch eine lange Abfahrt nach dem Gipfel auf dem Programm steht.