Nachdem Neapel seit den ersten Austragungen des Giro d’Italia bis in die 1970er hinein Stammgast als Etappenort war, wurde die drittgrößte Stadt Italiens für Jahrzehnte nur stiefmütterlich behandelt. Das hat sich vor kurzem aber wieder geändert. Nach 2022 und 2023 ist die Stadt am Vesuv nun zum dritten Mal in Serie Ziel einer Etappe. Im ersten Jahr kam mit Thomas De Gendt ein Ausreißer durch, zuletzt wurden Alessandro De Marcchi und Simon Clarke erst 300 Meter vor der Ziellinie vom Feld gestellt. Mads Pedersen gewann den Massensprint.
Ein ähnlicher Verlauf ist auf der 214 Kilometer langen 9. Etappe mit Start in Avezzano nicht ausgeschlossen. Die Strecke führt gen Süden zunächst aus dem welligen Vorland des Apennin tendenziell abschüssig, bis nach etwa 100 Kilometern das Thyrrenische Meer erreicht ist. Für gut 70 weitere Kilometer ist der Parcours entlang der Küste topfeben. Dann wird das Finale eröffnet.
Über den Monte di Procida (4. Kategorie) in exponierter Lage auf dem letzten Landzipfel vor den Toren Neapels führt die Strecke dann über mehrere unkategorisierte Hügel inklusive einer kurzen 14-Prozent-Wand zurück aufs Festland bis ins Zentrum der Metropole. Die letzten drei Kilometer sind wieder flach. 900 Meter vor dem Ziel gibt es aber noch eine 180-Grad-Kurve.
Im Grunde ist die 9. Etappe eine für die Sprinter. Doch wirklich leicht wird es den schnellen Männern in diesem Jahr nicht gemacht. Immer wieder warten im Finale Hügel - wie etwa auf der 3. oder 4. Etappe - die klassische Massensprints schwierig machen. Auch in Neapel ist es nicht anders. Legt es jemand drauf an und attackiert auf den Wellen, kann es sehr hektisch werden. Anfahrer müssen Lücken schließen statt Sprints vorbereiten, die Kapitäne sind auf sich allein gestellt.
Diese Bilder sind bei diesem Giro keine Seltenheit. Da aber genug Teams Interesse daran haben dürften, mit einem geschlossenen Feld auf die Zielgerade zu kommen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es unter großem Aufwand auch dazu kommt. Immerhin folgt danach auch ein Ruhetag, an dem die Akkus wieder aufgeladen werden können.