Thomas Goldmann
· 14.05.2024
Nach dem Ruhetag schlug beim Giro d’Italia die Stunde der Ausreißer. Nach 142 Kilometern zwischen Pompei und Cusano Mutri (Bocca della Selva) gewann Valentin Paret-Peintre (Decathlon AG2R La Mondiale) die Bergankunft. Der 23-jährige Kletterspezialist gehörte zu einer ursprünglich sehr großen Spitzengruppe, in die es auch Simon Geschke (Cofidis) und Maximilian Schachmann (Bora-Hansgrohe) geschafft hatten. Den entscheidenden Postabgang, als sich eine Vierergruppe um den späteren Sieger Paret-Peintre auf die Verfolgung von Jan Tratnik (Visma | Lease a Bike) machte, verpassten die beiden deutschen Radprofis aber.
In der Schlusssteigung zog Paret-Peintre allen davon und holte auch den Führenden Tratnik noch ein. Damit hat es Valentin seinem fünf Jahre älteren Bruder Aurelien Paret-Peintre gleichgetan, der 2023 bereits eine Etappe beim Giro d’Italia gewonnen hatte.
Ich wollte ein gutes Ergebnis auf einer Etappe holen. Und jetzt habe ich einen Etappensieg, meinen ersten Profisieg überhaupt. Das ist fantastisch - Valentin Paret-Peintre im offiziellen Siegerinterview
In der Gesamtwertung hatte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) keine Probleme, das Rosa Trikot zu verteidigen. Romain Bardet und Filippo Zana (Team Jayco-AlUla) schafften durch ihren Ausreißversuch den Sprung unter die Top 10.
Nach dem Ruhetag gab es vier Aufgaben, darunter mit Max Kanter (Astana Qazaqstan Team) und Marius Mayrhofer (Tudor Pro Cycling Team) auch zwei deutsche Profis. Bei Kanter war es ein Atemwegsinfekt mit Fieber, bei Mayrhofer Magen-Darm-Probleme. Hinzu kamen die Aufgaben von Ethan Vernon (Israel-Premier Tech) und Olav Kooij (Visma | Lease a Bike), der am Sonntag noch die 9. Etappe gewonnen hatte.
Die Anfangsphase der 10. Etappe war wild. Vom Start weg wurde attackiert. Auf den ersten flachen 45 Kilometern wollten viele Fahrer in die Ausreißergruppe. Alessandro De Marchi (Team Jayco-AlUla) und Simon Clarke (Israel-Premier Tech) fuhren lange vor dem Peloton her. Richtig weg kamen sie aber nicht. Erst im Aufstieg zum Camposauro (Bergwertung der 2. Kategorie) bildete sich eine fast 30 Fahrer starke Ausreißergruppe, in der sich mit Simon Geschke (Cofidis) und Maximilian Schachmann (Bora-Hansgrohe) zwei Deutsche befanden. Geschke sicherte sich am Camposauro 18 Punkte im Kampf um die Bergwertung, mit dem sechsten Etappenplatz stockte der 38-Jährige später sein Konto auf 58 Zähler auf und liegt in der Sonderwertung nun auf Rang zwei mit 46 Punkten Rückstand auf Tadej Pogacar.
Pogacars UAE-Team ließ die Ausreißergruppe gewähren. Dort gab es allerdings ob der Größe der Gruppe keine Einigkeit. Schließlich flog sie nach dem Intergiro-Sprint auseinander, den Filippo Fiorelli (VF Group-Bardiani CSF - Faizane) für sich entschied. Jan Tratnik (Visma | Lease a Bike) setzte sich an die Spitze, dahinter vier Verfolger: Romain Bardet (Team dsm-firmenich PostNL), Valentin Paret-Peintre (Decathlon AG2R La Mondiale), Andrea Bagioli (Lidl-Trek) und Marco Frigo (Israel-Premier Tech). Fiorelli wurde zurückbeordert, um seinem Teamkollegen Domenico Pozzovivo in der Gruppe dahinter zu helfen. Doch die ursprünglichen Mitglieder der Ausreißergruppe um Schachmann, Geschke und auch Juan Pedro Lopez (Lidl-Trek) sollten keine Rolle mehr spielen im Kampf um den Etappensieg.
Tratnik nahm den Schlussanstieg mit rund 40 Sekunden Vorsprung auf das Verfolger-Quartett in Angriff und baute diesen auf rund eine Minute aus. Dahinter bekam Frigo als Erster Probleme und konnte das Tempo nicht mehr halten, später auch Bagioli. Bardet und Paret-Peintre machten zunächst gemeinsame Sache in der Verfolgung des Slowenen, ehe Paret-Peintre gut drei Kilometer vor dem Ziel Bardet und wenig später auch Tratnik stehen ließ und das Ziel vor den beiden erreichte.
In der Favoritengruppe tat sich nicht sehr viel. Lediglich Antonio Tiberi (Bahrain-Victorious) startete zaghafte Angriffsversuche. Tadej Pogacar und auch den Rest der Konkurrenz konnte er damit aber nicht ernsthaft in Schwierigkeiten bringen. Einzig Cian Uijtdebroeks (Visma | Lease a Bike) schwächelte etwas und verlor einige Sekunden. Unter den Top 10 gibt es mit Bardet und Filippo Zana (Team Jayco-AlUla) zwei neue Namen. Beide profitierten von ihrem Ausreißversuch.
Am Mittwoch geht es beim Giro d’Italia mit der 11. Etappe weiter. Die 207 Kilometer zwischen Voiano di Val Fortore und Francavilla al Mare könnten zur Beute für die Sprinter werden. Mehr in unserer Vorschau auf die 11. Etappe.