Ein schöner Kurs in der Innenstadt von St. Wendel. Die 2,2 Kilometer lange Distanz als Einzelzeitfahren würde ich mit einem 800-Meter-Lauf vergleichen. Es ist “all in”, für die Profis höchst intensiv. Sie müssen ganz, ganz tief gehen. Auf so einer Distanz kann man sich die Kraft nicht einteilen. Auch wenn es nur um Sekunden geht: Der kurze Auftakt ist schon ein Richtungsweiser fürs Gesamtklassement. Denn es gibt, anders als 2022 mit der Fahrt auf den Schauinsland, in diesem Jahr keine Bergankunft bei der Deutschland Tour, bei der deutliche Abstände zwischen den Besten zu erwarten wären.
Wie letztes Jahr ist auch an diesem Tag kein Zeitfahrmaterial erlaubt. Zeitfahren mit speziellem Material sind für die Teams sehr aufwendig und teuer, speziell für die kleineren Teams am Start – wir haben bewusst darauf verzichtet. Außerdem würde man auf dieser Strecke ohnehin kaum in der Lage sein, sich mal auf den Zeitfahrlenker zu legen.
Es gibt nicht die eine Schlüsselstelle auf der Strecke. Lediglich eine kleine Welle ist zu meistern. Ich denke, die Rennfahrer können viel in den Kurven herausholen.
Für die Leute vor Ort wird es spannend. Die Zuschauer sehen an diesem Tag ab dem ersten Starter mehr vom Rennen als auf einer normalen Etappe. Es wird kurzweilig, die Rennfahrer werden auch Risiken eingehen müssen, wenn sie keine Zeit verlieren wollen. Ich empfehle, an den Start zu gehen. Anstelle einer gewöhnlichen Teampräsentation stellen wir jeden Fahrer am Start des Prologs einzeln vor. Und wer später in die Gesichter der verausgabten Radprofis nach getaner Arbeit blicken will, hat nur ein paar Schritte vom Start bis ins Ziel.
Die Deutschland Tour geht seit ihrer Neuauflage 2018 in ihre fünfte Runde. Dieses Mal werden insgesamt über 730 Kilometer absolviert. Neben dem Roten Trikot für den Gesamtsieger, im letzten Jahr Adam Yates, gibt es das Grüne Trikot für den besten Sprinter (Pello Bilbao), das Blaue Trikot mit weißen Punkten für den besten Bergfahrer (Jakob Geßner) und das Weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer (Georg Zimmermann).
Organisiert wird die Deutschland Tour von der Gesellschaft zur Förderung des Radsports (GFR), einer Tochter der Amaury Sports Organisation (A.S.O.), die jährlich die Tour de France durchführt.
Lediglich ein Fahrer konnte die Deutschland Tour, die aktuell in der zweithöchsten Rennkategorie (2.Pro) einsortiert ist, in ihrer unregelmäßigen Geschichte mit vielen Austragungslücken zweimal gewinnen. Jens Voigt gewann das trotz allem wichtigste deutsche Etappenrennen 2006 und 2007.
Im Rahmen der Deutschland finden auch regelmäßig Jedermann-Rennen statt. Am Finaltag der Rundfahrt werden in Bremen vor dem Weserstadion die “Weserrunde” über 106 Kilometer oder die “Bremer Runde” mit 67 Kilometern gestartet. Beide führen über komplett abgesperrte Strecken, teilweise auch auf dem Kurs der Profis, und enden in der Bremer Überseestadt.
Zum Programm der Deutschland Tour zählte in den letzten Jahren auch ein Sichtungsrennen des Bundes Deutscher Radfahrer für die weibliche U17, die Newcomer Tour. Dieses wird mit internationaler Beteilung dieses Mal am 26. August in Essen durchgeführt.