Andreas Kublik
· 28.12.2025
Früher wollte Clara Koppenburg die Beste sein, Rennen gewinnen. Nun will die 30-jährige Radsportlerin vor allem gesund und glücklich sein. Sie hat gegen REDs gekämpft – eine Art Essstörung. Es gebührt ihr Anerkennung, das Thema auf die Agenda gehoben und mit intimen Innenansichten dessen Tragweite im Spitzensport für alle nachvollziehbar und plakativ gemacht zu haben – zunächst in einem Post auf Instagram, danach in einem ausführlichen und sehr persönlichen Interview in TOUR. Ihre Aussagen waren eine Art Gesprächstherapie für sie selbst und vielleicht auch für andere, untergewichtige Radsportlerinnen.
Die Gene sind gut – Mutter Petra war einst Teilnehmerin an der Tour de France. Jahrzehnte später ist Tochter Franziska Koch eines der Gesichter des deutschen Radsports. Auf einem schweren Kurs im Pfälzer Wald verteidigte sie ihren Deutschen Meistertitel und unterstrich als EM-Fünfte ihre internationale Klasse.
Der französische Frauenradsport bekommt Rückenwind. Pauline Ferrand-Prévot gewann die Tour, die Equipe FDJ-Suez ist Nummer eins der Weltrangliste. Und Maeva Squiban (im Bild) ist das Gesicht der Zukunft. Die junge Bretonin gewann mit großem Einsatz zwei Tour-Etappen und rettete die Bilanz für ihr Team UAE-ADQ, nachdem Kapitänin Elisa Longo Borghini früh aus dem Rennen ausgeschieden war.
Seit ihrer Ausbildung zur Krankenpflegerin hat Anna van der Breggen beruflich vor allem sitzende Tätigkeiten ausgeübt. Sehr erfolgreich im Rennsattel als zweimalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin, dann drei Jahre als Sportliche Leiterin im Autositz des Renndienstwagens des Teams SD Worx. Seit Jahresbeginn geht die Niederländerin wieder regelmäßig aus dem Sattel. Ihr Comeback darf als erfolgreich gelten: Zwar fehlten die ganz großen Triumphe nach dem Comeback, aber die 35-jährige Niederländerin feierte einen Etappensieg bei der Vuelta und fuhr offensive Rennen von der Spitze.
Sie ist eines der Gesichter des modernen Frauen-Radsports: Elizabeth Deignan. Die Britin war Weltmeisterin 2014 und etablierte das neue Rollenmodell im Radsport. Auch als zweifache Mutter bestritt sie Radrennen auf höchstem Niveau. Nach der Geburt des ersten Kindes gewann sie mit einem beeindruckenden Solo Paris-Roubaix 2021. Während sie international Radrennen fuhr, kümmerte sich zuhause Gatte Philip um die Kinder – auch er war bis 2018 Radprofi. Nun ist Schluss mit der Rolle als radelnde Working Mum. Deignan ist mit 36 zum dritten Mal schwanger und beendete im Sommer ihre aktive Karriere. Nach der Geburt ist ausdrücklich kein Comeback geplant.
Die Farbe Weiß steht im Radsport für die Zukunft. Antonia Niedermaier aus Bad Aibling will gerne die Zukunftshoffnung bei den schweren Etappenrennen sein. In der aktuellen Generation gilt sie als aussichtsreiche Kandidatin auf eine Top-Platzierung bei der Tour de France Femmes. Noch wartet sie auf ihr Debüt in Frankreich. In der abgelaufenen Saison war die 22-Jährige als Kapitänin des Team Canyon-SRAM beim Giro am Start. Platz fünf und der Gewinn des Weißen Trikots sind ein Versprechen auf eine Zukunft als Weltklasse-Rundfahrtspezialistin.