Thomas Goldmann
· 22.02.2024
Patrick Lefevere hat dem belgischen Magazin Humo ein bemerkenswertes Interview gegeben, in dem er seinen Schützling Julian Alaphilippe scharf kritisiert.
Julian ist ein guter Kerl, aber nachdem er seinen Mega-Vertrag unterschrieben hat, hat er keine Leistung mehr gebracht - Patrick Lefevere
Der zweifache Straßenweltmeister (2020 und 2021) hatte 2021 einen neuen Vertrag unterschrieben, der ihm jährlich 2,3 Millionen Euro einbringen soll. Für Lefevere ein Wendepunkt in der Karriere von Alaphilippe. “Julian ist ein guter Kerl, aber nachdem er seinen Mega-Vertrag unterschrieben hat, hat er keine Leistung mehr gebracht”, sagte der 69-jährige Belgier Humo. Es ist nicht das erste Mal, dass Lefevere Kritik an Alaphilippe übt. Bereits Ende 2022 hatte er sich ähnlich gegenüber Le Derniere Heure geäußert: Alaphilippe habe “das Gehalt eines Champions, aber er muss beweisen, dass er noch einer ist”, sagte der Belgier damals.
Im April 2022 stürzte Alaphilippe bei Lüttich-Bastogne-Lüttich schwer und brauchte lange, um wieder in Tritt zu kommen. Für Lefevere liegen die Probleme anderswo: “Zu viel Party, zu viel Alkohol”, meint der Teamchef.
Auch Marion Rousse bekam von Lefevere in dem Interview ihr Fett weg. Die Direktorin der Tour de France Femmes ist die Lebensgefährtin des Ex-Weltmeisters. “Julian ist ernsthaft unter der Fuchtel von Marion. Vielleicht zu viel. Julian ist ein junger Hund voller Energie: Man muss ihn ab und zu über den Hof gehen lassen. Und man muss auch sagen: bis hierher und nicht weiter. Es steckt immer noch ein frecher kleiner Mann in ihm.” Alaphilippe hatte der französischen Sportzeitung L’Equipe im April 2020 verraten, dass er und Rousse ein Paar sind. 2021 kam ihr gemeinsamer Sohn Nino auf die Welt. Rousse hat mittlerweile mit einem Statement auf X auf die Aussagen von Lefevere reagiert und eine eindringliche Botschaft an den Belgier geschickt.
Wenn du noch einmal Mist baust, werde ich dich auf der Stelle feuern. - Patrick Lefevere zu Julian Alaphilippe
Lefevere spricht in dem Interview über ein klärendes Gespräch: “Ich habe im November letzten Jahres mit ihm (Alaphilippe; Anm. d. Red) gesprochen. Im Beisein seiner Frau Marion (Rousse; Anm. d. Red.) und seines Managers Dries Smets habe ich gesagt: ‘So kann es nicht weitergehen. Wenn du noch einmal Mist baust, werde ich dich auf der Stelle feuern.’ Die Botschaft kam an.”
Am Mittwoch äußerte sich Lefevere nochmals - diesmal bei Het Nieuwsblad. “Ich denke darüber nach, ein Statement auf Twitter abzugeben, weil meine Worte auf Englisch - ohne den Kontext des Interviews - wieder einmal heftiger klingen als auf Niederländisch”, so der Teamchef.
Das Gespräch mit Alaphilippe habe nicht - wie im Humo-Interview geschrieben - 2023, sondern 2022 stattgefunden. “Es gab eine Zeit mit zu vielen Partys, aber ich muss sagen: Er hat seit unserem Gespräch im November 2022 nichts mehr getrunken”, erklärte Lefevere bei Het Nieuwsblad. Demnach sollen die Partys mit “zu viel Alkohol” auf die Zeit vor 2022 zurückgehen.
Für Alaphilippe wird die Saison 2024 wegweisend. Sein Vertrag läuft am Jahresende aus. Lefevere schließt eine weitere Zusammenarbeit mit dem französischen Star zwar nicht aus. “Er muss jetzt den Sprung schaffen machen und dafür kämpfen”, sagte der Teamchef im Humo-Interview. Ob Alaphilippe selbst nach den Aussagen seines Chefs noch ein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit hat, darf allerdings bezweifelt werden.
Die nächste Gelegenheit, sich für 2025 zu empfehlen, bekommt Alaphilippe am kommenden Samstag bei Omloop het Nieuwsblad, dem Start in die Klassikersaison.