Als Hudson, der in diesem Jahr unter anderem die Juniorenausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich für sich entscheiden konnte, angriff, sah das Peloton zunächst keine akute Bedrohung. Das Gros der Konterattacken wurde immer wieder zunichte gemacht, weil Uneinigkeit herrschte. Offensiv zeigte sich in der Phase auch immer wieder Karl Herzog, neben Mauss, Benz und Zeno Levi Winter der vierte deutsche im Team. Und der, dem auf dem Papier nach den Vorleistungen in der Saison die größten deutschen Medaillenhoffnungen zugeschrieben wurden.
Während Mauss und Benz mit den ersten Verfolgern der Podiumsplätze 24 Sekunden nach Hudson ins Ziel kamen, wurde der Bruder von Emil Herzog, 2022 Junioren-Weltmeister, letztlich 16. mit 54 Sekunden Rückstand. Herzog zählt allerdings zum jüngeren Jahrgang und ist sogar erst 16 Jahre alt. Er war der viertjüngste Starter im Feld. “Es war ein sehr hartes Rennen. Ich bin im Finale zu viele Attacken mitgegangen, habe nicht genug gepokert und wurde dann am letzten Berg abgehängt. Es ist schade, dass wir keinen Fahrer ganz nach vorn bringen konnten, aber es ist schwierig, anderen zu helfen, wenn man selbst am Limit ist”, sagte Herzog nach seinem Rennen.
Nach Worten suchen musste dagegen Weltmeister Hudson. “Das muss ich erstmal verarbeiten. Ich weiß noch gar nicht, was hier gerade passiert. Als ich angriff habe ich gesehen, dass die anderen mit sich selbst beschäftigt waren. Davor war es an dem Berg ziemlich schwer, also bin ich losgefahren”, schilderte er die entscheidende Situation im Rennen. Ich habe anschließend mein Tempo gefahren und eine Runde vor dem Ziel dachte ich, dass ich eingeholt werde. Meine Verfolger waren da nah dran, aber ich bin doch vorn geblieben. Am Schlussanstieg habe ich wirklich gelitten. Ich glaube da war ein Franzose hinter mir. Aber ich konnte vorn bleiben. Es ist Wahnsinn, dass ich die erste WM in Afrika gewonnen habe.”
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Great Britain | 02:55:19 |
2 | France | +00:00:16 |
3 | Poland | +00:00:16 |
4 | Great Britain | +00:00:22 |
5 | Great Britain | +00:00:24 |
6 | Belgium | +00:00:24 |
Die 142 Junioren, die ins Rennen gingen, fuhren mit acht Runden und 119,3 Kilometern das gleiche Paket wie tags zuvor die U23 Frauen. Mit dem Unterschied, dass die Junioren dabei durchaus offensiver loslegten. Der Österreicher Heimo Fugger sorgte gemeinsam mit dem Schweizer Loic Schertenleib für ein hohes Tempo auf den ersten zwei Runden. Beide setzten sich ab. Zum dritten Umlauf kam Beckham Drake (USA) dazu. Auch der Bulgare Nicholas Van der Merwe stieß noch nach vorn.
Bei relativ geringem Abstand wechselte die Besetzung an der Spitze immer mal wieder, auch Winter war zwischenzeitlich mit dabei. Vier Runden vor Schluss waren nur noch Drake und Van der Merwe verblieben. 36 Kilometer vor dem Ende war aber auch für diese Beiden Schluss. Im gleichen Moment ging der Brite Harry Hudson auf Solofahrt.
Bei den Verfolgern herrschte danach Uneinigkeit. Immer wieder wurde angegriffen, auch Herzog zeigte sich sehr aktiv, fand aber ebenfalls keine Unterstützung. Irgendwann konnten sich Roberto Capello (Italien) und Javier Cubillas (Spanien). Als es auf die Schlussrunde ging, hatten sie 34 Sekunden Rückstand auf den Briten. Kurz darauf folgte eine größere Gruppe, in der noch Herzog, Mauss und Benz vertreten waren.
Bei noch 6,5 zu fahrenden Kilometern wurde das Verfolgerduo eingeholt. Hudson hatte noch 15 Sekunden Vorsprung. Es war aber wieder Uneinigkeit, die verhinderte, dass auch der Brite zurückgeholt wurde. Erneut versuchte sich Cubillas, sein Benjamin Noval und Blanc gesellten sich zu ihm. Noval stürzte kurz darauf nach einer Kurve, Cubillas gingen die Kräfte aus. Als es in die finale Cote de Kimihurura ging, hatte Blanc zehn Sekunden Rückstand auf den Spitzenreiter, von weiteren Verfolgern war nichts mehr zu sehen.
Nahezu aus dem Nichts war dann aber Jackowiak bei Blanc, dem zusehends die Kräfte schwanden. Nach vorne ging nichts mehr, Hudson fuhr seinem Titel entgegen. Seine beiden Verfolger sprinteten um Silber - mit dem besseren Ende für den Franzosen. Unter den Verfolgern belegten in Max Hinds und Matthew Peace zwei weitere Briten die Plätze vier und fünf. Mauss und Benz fuhren als Neunter und Zehnter zwei Top-10-Resultate für Deutschland ein.