Sowohl Gold als auch Silber gingen an Frauen, die im Vorjahr noch die Straßenrennen der Juniorinnen mitbestimmt hatten. Gery wurde damals Fünfte, Chladoňová holte in Zürich Bronze. In Kigali waren beide die Stärksten und die Akteurinnen, die das generell erst spät richtig Fahrt aufnehmende Rennen mit Attacken belebten. 119 Kilometer, verteilt auf acht Runden, hatte die U23-Frauen zu bewältigen. Wenngleich das Peloton mit jeder Runde kleiner wurde, fiel die Entscheidung über die Medaillen doch erst am letzten Anstieg.
In Marion Bunel hatte eine weitere Französin im bereits aus den Zeitfahren bekannten Kopfsteinpflasterabschnitt die entscheidende Attacke gesetzt. Nur Gery und Chladoňová, die schon im Zeitfahren Silber geholt hatte, konnten ihr folgen. Bunel opferte sich dann für ihre Landsfrau auf und wurde auf der Ziellinie so noch von Blasi und der Italienerin Eleonora Ciabocco überholt, sie wurde Fünfte. Isabella Holmgren aus Kanada, die neben der bereits zu Rennmitte abgehängten Cat Ferguson (Großbritannien) als eine der Topfavoritinnen ins Rennen ging, beendete das Rennen als Sechste.
Das deutsche Team mit Riedmann, Justyna Czapla und Selma Lantzsch verkaufte sich dabei lange stark. Zum Ende der vorletzten Runde war Deutschland die einzige Nation, die noch mit drei Fahrerinnen und vollständig in der Spitzengruppe vertreten war. Czapla wurde am Ende 16., Lantzsch landete zwei Plätze dahinter. Nur 24 Frauen beendeten das Rennen.
”Es ist unglaublich. Das Warten hat lange gedauert, aber es ist fantastisch. Es war eine Meisterleistung des Teams. Wir waren nur zu dritt, aber wir haben das Rennen perfekt gemeistert. Wir hatten drei sehr starke Mädchen und Marion war im Ziel einfach unglaublich“, sagte Gery nach ihrem Sieg. “Ich war zweimal mit Viktória zusammen. Sie hat zweimal attackiert und ich war bei ihr. Die anderen Mädchen waren im Sprint stärker als ich, deshalb wollte ich bei ihr bleiben, um zu versuchen, das Rennen zu gewinnen. Die letzten beiden Runden waren etwas schwierig. Ich war nicht zuversichtlich, aber ich hatte Vertrauen in mein Team.“
RG | Fahrer | Zeit |
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1 | France | 03:24:26 |
2 | Slovakia | +00:00:02 |
3 | Spain | +00:00:12 |
4 | Italy | +00:00:12 |
5 | France | +00:00:12 |
6 | Canada | +00:00:17 |
86 Fahrerinnen hatten das Rennen aufgenommen. Doch das Feld dünnte auf dem schweren Kurs extrem schnell aus. Attacken blieben auf der ersten Hälfte des Wettkampfs aus - ein reines Ausscheidungsfahren sorgte dafür. Nach vier von acht Runden waren kaum noch 30 Fahrerinnen im Peloton.
Mit dabei waren da noch alle drei Deutschen. Hingegen bereits in argen Problemen: Mitfavoritin Cat Ferguson. Als es zum vierten Mal das Doppel aus Cote de Kigali Golf und Cote de Kimihurura hinaufging, musste die Britin überraschenderweise reißen lassen. Zwar kämpfte sie sich zunächst noch zurück. Dennoch war es ein erstes Zeichen und die Bestätigung dafür, dass Isabella Holmgren mit ihrem Tempodiktat bergauf genau die richtige Taktik wählte.
Eine Runde später wurde das Tempo nochmal angezogen. Julia Kopecky (Tschechien) und Gery fuhren von vorne und sortierten erneut aus. Wieder war es zu viel für Ferguson, die dieses Mal nicht mehr zurückkehren konnte. Zudem wurde die Gruppe nochmal halbiert. Oben heraus attackierte dann Julie Bego (Frankreich). Riedmann sprang hinterher und neutralisierte den Angriff. Neben Deutschland war Frankreich die einzige Nation, die noch zu Dritt unter den 20 Besten vertreten war.
Eine Runde später blieb es ruhig an den Anstiegen. Dafür attackierte Bego zu Beginn der nächsten Runde erneut. Czapla ging mit, doch allzu weit kam auch die insgesamt aus vier Fahrerinnen bestehende Gruppe nicht. Allerdings wurde damit das Rennen neu eröffnet. Die nächste, die angriff, war die Polin Malwina Mul. Das Feld reagierte nicht, sodass sie sich schnell eine Dreiviertelminute herausfuhr.
Als es zum vorletzten Mal in die Anstiege ging, fuhren Chladoňová und Gery nach vorne, die Polin hingegen fiel zurück. Von hinten fuhr ein Teil der Gruppe aber zurück. 14 Fahrerinnen gingen so gemeinsam auf die Schlussrunde. Doch das Tempo vorne wurde verschleppt, sodass eine weitere Gruppe von hinten wieder aufschließen konnte.
Die Schwedin Stina Kagevi nutzte den Stillstand und holte sich schnell eine halbe Minute heraus. Sieben Kilometer vor dem Ende waren es 50 Sekunden. In der Cote de Kigali Golf war es wieder Chladoňová, die attackierte, wieder war Gery bei ihr. Blasi und Holmgren fuhren die Lücke zu. An der Kuppe waren sie bei Kagevi. Eine Sechsergruppe um Riedmann schaffte es rechtzeitig zum Schlussanstieg wieder nach vorne.
Eingangs des Kopfsteinpflasters war die Deutsche dann aber die erste, die Probleme bekam. 900 Meter vor der Kuppe der Cote de Kimihurura drückte Bunel aufs Gas. Chladoňová und Gery setzten nach - dahinter ging die Lücke auf. Die Medaillen schienen vergeben. Dann spannte sich Bunel vor das Duo und machte Tempo. Als sie rausging, fuhr Chladoňová von vorne, musste sich dann aber von Gery übersprinten lassen. Gery krönte sich zur neuen Weltmeisterin, Chladoňová holte Silber. Bunel, die sich für ihre Landsfrau aufgeopfert hatte, wurde auf dem Zielstrich noch von Blasi um Bronze gebracht.