Überraschung an der Mur de HuyWilliams siegt beim Fleche Wallonne

Thomas Goldmann

 · 17.04.2024

Der Fleche Wallonne wurde 2024 bei mitunter hundsmiserablem Wetter ausgefahren
Foto: picture alliance/dpa/Belga / Jasper Jacobs
Stephen Williams hat den Fleche Wallonne 2024 gewonnen. Der Profi von Israel-Premier Tech setzte sich überraschend beim klassischen Eintagesrennen an der extrem steilen Mur de Huy durch.

Nach 198,6 Kilometern bei teils widrigsten Wetterbedingungen triumphiert Stephen Williams (Israel-Premier Tech) beim Fleche Wallonne 2024. Der Brite sorgte an der über 20 Prozent steilen Mur de Huy für die Entscheidung und siegte vor Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) und Maxim van Gils (Lotto-Dstny). Viele der hochgehandelten Favoriten wie Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) oder Marc Hirschi (UAE Team Emirates) wurden bei Regen, Wind, Hagel und mitunter Schnee schon früh abgehängt. Nur 44 Fahrer erreichten das Ziel. Schockierende Bilder gab es von Mattias Skjelmose (Lidl-Trek), der eine Unterkühlung erlitt.

Stephen Williams siegt an der Mur de HuyFoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Geert Vanden WijngaertStephen Williams siegt an der Mur de Huy

Fleche Wallonne 2024: Stephen Williams rettet knappen Vorsprung ins Ziel

Eine Gruppe von rund 30 zum Teil durchgefrorenen Fahrern ging gemeinsam in die letzte Auffahrt zur Mur de Huy, die viermal zu überqueren war. Es wurde lange zugewartet, ehe Williams gut 300 Meter vor dem Ziel mit Schwung attackierte und einen knappen Vorsprung über die Linie brachte.

“Was für ein Tag! Ich bin so glücklich. Ich kann es nicht glauben, den Fleche Wallonne gewonnen zu haben. Ich mag es, bei solchem Wetter Rennen zu fahren. Die Jungs haben mich den ganzen Tag fantastisch unterstützt. Dass es der Sieg ist, ist etwas ganz Besonderes”, sagte der durchgefrorene und dick eingepackte Sieger Stephen Williams im Ziel.

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La Fleche Wallonne 2024 - Ergebnisse: die Top 10

  1. Stephen Williams (Israel-Premier Tech) 4:40:24
  2. Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) +0:00
  3. Maxim van Gils (Lotto-Dstny) +0:03
  4. Benoit Cosnefroy (Decathlon AG2R La Mondiale) +0:03
  5. Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious) +0:03
  6. Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) +0:10
  7. Romain Gregoire (Groupama-FDJ) +0:10
  8. Dorian Godon (Decathlon AG2R La Mondiale) +0:10
  9. Tiesj Benoot (Visma | Lease a Bike) +0:10
  10. Guillaume Martin (Cofidis) +0:10

So lief der Fleche Wallonne 2024

Sechs Ausreißer bestimmen den ersten Teil des RennensFoto: Getty Images/Dario BelingheriSechs Ausreißer bestimmen den ersten Teil des Rennens

Nach dem Start bildete sich zunächst eine vierköpfige Ausreißergruppe: Lilian Calmejane (Intermarche-Wanty), Alan Jousseaume (TotalEnergies), James Whelan (Q36.5 Pro Cycling Team) und Txomin Juaristi (Euskaltel-Euskadi). Wenig später gesellten sich mit Igor Chzhan (Astana Qazaqstan Team) und Johan Meens (Bingoal-WB) zwei weitere Begleiter dazu. Im Peloton kontrollierten die Favoritenteams Ineos Grenadiers und Lidl-Trek und ließen die Fluchtgruppe auf maximal rund 4:30 Minuten ziehen.

Schlechtes Wetter macht Fleche Wallonne 2024 zur Tortur

Regen, Wind, Hagel und Schnee setzten den Fahrern zuFoto: Getty Images/Dario BelingheriRegen, Wind, Hagel und Schnee setzten den Fahrern zu

Als es auf den finalen Rundkurs ging, setzte Regen ein, teilweise Hagel, im Zielbereich kam sogar etwas Schnee runter. Das erschwerte die Bedingungen, im Peloton wurde es zunehmend schneller. Jousseaume hielt an, um sich eine Regenjacke überzuziehen. Das dauerte so lange, dass es ihn den Platz in der Spitzengruppe kostete.

Das Peloton flog ob der widrigen Bedingungen auf der Windkante auseinander. Dylan Teuns (Israel-Premier Tech) und Aleksandr Vlasov (Bora-Hansgrohe) gerieten in Schwierigkeiten - auch Marc Hirschi (UAE Team Emirates) und Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) strauchelten und hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. Rund 70 Kilometer vor dem Ziel war es dann bereits um die Ausreißergruppe geschehen, die vom Peloton gestellt wurde.

Starke Gruppe um Williams und Carapaz

Hinter Kragh Andersen macht sich eine fünf Fahrer starke Gruppe um Richard Carapaz und Stephen Williams auf die VerfolgungFoto: picture alliance/dpa/Belga / Jasper JacobsHinter Kragh Andersen macht sich eine fünf Fahrer starke Gruppe um Richard Carapaz und Stephen Williams auf die Verfolgung

In der Folge fasste sich Sören Kragh Andersen (Alpecin-Deceuninck) ein Herz, setzte sich als Solist ab und erarbeitete sich mehr als eine Minute Vorsprung. Bei der dritten Passage der Mur de Huy bildete sich aus dem Peloton heraus eine neue starke Verfolgergruppe mit Stephen Williams (Israel-Premier Tech), Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious), Maxim van Gils (Lotto-Dstny), Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) und Richard Carapaz (EF Education EasyPost).

Im ausgedünnten Hauptfeld mit ca. 25 Fahrern übernahm Uno-X Mobility die Verantwortung, hielt den Rückstand auf die Verfolgergruppe bei 25 Sekunden und stellte den Anschluss 16 Kilometer vor dem Ziel wieder her.

Entscheidung an der Mur de Huy

14 Kilometer vor dem Ziel sammelte die Hauptgruppe dann auch Kragh Andersen in der Cote d’Ereffe wieder ein. Die Entscheidung fiel in der Mur de Huy. Rund 30 Fahrer gingen den Schlussanstieg gemeinsam an. Decathlon AG2R La Mondiale bestimmte zunächst das Tempo für Benoit Cosnefroy, ehe Visma | Lease a Bike nochmal kurz übernahm.

Schließlich war es Stephen Williams, der seine Attacke rund 300 Meter vor dem Ziel lancierte. Cosnefroy versuchte zu antworten. Dem Franzosen explodierten aber die Beine. Sein Landsmann Kevin Vauquelin bekam nochmal die zweite Luft und kam Williams bedrohlich nahe. Doch es reichte nicht mehr ganz, um den Profi von Israel-Premier Tech einzuholen. Der 27-Jährige sorgte bei der 88. Austragung des Fleche Wallonne für den ersten Sieg eines Briten.

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