Nach 198,6 Kilometern bei teils widrigsten Wetterbedingungen triumphiert Stephen Williams (Israel-Premier Tech) beim Fleche Wallonne 2024. Der Brite sorgte an der über 20 Prozent steilen Mur de Huy für die Entscheidung und siegte vor Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) und Maxim van Gils (Lotto-Dstny). Viele der hochgehandelten Favoriten wie Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) oder Marc Hirschi (UAE Team Emirates) wurden bei Regen, Wind, Hagel und mitunter Schnee schon früh abgehängt. Nur 44 Fahrer erreichten das Ziel. Schockierende Bilder gab es von Mattias Skjelmose (Lidl-Trek), der eine Unterkühlung erlitt.
Eine Gruppe von rund 30 zum Teil durchgefrorenen Fahrern ging gemeinsam in die letzte Auffahrt zur Mur de Huy, die viermal zu überqueren war. Es wurde lange zugewartet, ehe Williams gut 300 Meter vor dem Ziel mit Schwung attackierte und einen knappen Vorsprung über die Linie brachte.
“Was für ein Tag! Ich bin so glücklich. Ich kann es nicht glauben, den Fleche Wallonne gewonnen zu haben. Ich mag es, bei solchem Wetter Rennen zu fahren. Die Jungs haben mich den ganzen Tag fantastisch unterstützt. Dass es der Sieg ist, ist etwas ganz Besonderes”, sagte der durchgefrorene und dick eingepackte Sieger Stephen Williams im Ziel.
Nach dem Start bildete sich zunächst eine vierköpfige Ausreißergruppe: Lilian Calmejane (Intermarche-Wanty), Alan Jousseaume (TotalEnergies), James Whelan (Q36.5 Pro Cycling Team) und Txomin Juaristi (Euskaltel-Euskadi). Wenig später gesellten sich mit Igor Chzhan (Astana Qazaqstan Team) und Johan Meens (Bingoal-WB) zwei weitere Begleiter dazu. Im Peloton kontrollierten die Favoritenteams Ineos Grenadiers und Lidl-Trek und ließen die Fluchtgruppe auf maximal rund 4:30 Minuten ziehen.
Als es auf den finalen Rundkurs ging, setzte Regen ein, teilweise Hagel, im Zielbereich kam sogar etwas Schnee runter. Das erschwerte die Bedingungen, im Peloton wurde es zunehmend schneller. Jousseaume hielt an, um sich eine Regenjacke überzuziehen. Das dauerte so lange, dass es ihn den Platz in der Spitzengruppe kostete.
Das Peloton flog ob der widrigen Bedingungen auf der Windkante auseinander. Dylan Teuns (Israel-Premier Tech) und Aleksandr Vlasov (Bora-Hansgrohe) gerieten in Schwierigkeiten - auch Marc Hirschi (UAE Team Emirates) und Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) strauchelten und hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. Rund 70 Kilometer vor dem Ziel war es dann bereits um die Ausreißergruppe geschehen, die vom Peloton gestellt wurde.
In der Folge fasste sich Sören Kragh Andersen (Alpecin-Deceuninck) ein Herz, setzte sich als Solist ab und erarbeitete sich mehr als eine Minute Vorsprung. Bei der dritten Passage der Mur de Huy bildete sich aus dem Peloton heraus eine neue starke Verfolgergruppe mit Stephen Williams (Israel-Premier Tech), Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious), Maxim van Gils (Lotto-Dstny), Kevin Vauquelin (Arkea-B&B Hotels) und Richard Carapaz (EF Education EasyPost).
Im ausgedünnten Hauptfeld mit ca. 25 Fahrern übernahm Uno-X Mobility die Verantwortung, hielt den Rückstand auf die Verfolgergruppe bei 25 Sekunden und stellte den Anschluss 16 Kilometer vor dem Ziel wieder her.
14 Kilometer vor dem Ziel sammelte die Hauptgruppe dann auch Kragh Andersen in der Cote d’Ereffe wieder ein. Die Entscheidung fiel in der Mur de Huy. Rund 30 Fahrer gingen den Schlussanstieg gemeinsam an. Decathlon AG2R La Mondiale bestimmte zunächst das Tempo für Benoit Cosnefroy, ehe Visma | Lease a Bike nochmal kurz übernahm.
Schließlich war es Stephen Williams, der seine Attacke rund 300 Meter vor dem Ziel lancierte. Cosnefroy versuchte zu antworten. Dem Franzosen explodierten aber die Beine. Sein Landsmann Kevin Vauquelin bekam nochmal die zweite Luft und kam Williams bedrohlich nahe. Doch es reichte nicht mehr ganz, um den Profi von Israel-Premier Tech einzuholen. Der 27-Jährige sorgte bei der 88. Austragung des Fleche Wallonne für den ersten Sieg eines Briten.