Pogacar konnte zwar nicht wie erhofft den Titel bei der Tour de France von Vingegaard zurückerobern, lieferte dafür aber die beste Klassikersaison seiner Karriere ab. Der 25-Jährige gewann mit der Flandern- und der Lombardei-Rundfahrt nicht nur zwei Monumente, sondern war auch beim Fleche Wallonne und beim Amstel Gold Race der Beste. Beim E3-Preis fuhr er als Dritter aufs Podium, bei Mailand-San Remo verpasste er es als Vierter knapp.
In Summe sammelte Pogacar in den Eintagesrennen 4498 Punkte - und damit fast 700 mehr als Mathieu van der Poel, der mit mit Mailand-San Remo und Paris-Roubaix ebenfalls zwei Monumente gewinnen konnte. Die beiden führen entsprechend auch das separate UCI-Eintagesranking an. Vor Wout van Aert, der zwar von den größeren Rennen nur E3 gewinnen konnte, ansonsten aber fast überall, wo er an den Start ging, Top-Platzierungen belegte.
Im Ranking der Etappenrennen landete Pogacar nur auf dem vierten Rang und musste Vingegaard, Primoz Roglic und Evenepoel den Vortritt lassen. Der Däne sammelte alle seiner 6304,07 Punkte bei Rundfahrten, vornehmlich durch den Tour-Sieg und Platz zwei bei der Vuelta. Aber auch die Siege beim Criterium du Dauphine und bei der Baskenland-Rundfahrt sowie Rang 3 bei Paris-Nizza füllten sein Konto. Bei Eintagesrennen stand Vingegaard in der Saison überhaupt nicht am Start.
Da sich Pogacar aber als der komplettere Fahrer erwies und mit Platz 2 bei der Tour und dem Gewinn von Paris-Nizza auch Punkte für die Rundfahrt-Wertung sammelte, sicherte er sich letztlich auch deutlich den Sieg in der Gesamtwertung. Zum dritten Mal in Serie. Und mit den mit Abstand meisten Punkten, die ein Fahrer in einer Saison seit Einführung dieser Wertung 2015 holen konnte.
Bester Deutscher im World Ranking war Lennard Kämna (Bora-Hansgrohe). Der 27-Jährige wurde mit 1182, 55 Punkten 64. Neben der Weltrangliste führt die UCI auch Kontinental-Rankings. Während Pogacar dabei selbsterklärend die Europe Tour für sich entschied, gewann der Eritreer Henok Mulueberhan (844,75 Punkte) vom Pro Team Green Project - Bardiani CSF - Faizane knapp vor seinem Landsmann Biniam Girmay das Africa Tour Ranking und wurde damit entsprechend bester Profi des Kontinents. Das Asia Tour Ranking sicherte sich der Kasache Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan, 1485,29 Punkte) mit riesigem Vorsprung vor dem Mongolen Jambaljamts Sainbayar vom Kontinental-Team Terengganu Polygon Cycling.
Der US-amerikansiche Vuelta-Sieger Sepp Kuss (Jumbo-Visma, 2612,5 Punkte) gewann die amerikanische Rangliste vor seinem Landsmann Neilson Powless (EF Education - EasyPost), in Ozeanien hatte der Australier Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck, 2043,25 Punkte) die Nase vor dem australischen Bora-Profi Jai Hindley.
Die Punktevergabe der UCI ist extrem komplex. Zu Beginn der Saison wurde sie erneuert, um wichtigeren Rennen nicht nur prestigeträchtig, sondern auch punktemäßig einen größeren Stellenwert zu geben.
Über allen anderen Rennen steht dabei die Tour de France. Der Gesamtsieger erhält 1300 Punkte, für den Zweiten gibt es noch 1040, für den Dritten 880. Insgesamt werden die Top 60 der Gesamtwertung belohnt, 15 Punkte gibt es dabei mindestens. Etappensiege bringen 210 Zähler, der 15. der Tageswertung bekommt noch fünf. Der Gewinner der Bergtrikots oder der Punktewertung wird gleichermaßen belohnt wie ein Etappensieger. Doch schon bei Giro d’Italia und Vuelta Espana sieht es anders aus. Während die Gesamtsieger mit 1100 Punkten belohnt werden, bekommen die Etappensieger 180.
800 Punkte gibt es für einen Sieg bei einem der fünf Monumente. Und, obwohl allesamt World-Tour-Rennen, bekommt der Sieger der Santos Tour Down Under beispielsweise mehr Punkte als der Gewinner der Baskenland-Rundfahrt. Auch der Sieg bei den Cyclassics wirft mehr ab als der bei Eschborn-Frankfurt. Zwischen 500 und 300 Zähler bringen die Siege bei den einzelnen Rennen der World Tour. Alle Rennen der Pro Series hingegen sind wieder einheitlich bewertet und bringen 125. Auch die .1- und .2-Events werden einheitlich belohnt.
Punkte gibt es ebenfalls für das Tragen des Leadertrikots in allen Etappenrennen und für den Sieg bei nationalen Meisterschaften. Wie viele hängt allerdings davon ab, ob das jeweilige Land mindestens einen Fahrer bei den vorherigen Weltmeisterschaften im Straßenrennen am Start hatte.