UCI-StatementWeltverband rät von Keton-Supplementen im Radsport ab

Leon Weidner

 · 21.10.2025

UCI-Statement: Weltverband rät von Keton-Supplementen im Radsport abFoto: Getty Images/Anne-Christine Poujoulat
Tim Merlier (Soudal Quick-Step) ist einer von vielen Fahrern, die nach dem Rennen Ketone zu sich nehmen
Die UCI hat eine offizielle Stellungnahme zur Verwendung von Keton-Supplementen im Radsport veröffentlicht. Der Weltverband empfiehlt Athletinnen und Athleten, auf die Einnahme zu verzichten, da aktuelle wissenschaftliche Studien weder eine leistungssteigernde Wirkung während des Wettkampfs noch Vorteile bei der Regeneration belegen können. Die Supplemente bleiben jedoch legal und werden nicht verboten.

Die Union Cycliste Internationale (UCI) hat am 20. Oktober 2025 ihre offizielle Position zur Verwendung von Keton-Supplementen im Radsport bekannt gegeben. In einer Pressemitteilung empfiehlt der Weltverband, auf die Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel zu verzichten, da keine überzeugenden wissenschaftlichen Belege für deren leistungssteigernde Wirkung oder Regenerationsvorteile vorliegen. "Da es keine überzeugenden Beweise dafür gibt, dass Keton-Supplemente die Leistung oder Erholung verbessern, sieht die UCI keinen Grund für deren Verwendung. Daher empfiehlt die UCI nicht, solche Supplemente in die Ernährungspläne der Fahrerinnen und Fahrer aufzunehmen", heißt es in der Erklärung. Ketone sind chemische Verbindungen, die vom menschlichen Körper auf natürliche Weise produziert werden und von den Muskeln während körperlicher Anstrengung als Energiequelle genutzt werden können, wenn Glukose knapp wird. Neben der körpereigenen Produktion können Ketone auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden. Die Verwendung solcher Supplemente hat in den letzten Jahren im Radsport stark zugenommen, besonders nachdem eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2016 mögliche Leistungsvorteile nahegelegt hatte.



Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Ketonen

Die UCI stützt ihre Empfehlung auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, die frühere Annahmen über die Wirksamkeit von Keton-Supplementen widerlegen. Laut der Erklärung des Weltverbands hatten erste Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2016 darauf hingedeutet, dass die Einnahme von Ketonen vor oder während körperlicher Anstrengung die Radfahrleistung verbessern könnte. "Diese Ergebnisse wurden jedoch durch nachfolgende Studien nicht bestätigt, und es besteht heute ein Konsens darüber, dass solche Supplemente keine Wirkung auf die Leistung bei Ausdauerbelastungen haben", erklärt die UCI. Auch die zunächst vermuteten Vorteile bei der Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen, insbesondere hinsichtlich der Geschwindigkeit der Glykogen-Resynthese in den Muskeln und der endogenen EPO-Produktion, wurden durch neuere Forschungsergebnisse widerlegt. Eine aktuelle, umfassende Studie von hoher Qualität zeige, dass die Einnahme von Ketonen nach Wettkämpfen oder hochintensiven Trainingseinheiten keinen Einfluss auf die Qualität der Erholung habe.

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Trotz der Empfehlung gegen die Verwendung von Keton-Supplementen hat die UCI keine Verbote oder Einschränkungen für deren Nutzung erlassen. Die Supplemente bleiben weiterhin legal und stehen nicht auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Dies bedeutet, dass Radsportlerinnen und Radsportler sie ohne Sanktionen verwenden können. Adam Becket von Cycling Weekly berichtet: "Die Empfehlung gegen Ketone kommt, weil die UCI sagt, dass sie keine Wirkung haben, und nicht, weil sie leistungssteigernd sind. Diese Empfehlung ist nicht rechtlich bindend, und Fahrerinnen und Fahrer sowie Teams dürfen sie weiterhin einsetzen." Die Position der UCI steht im Einklang mit der des Mouvement Pour un Cyclisme Crédible (MPCC), einer freiwilligen Vereinigung von Teams, die sich für einen sauberen Radsport einsetzt. Das MPCC hatte bereits früher eine Empfehlung gegen die Verwendung von Ketonen ausgesprochen und die UCI aufgefordert, ihre Position zu diesem Thema zu klären.

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