Filippo Baroncini von UAE Team Emirates - XRG befindet sich nach seinem schweren Sturz bei der Polen-Rundfahrt auf dem Weg der Besserung. Der 24-jährige Italiener, der am 6. August während der 3. Etappe zu Fall kam, hat zwei komplexe Operationen im Niguarda-Krankenhaus in Mailand erfolgreich überstanden. "Wir können sagen, dass das Schlimmste überstanden ist, aber wir müssen Geduld haben und dürfen nichts überstürzen. Filippo muss sich die nötige Zeit nehmen, um zu genesen", erklärte Mauro Gianetti, Teamchef der Mannschaft, gegenüber dem italienischen Portal tuttobiciweb. Der schwere Sturz hatte für den Radsportler gravierende Folgen: "Was ihm passiert ist, war nicht einfach ein gewöhnlicher Sturz. Mittlerweile können wir sagen: Das Schlimmste ist überstanden, und Filippo hat einen unglaublichen Charakter. Er überrascht uns damit, wie er mit dieser so schwierigen Situation umgeht", fügte Gianetti hinzu. Baroncini wurde am 19. August einer Kiefer- und Gesichtsoperation sowie einem Eingriff an der Wirbelsäule unterzogen, nachdem er in Polen bereits am Schlüsselbein operiert worden war.
Die medizinischen Eingriffe, denen sich Baroncini unterziehen musste, waren äußerst anspruchsvoll. "Das Gesicht war entstellt, und Sie können sich nicht vorstellen, was die Ärzte im Niguarda-Krankenhaus geleistet haben", berichtete Gianetti. Besonders hob er die Leistung von Professor Gabriele Canzi, einem Spezialisten für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, sowie des Chirurgen Davide Colistra hervor. "Sie haben etwas Unglaubliches vollbracht, in mehr als elf Stunden Operation. Die medizinische Wissenschaft hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Es sind Dinge möglich, die bis vor einigen Jahren undenkbar waren", so Gianetti weiter. Die Details der Operation wollte er nicht preisgeben. Trotz der Schwere seiner Verletzungen befindet sich Baroncini mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Er kann sprechen und empfängt bereits Verwandte und Freunde. Sein Gemütszustand sei gut, und es bestehe die Möglichkeit, dass er in den kommenden Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden könne.
Andrea Agostini, Chief Operating Officer des Teams, äußerte sich ebenfalls zum Zustand Baroncinis, nutzte die Gelegenheit jedoch auch, um Kritik an der Erstversorgung nach dem Unfall zu üben. "Was Filippo passiert ist, ist unglaublich und wirft einige Fragen auf. Es wird viel über Sicherheit gesprochen, und im Mittelpunkt der Diskussion stehen immer nur die Teams und die Fahrer, die auch bestraft werden, sowie die mechanischen Mittel mit dem Vorschlag zur Verkleinerung der Übersetzungen, aber ich frage mich: Sind die Organisatoren von allem ausgenommen?", so Agostini. Er betonte, dass er niemanden beschuldige, sondern lediglich Fragen stelle. "Vor dem Transport ins Krankenhaus lag Filippo über vierzig Minuten bei Bewusstsein am Boden. Es ist unklar, warum er in einen Krankenwagen geladen und dann nicht in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht wurde, wie es die Umstände erfordert hätten, während man auf das Eintreffen eines anderen Krankenwagen wartete", erklärte Agostini. "Das Gesicht von Filippo war entstellt, mit so einem Schlag auf den Schädel kann man nicht so lange warten."
Trotz der Kritik an der Erstversorgung hob Agostini auch positive Aspekte hervor, insbesondere die Hilfe durch das Team INEOS. "In dieser Angelegenheit ist dem Arzt von Ineos, Dr. Robert Kempers, und Michal Kwiatkowski zu danken", sagte Agostini. Kwiatkowski, der zusammen mit Baroncini und anderen Fahrern gestürzt war, wurde sofort von seinem Teamarzt erreicht. "Michal Kwiatkowski machte ihn darauf aufmerksam, dass es ihm gut gehe und er nichts brauche, sondern dass er Filippo helfen solle, weil er sofort erkannt hatte, dass die Situation dramatisch war", erklärte Agostini. "Dr. Kempers hat großes geleistet, er führte die ersten Rettungsmaßnahmen durch, und wir können ihm nur dankbar sein, was bestätigt, dass der Radsport eine große Familie ist, in der der Wettbewerb sehr stark ist, aber in wichtigen Momenten sind wir alle füreinander da." Baroncinis Genesung wird nun weiterhin genau beobachtet, wobei sein Team ihm die nötige Zeit und Unterstützung für eine vollständige Erholung zusicherte.