Felix Mattis
· 26.02.2023
Francois Ribeiro ist Chef von Track-Champions-League-Veranstalter Discovery Sports Events (DSE), der auch Motorsport-Rennserien wie einst die Tourenwagen-Weltmeisterschaft oder die 2021 eingeführte E-Tourenwagen-Meisterschaft ETCR veranstaltet. Ab 2023 wird auch der Mountainbike-Weltcup durch DSE promotet und auf Eurosport übertragen.
Das Interview wurde geführt von Felix Mattis
TOUR: Herr Ribeiro, wie entstand die Idee zur Track Champions League?
Francois Ribeiro: Discovery Sports Events ist mit Eurosport und GCN (Global Cycling Network, Anm. d. Red.) das Home of Cycling. Daher wollten wir neben unseren Motorsport- gerne auch Radsport-Events machen. Also habe ich UCI-Präsident David Lappartient kontaktiert. Der Straßenradsport ist schon mit vielen Veranstaltern besetzt, aber für die UCI ist der Bahnradsport am größten. Dort gibt es mit Abstand die meisten Olympia-Medaillen, und bei den Olympischen Spielen ist die Bahn immer ein riesiger Hit mit vielen Zuschauern! Aber zwischen den Spielen lässt das Interesse des Publikums stark nach. Das wollen wir ändern und dabei auch ein neues, jüngeres Publikum nachhaltig für den Bahnradsport begeistern.
TOUR: Warum beinhaltet die Track Champions League dann nicht alle Bahnrad-Disziplinen?
Ribeiro: Ich komme nicht aus dem Radsport. Also habe ich mich beim Weltcup in Paris vor vier Jahren auf die Tribüne gesetzt und mir alles angeschaut. Verstanden habe ich Sprint, Keirin, Elimination und Scratch, der Rest war schwierig. Ich sagte zu David: ‘Für einen neuen Zuschauer ist das alles viel zu kompliziert!’ Also haben wir darüber nachgedacht, wie wir den Einstieg in den Sport für die Zuschauer einfacher gestalten.
TOUR: Durch Lightshows und laute Musik erinnern die Track-Champions-League-Abende ein wenig an Sechstagerennen – nur DJ und Tanzfläche im Innenraum fehlen …
Ribeiro: Es spricht nichts gegen puren Sport an sich, wenn man ein unterhaltsames Event machen will. Im Gegenteil: Er ist das, was im Fokus stehen sollte. Man muss nur ein Format finden, das Sport auf höchstem Level mit Unterhaltung auf bestem Level kombiniert.
TOUR: Nach vier Rennabenden 2021 waren es 2022 fünf. Planen Sie einen weiteren Ausbau der Serie?
Ribeiro: Mir geht es weniger um mehr Events, als um die Intensität und Qualität über die Wochen und an jedem Abend. Es kommt daher vor allem darauf an, was für die Athleten und Athletinnen möglich ist. Fünf oder sechs Events, das ist gut. Mir fehlen zum Beispiel die Niederlande noch im Kalender. Aber acht oder zehn? Dann bekämen die Fahrer Probleme, müssten vielleicht ein Event auslassen. Und das wäre gegen das Prinzip des Formats, immer alle Stars dabeizuhaben.
TOUR: Im Sprint ist die Weltspitze in der Track Champions League vertreten. In den Ausdauer-Disziplinen fehlen aber einige Stars, die auch auf der Straße fahren. Wie können Sie das ändern?
Ribeiro: Zunächst einmal werde ich nächstes Jahr eine Überschneidung mit den Six Days in Gent vermeiden und eine Lücke lassen. Aber mein Traum ist, dass die Fahrer und Fahrerinnen auf der Bahn auch Punkte für ihre Straßenteams sammeln können. Das liegt nicht in meiner Hand, sondern zu einhundert Prozent bei der UCI. Aber das würde sicher helfen, damit die Teams alle bei uns starten lassen.