Sebastian Lindner
· 18.01.2024
Dieses Mal hatte Welsford sogar noch die Zeit, sich nach hinten umzublicken, bevor die Ziellinie passiert war. Es wirkte fast lässig, wie Welsford seinen erst siebenten Sieg als Profi einfuhr. Doch sein Team hatte zunächst in Person von Ryan Mullen und dann mit Danny van Poppel wieder erneut perfekt vorbereitet, sodass der 27-Jährige Australier wenig Mühe hatte, zu vollenden.
Bora war das einzige Team, dass sich im Finale organisieren konnte. Zunächst sorgte auf den letzten 15 Kilometern eine schnelle und technisch schwierige Abfahrt für Verwirrung, dann auch noch eine Attacke von Ruben Guerrerio (Movistar), der an einer kleinen Welle 3000 Meter vor dem Ende versuchte, wie tags zuvor Isaac del Toro die Sprinter zu überrumpeln. Zum Sieg reichte es für den Portugiesen nicht, doch die Sprintzüge von Bahrain-Victorious für Phil Bauhaus und Israel-Premier Tech für Corbin Strong waren gesprengt - nur Bora überlebte.
Als “super verrückt” fasste Welsford seinen Tag dann auch im australischen TV zusammen. “Einen Etappensieg zu holen, ist schon toll, aber dann noch einen zweiten zu holen, ist schon etwas Besonderes. Einen Sieg vor heimischem Publikum einzufahren ist, einfach super. Ich schwimme im Moment auf einer Welle des Erfolgs.” Das Rezept dafür dieses Mal neben der starken Teamarbeit: “Wir haben die notwendige Geduld im Zieleinlauf gezeigt, was bei sehr hohen Geschwindigkeiten entscheidend war.”
In der Gesamtwertung führt weiterhin del Toro zwei Sekunden vor Strong, Axel Mariault (Cofidis) hat sich durch Bonussekunden an den Zwischensprints auf Platz 3 gekämpft. Großer Verlierer des Tages war Luke Plapp (Team Jayco AlUla). Der Australische Meister im Zeitfahren und auf der Straße war rund zehn Kilometer vor dem Ziel mit einer Gruppe Astana-Fahrer in einen Sturz verwickelt und verlor letztlich fast zehn Minuten. Er musste damit alle seine Ambitionen auf den Gesamtsieg begraben.
Direkt nach dem Startschuss in Tea Tree Gully setzten sich mit dem Träger des Bergtrikots, Luke Burns, sowie Tristan Saunders (beide Australische Nationalmannschaft), Stefan de Bod (EF Education EasyPost) und Mariault vier Fahrer ab. Schon nach gut 35 Kilometern ließ sich Burns wieder zurückfallen. Denn da waren bereits beide Bergwertungen des Tages absolviert. Burns, der normalerweise wie Saunders für das australische Kontinental-Team BridgeLane fährt, hatte sich die maximale Punkteausbeute gesichert, kommt nun auf 23 Zähler und verteidigte damit sein Leibchen.
Doch auch das verbliebene Trio hatte nicht den Plan, gemeinsam den Großteil der insgesamt 145 Kilometer bis nach Campbelltown vor dem Feld zu absolvieren. Mariault räumte an den zwei Zwischensprints insgesamt sechs Sekunden ab und wartete dann am Mount Pleasant, wo die zweite Wertung abgenommen wurde, gemeinsam mit de Bod auf das Hauptfeld.
Die letzten 58 Kilometer bis ins Ziel wären für Saunders also als Solist zu absolvieren gewesen. Doch bei etwa der Hälfte davon hatte ihn das Peloton geschnappt. Maximal drei Minuten betrug der Vorsprung der Ausreißer im Tagesverlauf.
Das Finale des Tages wurde dann durch die lange und kurvige Abfahrt eingeleitet. Neben der Astana-Riege, die Kanter dann bei der Sprintvorbereitung nicht mehr helfen konnte, und Plapp, stürzte auch Rudy Molard (Groupama-FDJ). Für ihn war das Rennen mit blutendem Kopf beendet. Davon unbeeindruckt fuhr Bora schließlich einen Sprint, der Welsford den nächsten Etappensieg sicherte.