Sebastian Lindner
· 16.01.2024
Und da soll nochmal einer sagen, Bora sei keine Sprintermannschaft mehr. Dass die deutsche World-Tour-Mannschaft gleich im ersten Saisonrennen zuschlägt, war dennoch kaum zu erwarten. Ein Zufallsprodukt war der Sieg allerdings nicht, vielmehr vom Team angestrebt. Bora kontrollierte das Tempo auf dem ersten Teilstück über 144 Kilometer durch die Adelaide Hills und ging schließlich auch mit einem Zug von drei Fahrern auf die letzten 1000 Meter, die das neue auffällige Trikot direkt an der Spitze präsentierten.
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“Mit dem ersten Sieg der Saison im neuen Trikot hat sich ein Traum erfüllt”, freute sich Sieger Welsford in einer Mitteilung seines Teams. “Die Jungs haben mich zu 100 Prozent unterstützt - heute zu gewinnen ist etwas ganz Besonderes. Das Team hier ist auf dem Papier das stärkste und unser Lead-out hat toll geklappt”, sagte der 27-Jährige, der vom Team dsm-firmenich zu den Raublingern gewechselt war. Vor allem Danny van Poppel habe in der letzten Vorbereitung einen großartigen Job gemacht.
Auch Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) zeigte sich letztlich zufrieden. “Es ist ein gutes Ergebnis um in die Saison zu starten”, zitierte ihn sein Team. “Ich bin zufrieden mit meinen Beinen, sie reichen definitiv auch für einen Sieg. Aber so ist Profisport, du kannst nicht immer gewinnen.” Tatsächlich hatte der Deutsche durchaus die Endgeschwindigkeit von Welsford, sich in der Vorbereitung aber möglicherweise am falschen Hinterrad orientiert. Der 29-Jährige hatte sich hinter Caleb Ewan (Team Jayco-AlUla) eingereiht. Der Australier hatte aber nicht den Punch, den Bauhaus im Windschatten für ganz vorne gebraucht hätte. Er wurde letztlich Vierter, einen Platz hinter Biniam Girmay (Intermarche-Wanty).
Welsford hat durch seinen zweiten Sieg auf World-Tour-Niveau auch die Führung in der Gesamtwertung übernommen und trägt damit morgen das ockerfarbene Trikot.
Drei Runden rund um das südaustralische Tanunda standen auf dem Plan der 1. Etappe, jede davon führte über den Menglers Hill, der sich letztlich aber nicht als schwer genug herausstellte, um das Feld zu spalten. Trotz einiger früher Attacken fuhr das Peloton geschlossen zum Fuß der ersten Überquerung. Finn Fisher-Black (UAE Team Emirates) sicherte sich dort im Zwischensprint drei Bonussekunden.
Direkt danach machten sich Lois Barre (Arkea-B&B Hotels) und Georg Zimmermann (Intermarche-Wanty) auf den Weg. Sie fuhren sich mehr als drei Minuten Vorsprung heraus, machten so den weiteren Zwischensprint und zwei Bergwertungen unter sich aus. Zimmermann sicherte sich drei Bonussekunden, Barre die beiden Bergwertungen und ist damit Träger der Bergtrikots.
Vor der letzten Überfahrt des Menglers Hill ließ sich das Duo allerdings wieder einholen. Im Anstieg bekam mit Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) einer der Mitfavoriten Probleme und kassierte anderthalb Minuten Rückstand. Seine Rolle ist er damit los. Diejenigen, die noch um den Sieg kämpften, gingen mit bis zu 100 km/h in die langgezogenen Kurven der rasend schnellen Abfahrt rund zehn Kilometer vor dem Ziel. Vereinzelte Stürze verliefen glimpflich. Weniger Glück hatte allerdings zuvor Torstein Traeen. Der Bahrain-Neuzugang kollidierte schon vor der ersten Sprintwertung mit dem Mittelstreifen und verlor mehr als vier Minuten Zeit. Auch der Norweger war ein potenzieller Anwärter auf den Gesamtsieg.
Doch um den ging es auf den letzten Kilometern der 1. Etappe nicht mehr. Bahrain-Victorious, Intermarche-Wanty, Jayco-AlUla und Soudal - Quick Step schickten ihre Helfer nach vorne, um sich auf den Sprint vorzubereiten. Es war dann aber das clevere Bora-Team, das sich letztlich den Sieg sichern konnte.