Thomas Huber
· 16.07.2024
Auch der voraussichtlich letzte Massensprint der Tour de France 2024 endet mit einem weiteren Top-Ergebnis eines deutschen Fahrers, ein Etappensieg bleibt aber aus: Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) setzt sich im Zielort Nimes klar vor Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) durch, der am Ende starker Zweiter wird. Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech), der zuvor bei Massensprints dreimal auf dem Podium gelandet war, sprintet auf Rang sechs. Der Träger des Punktetrikots Biniam Girmay war dagegen der Pechvogel des Tages: Er stürzte anderthalb Kilometer vor dem Ziel in einem Kreisverkehr und konnte in die Entscheidung nicht eingreifen. Damit schmolz der Vorsprung des Mannes aus Eritrea auf Philipsen auf nur noch 32 Zähler in der Punktewertung zusammen.
Offensiv ging das Team Alpecin-Deceuninck den wohl letzten Massensprint der Frankreich-Rundfahrt 2024 an. Von vorne diktierte das belgische Team das Tempo, ehe Philipsen-Anfahrer Mathieu van der Poel anzog. Er legte ein extrem hohes Tempo vor und sorgte für ein perfektes Leadout für Sprinter Jasper Philipsen. Als dieser anschließend seine Attacke lancierte, konnte auch der sich am Hinterrad der Tagessiegers befindende Phil Bauhaus nicht mehr folgen. Mit einem klaren Vorsprung setzte sich Philipsen vor Bauhaus durch. Der Sprint des Deutschen war aber ebenfalls beachtlich, immerhin kam er vor Top-Sprintern wie Sam Bennett (Decathlon AG2R La Mondiale) oder Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) auf Platz zwei ins Ziel.
Es war heute eine Teamleistung. Wir haben gemeinsam als Team gewonnen. Ich habe mich bei der Tour de France von Tag zu Tag besser gefühlt und hatte heute viel Selbstbewusstsein. Das konnte ich nutzen. - Jasper Philipsen im Siegerinterview
Kurz nach dem Start am Küstenort Gruissan versuchte Stefan Küng (Groupama-FDJ) mit seinem Antritt, eine schlagkräftige Spitzengruppe zu formieren. Weil nur Sandy Dujardin (TotalEnergies) an das Hinterrad des Schweizers sprang, verlangsamten sie das Tempo wieder und ließen sich ins Peloton zurückfallen. Zu gering erschienen die Erfolgsaussichten einer zwei Fahrer großen Ausreißergruppe. Wenige Kilometer später war es erneut das Team Groupama-FDJ, diesmal mit Kevin Geniets, das das Tempo verschärfte. Einige Fahrer zogen mit dem Luxemburger mit, eine Lücke kam aber nicht zu Stande. Alpecin-Deceuninck übernahm das Kommando im Peloton und verhinderte eine Ausreißergruppe.
Ohne Spitzengruppe beruhigte sich anschließend die Rennsituation. Mit moderatem Tempo rollte das Feld in Richtung Nimes. Besonders Silvan Dillier von Alpecin-Deceuninck legte die Geschwindigkeit im Peloton vor. Die Rennsituation war stabil.
Schwung kam dann wieder 96 Kilometer vor dem Ziel ins Rennen, als der Zwischensprint anstand. Intermarche-Wanty erhöhte für Biniam Girmay das Tempo, doch Cofidis-Sprinter Bryan Coquard kam als erster Fahrer über den Strich und sicherte sich die vollen 20 Punkte.
Anschließend setzte Thomas Gachignard (TotalEnergies) eine Attacke und riss eine Lücke zwischen sich und dem Peloton. Dem Solisten wurde maximal circa zweieinhalb Minuten Vorsprung gewährt – eine realistische Siegchance hatte er folglich nicht. Am Ende des Rennens wurde er immerhin als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet. Zudem holte er sich den einzigen Bergpunkt des Tages.
Als das Hauptfeld näher in Richtung der Ziellinie kam, erhöhte sich das Tempo – auch, weil sich das Team Jayco-AlUla in die Nachführarbeit integrierte. 35 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung Gachignards noch über anderthalb Minuten, zehn Kilometer später wurde der Ausreißer dann gestellt. Kurze Zeit später formierten sich die Sprinterteams und die Positionskämpfe begannen.
1,5 Kilometer vor dem Ziel fuhr das Peloton mit hohem Tempo in einen Kreisverkehr, bei dem mehrere Fahrer stürzten. Unter anderem Biniam Girmay kam zu Fall. Der Träger des Punktetrikots konnte zwar das Rennen zu Ende bringen, in die Entscheidung konnte er aber nicht mehr eingreifen. In der Punktewertung verliert er zwar an Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Philipsen, noch hat er aber 32 Punkte mehr als der Belgier.
Im Finale zog dann das Team Alpecin-Deceuninck souverän seinen Sprint durch: Kein Fahrer konnte am Ende mit Philipsen mithalten, der sich klar den Etappensieg vor Phil Bauhaus und Alexander Kristoff sicherte. Pascal Ackermann wurde Sechster. Für Philipsen ist es der dritte Etappensieg bei der Tour de France 2024.