Die 8. Etappe bot mit einigen Hügeln durchaus Potenzial für einen Ausreißersieg. Doch am Ende bildete einzig Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) die Fluchtgruppe des Tages, der frühzeitig wieder eingeholt wurde. So kam es zur Massenankunft nach 183,4 Kilometern in Colombey-les-deux-Eglises, bei der sich auf ansteigender Zielgeraden Biniam Girmay (Intermarché-Wanty) den Tagessieg sicherte. Platz zwei ging an Jasper Philipsen (Alpecin-Decuninck) vor Arnaud de Lie (Lotto-Dstny). Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) kam auf Platz vier.
Für Girmay war es bereits der zweite Tagessieg bei dieser Tour de France, wodurch er seinen Vorsprung in der Punktewertung deutlich ausbaute. Er hat nun 216 Punkte auf seinem Konto, sein erster Verfolger Philipsen 128. Mit Mads Pedersen (Lidl-Trek) trat ein Konkurrent um diese Sonderwertung nach Sturzverletzungen nicht mehr zur 8. Etappe an.
In der Gesamtwertung gab es auf den vorderen Plätzen keine Veränderungen. Tadej Pogacar (Team UAE Emirates) führt weiterhin mit 33 Sekunden vor Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step). Es folgen Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike, +1:15) und Primoz Roglic (Red Bull-Bora-Hansgrohe, +1:36).
Mit vielen Richtungswechseln und welligem Terrain durch einige leichtere Bergwertungen schien die Etappe auf dem Papier prädestiniert für Ausreißversuche. Und mit Neilson Powless, Stefan Bissegger (EF Education EasyPost) und Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) fand sich nach dem Start schnell ein Trio zusammen, dass sich alsbald rund zwei Minuten vom Feld absetzen konnte. An der ersten Bergwertung des Tages, der Côte de Vitteaux (3. Kategorie), sicherte sich dann Abrahamsen nach 24 Kilometern als Führender der Bergwertung die beiden Punkte als Sieger.
Im Feld kam es derweil zu weiteren Angriffen, unter anderem gingen mit Ben Healy und Alberto Bettiol weitere Fahrer von EF Education EasyPost in die Offensive, kamen jedoch nicht weit. Später begaben sich noch Romain Grégoire(Groupama-FDJ) und Jordan Jegat (TotalEnergies) erfolglos auf die Verfolgung. An der Spitze gaben zudem Powless und Bissegger nach rund 30 Kilometern ihr Unterfangen auf, sodass Abrahamsen die Flucht als Solist fortsetze.
Der Norweger sicherte sich fortan die weiteren Bergwertungen an der Côte de Villy-En-Auxois (4. Kategorie) nach 32 Kilometern und Côte de Verrey-Sous-Salmaise (3. Kategorie) nach 38 Kilometern. Maximal lag sein Vorsprung bei 6:10 Minuten. Auch der Zwischensprint in Lamargelle gewann Abrahamsen nach 59 Kilometern, aus dem Feld sicherte sich Girmay Platz zwei.
Die letzte Bergwertung des Tages an der Côte de Santenoge (4. Kategorie) nach 96 Kilometern ging ebenfalls an Abrahamsen, womit er sich alle sieben Bergpunkte des Tages sicherte und seinen Vorsprung in der Sonderwertung auf 13 Zähler zu Pogacar ausbaute. Im Feld organisierten Intermarché-Wanty, Alpecin-Deceuninck und Cofidis zwischenzeitlich die Nachführarbeit. 50 Kilometer vor dem Ziel verteidigte Abrahamsen jedoch rund drei Minuten an Vorsprung.
Der verregnete und kühle Tag kostete jedoch Kraft – sowohl für Spitzenreiter Abrahamsen als auch im Feld. So sank der Abstand zu Abrahamsen 20 Kilometer vor dem Ziel rapide auf 40 Sekunden, hinten fielen einige Fahrer allerdings auch aus dem Feld heraus, unter anderem Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) und Michael Matthews (Jayco-AlUla).
15 Kilometer vor dem Ziel war die Soloflucht von Abrahamsen dann beendet. Die letzten zehn Kilometer boten für das Feld noch zwei unkategorisierte Hügel, und insbesondere EF Education EasyPost investierte viel Arbeit an der Spitze. Das kostete unter anderem weiteren Sprintern wie Fabio Jakobsen (dsm-firmenich PostNL) den Anschluss zur Gruppe. Doch in Summe blieb das Feld größtenteils zusammen. Es kam zu einem langen Massensprint bei ansteigender Zielgeraden – mit Girmay als Tagessieger.