Die 6. Etappe der Tour de France 2024 über 163,5 Kilometer mit Ziel in Dijon mündete wie erwartet in einem Massensprint. Bei diesem gab es eine Zentimeterentscheidung: Dylan Groenewegen (Team Jayco-AlUla) und Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) setzten sich von der übrigen Sprintkonkurrenz ab und wussten beim Überqueren der Ziellinie nicht, wer von beiden den Tagessieg bejubeln darf. Nach Ansicht der Bilder wurde klar: Groenewegen hatte sich mit seinem Tigersprung knapp vor Philipsen durchgesetzt. Die Jury entschied sich aber nach erneuter Betrachtung der Bilder dazu, Philipsen auf den letzten Platz der Gruppe zurückzusetzen. Grund dafür war, dass er Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) im Sprint an die Bande gedrängt hatte.
Dadurch rückt Biniam Girmay (Intermarche-Wanty) auf Rang zwei vor, auch zwei Deutsche kamen in die Top-Ten: Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) wurde Vierter, Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) kam als Neunter ins Ziel.
Während Teams wie Uno-X Mobility oder Alpecin-Deceuninck auf dem letzten Kilometer ihren Sprintzug an der Spitze des Feldes formierten und anschließend die Sprints für Alexander Kristoff und Jasper Philipsen lancierten, war Dylan Groenewegen ohne Helfer auf sich allein gestellt. Der niederländische Straßenrad-Meister hielt sich lange Zeit im Windschatten bedeckt und nutzte im Finale das Hinterrad von Arnaud De Lie (Lotto-Dstny) zur Attacke. Groenewegen schoss am Belgier vorbei und hatte am Ende vor Philipsen das nötige Glück auf seiner Seite. Der Niederländer feiert damit seinen sechsten Etappensieg bei der Tour de France.
Gestern war ich ein bisschen enttäuscht von mir, weil mein Team einen starken Job gemacht hat. Heute wollte ich es besser machen. Ich bin ruhig geblieben und habe im richtigen Moment meine Attacke gesetzt. Das Gefühl, heute gewonnen zu haben, ist fantastisch! - Dylan Groenewegen im Siegerinterview
Nach einem ruhigen Beginn in Macon setzte sich Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) kurz vor der einzigen Bergwertung des Tages vom noch vollständigen Peloton ab. Einzig Axel Zingle (Cofidis) sprang ans Hinterrad des Norwegers - das Duo konnte sich anschließend gemeinsam absetzen. Den Bergpunkt sicherte sich Abrahamsen, der seinen Vorsprung in der Sonderwertung damit weiter ausbaute.
Etwas über eine Minute ließ das Peloton den beiden Ausreißern maximal an Luft, die anschließend aber etwas an Boden verloren und sich noch vor der Sprintwertung 135 Kilometer vor dem Ziel ins Hauptfeld zurückfallen ließen. Den darauffolgen Zwischensprint sicherte sich Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) vor dem Träger des Grünen Trikots Biniam Girmay (Intermarche-Wanty) und dem am Vortag gestürzten Mads Pedersen (Lidl-Trek).
Nachdem in sich in Folge Ruhe im Peloton ohne jegliche Ausreißversuche einstellte, kam circa 85 Kilometer vor dem Ziel das Team Visma | Lease a Bike an die Spitze, das fortan das Kommando übernahm. Das niederländische Team schraubte das Tempo hoch und schaffte es auf engen Straßen und Seitenwindverhältnissen, einen Riss im Peloton zu provozieren. Während alle Klassementfahrer im vorderen Teil vertreten waren, schrillten die Alarmglocken beim UAE Team Emirates. Alle Helfer fanden sich in der hinteren Gruppe wieder – Visma | Lease a Bike hatte es geschafft, Tadej Pogacar zu isolieren. Auch einige Sprinterteams waren mit der Situation unzufrieden: Unter anderem die Top-Sprinter Jasper Philipsen, Mads Pedersen und Dylan Groenewegen (Team Jayco-AlUla) waren ebenfalls in der hinteren Windstaffel.
Die Lücke zwischen den beiden großen Gruppen betrug maximal eine halbe Minute. 71 Kilometer vor dem Ziel schaffte es die zweite Gruppe, dann den Anschluss nach vorne herzustellen, sodass sich die Rennsituation nach hektischen Kilometern wieder beruhigte.
Zwar gab es in der Folge auf der 6. Etappe der Tour de France 2024 einen recht starken Seitenwind, sowohl die Sprinter- als auch als auch die Klassementteams waren aber nicht wirklich daran interessiert, dass sich Windstaffeln bildeten. Sie machten sich auf der Straße breit und verhinderten mit einem kontrollierten Tempo, dass Fahrer ausreißen konnten. Alles deutete also auf einen Massensprint hin.
Und so kam es am Ende auch: Uno-X Mobility ging das Finale sehr offensiv an und eröffnete den Sprint recht früh. Anschließend kam Alpecin-Deceuninck mit Mathieu van der Poel nach vorne, der für Jasper Philipsen lancierte - kurz wirkte es so, also habe das belgische Team die Kontrolle über den Sprint. Von hinten kam dann aber Groenewegen angeschossen, der nur wenige Zentimeter an Vorsprung vor Philipsen über die Ziellinie rettete. Der Belgier wurde im Nachgang auf den letzten Platz der ersten Gruppe zurückversetzt, weil er Wout van Aert im Sprint behindert hatte.