Auch auf der 18. Etappe schlug die Stunde der Ausreißer: 40 Kilometer vor dem Ziel setzten sich drei Fahrer aus einer circa 30 Fahrer starken Spitzengruppe ab. Das Führungstrio sollte im Anschluss seine Position verteidigen und den Sieg unter sich ausmachen. Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers), Victor Campenaerts (Lotto-Dstny) und Matteo Vercher (Total Energie) arbeiteten gut zusammen und hielten sich ihre Verfolger vom Leib. Im Schlusssprint hatte dann der Belgier Campenaerts den besten Antritt. Er setzte sich klar vor Vercher und Kwiatkowski durch, der am Ende Dritter wurde.
Von Beginn an war Hektik auf der 18. Tour-de-France-Etappe. Viele Fahrer wollten in die Spitzengruppe des Tages gelangen. Das Tempo war deshalb extrem hoch, es gab Attacke um Attacke. Als sich dann eine über 30 Fahrer starke Ausreißergruppe gebildet hatte, wurde diese vom Peloton ziehen gelassen - keiner der Fahrer spielte im Gesamtklassement noch eine Rolle. Fast 14 Minuten nach dem Tagessieger rollte deshalb die Gruppe um Vingegaard, Pogacar und Co. über den Zielstrich.
In der großen Ausreißergruppe gab es vor allem an den letzten beiden kategorisierten Anstiegen zahlreiche Tempoverschärfungen, sodass sich immer wieder Fahrer absetzen konnten, wenig später wiederum aber eingeholt wurden. Erst wenige Kilometer vor dem Ziel wurde klar, dass der Sieger ein Fahrer des Spitzentrios sein wird. Alle Augen waren auf die Ausreißer gerichtet, von denen Victor Campenaerts die Chance zu nutzen wusste. Im Gesamtklassement gibt es dagegen keine Veränderungen.
Ich träume schon so lange von einem Etappensieg bei der Tour de France. Es ist womöglich das Highlight meiner Karriere. Dieser Sieg ist auch der Gipfel einer tollen Atmosphäre in unserem Team. Wir werden heute Abend feiern! - Victor Campenaerts im Siegerinterview
Auf der 180 Kilometer langen Etappe von Gap nach Barcelonnette war von Beginn an das Tempo hoch. Viele Fahrer versuchten vom Start weg, in die Ausreißergruppe zu gelangen. Unter anderem Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) und Stefan Küng (Groupama-FDJ) setzten immer wieder Attacken. Absetzen konnten sie sich vorerst aber nicht.
Die Geschwindigkeiten waren derart hoch, dass das Hauptfeld immer wieder auseinanderzureißen drohte. Lange Zeit blieb das Fahrerfeld aber zusammen. Erst nach circa 15 Kilometern konnte sich der Klassikerspezialist Jasper Stuyven (Lidl-Trek) vom Peloton lösen und eine klare Lücke reißen. Schnell hatte er sogar über 20 Sekunden Vorsprung aufs Hauptfeld, der Belgier wurde aber anschließend recht zügig wieder gefasst.
Circa 150 Kilometer vor dem Ziel am ersten kategorisierten Anstieg des Tages setzte sich dann eine 36 Fahrer starke Gruppe um Wout van Aert (Visma | Lease a Bike), Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), Richard Carapaz (EF Education-EasyPost), Jai Hindley (Red Bull-Bora-Hangrohe) und Georg Zimmermann (Intermarche-Wanty) ab. Die große Gruppe sollte anschließend die Spitzengruppe des Tages bilden und sich endgültig vom Peloton absetzen.
Die erste Bergwertung gewann Oier Lazkano (Movistar). Auch an den weiteren beiden darauffolgenden Bergwertungen zeigte sich der Spanier aktiv und entschied diese für sich. Den einzigen Zwischensprint des Tages in Saint-Bonnet-en-Champsaur schnappte sich Michael Matthews (Team Jayco-AlUla).
Im Peloton wurden die Ausreißer ziehen gelassen, sodass die Rennsituation fortan für eine lange Zeit stabil war. Für das Tempo im Hauptfeld war das UAE Team Emirates zuständig. Weil keiner der Ausreißer einen Einfluss auf die Top-Plätze des Gesamtklassements nehmen konnte, war die Lücke groß: 100 Kilometer vor dem Ziel betrug der Abstand circa fünf, 50 Kilometer vor dem Ziel sogar ungefähr zehn Minuten. Damit wurde klar: Der Tagessieger sollte aus der Ausreißergruppe kommen.
Am Cote de Saint-Apollinaire gab es in der Ausreißergruppe immer wieder Tempoverschärfungen. Erst griff Ben Healy (EF Education EasyPost) an, dann erhöhte Tobias Johannessen (Uno-X Mobility) das Tempo. Aufgrund der zahlreichen Angriffe mussten einige Fahrer aus der Spitzengruppe abreißen lassen: Unter anderem Frank van den Broek (Team dsm-firmenich PostNL) und Ben Healy bekamen Probleme und waren fortan nicht mehr Teil der Spitzengruppe, die nun aus circa 30 Fahrern bestand. Auch in Folge war das Tempo hoch, immer wieder gab es Attacke um Attacke von Fahrern aus der Spitzengruppe. Wirklich klar absetzen konnte sich aber vorerst kein Fahrer.
40 Kilometer vor dem Ziel griff Michal Kwiatkowski einmal mehr an. Der Pole konnte sich kurz vor der Bergwertung am Cote des Demoiselles Coiffees von der Konkurrenz absetzen. Es dauerte anschließend fünf Kilometer, bis Victor Campenaerts und Matteo Vercher den Anschluss zu Kwiatkowski herstellen konnten. Fortan fuhren sie als Spitzentrio. Dahinter bildete sich ein Verfolgerquintett um Toms Skujins (Lidl-Trek) und Jai Hindley (Red Bull-Bora-Hansgrohe). Das Quintett fuhr nur wenige Sekunden vor den übrigen Ausreißern, auf die Spitze verlor es aber mehr und mehr an Boden: 15 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung noch immer 45 Sekunden.
Das Spitzentrio behauptete seinen Vorsprung auf die letzten Kilometer, sodass klar wurde, dass es zu einem Sprint zwischen den drei Fahrern kommen wird. Campenaerts arbeitete auf den letzten Kilometern kaum im Wind und hielt sich bedeckt. Das nutzte der Belgier im Sprint, griff aus dem Windschatten an und holte sich den Tagessieg.