Tirreno-Adriatico 2024 FavoritenWer kann Vingegaard Paroli bieten?

Sebastian Lindner

 · 03.03.2024

Das sind die Favoriten für Tirreno-Adriatico 2024: Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike)
Foto: DPA Picture Alliance
Tirreno-Adriatico ist die italienische Antwort auf Paris-Nizza. Das “Rennen zwischen den Meeren” ist nicht ganz so alt, aber vom Stellenwert her genauso wichtig. TOUR blickt auf die Favoriten für die Woche zwischen dem Thyrrenischen Meer und der Adria.

Tirreno-Adriatico 2024: Das Wichtigste in Kürze

  • Termin: 4.-10. März, 7 Etappen
  • Distanz: ~ 1100 Kilometer
  • Start: Lido di Camaiore, Ziel: San Benedetto del Tronto
  • Profil: Drei Bergetappen, davon zwei Bergankünfte, zwei hügelige Etappen, eine davon mit Bergauf-Finish, ein Einzelzeitfahren, eine Flachetappe
  • UCI-Kategorie: World Tour
  • Premiere: 1966, 59. Austragung
  • Alle Infos zu Strecke und TV-Übertragung

In Abwesenheit von Vorjahressieger Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) und Joao Almeida (UAE Team Emirates), die in diesem Jahr bei Paris-Nizza antreten, ist Tao Geoghegan Hart (Lidl-Trek) als Drittplatzierter von 2023 sozusagen der Mann, den es zu schlagen gilt. Kandidaten dafür gibt es reichlich, allen voran einen.

Die TOUR-Favoriten nach Sternen

* Andreas Leknessund, Isaac del Toro, Cian Uijtdebroeks, Ben Healy, Thymen Arensman

** Thomas Pidcock, Enric Mas, Tao Geoghegan Hart, Jai Hindley

*** Simon Yates, Richard Carapaz, Daniel Felipe Martinez

**** Ben O’Connor, Juan Ayuso

***** Jonas Vingegaard

Vingegaard schon wieder das Maß aller Dinge

Wer als Rundfahrer nicht bei Paris-Nizza am Start ist, der fährt Tirreno-Adriatico. Und mit Ausnahme von Tadej Pogacar gilt diese Faustregel auch in diesem Jahr wieder. Entsprechend ist auch Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) in Italien am Start und damit quasi automatisch Top-Favorit.

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Der Däne, der letztes Jahr in Frankreich am Start war und dort Dritter wurde, hat der Konkurrenz bei seiner Saisonpremiere bereits wieder das Fürchten gelehrt. Bei der spanischen Rundfahrt O Gran Camino (2.1) gewann der Tour-Sieger drei von vier Etappen und sämtliche Sonderwertungen. Lediglich beim Auftaktzeitfahren, das aufgrund der Witterung aber nicht für die Gesamtwertung relevant war, rollte der 27-Jährige nur so mit.

O’Connor und Ayuso mit Erfolgserlebniseen

In guter Form reisen auch Ben O’Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) und Juan Ayuso (UAE Team Emirates) an. O’Connor gewann bereits die Murcia-Rundfahrt und die Bergankunft am Jebel Jais bei der UAE Tour, die er als Zweiter der Gesamtwertung beendete. Vor allem bergauf präsentierte sich der Australier dabei bereits stark.

Aufgrund der bereits erzielten Ergebnisse in der frühen Phase der Saison gilt er deshalb mit Ayuso als ärgster Herausforderer von Vingegaard. Der junge Spanier konnte ebenfalls bereits ein Rennen gewinnen, sicherte sich die Faun-Ardeche Classic (1.Pro). Bei der Faun Drome Classic (1.Pro) tags darauf wurde er Zweiter, die Trofeo Laigueglia (1.Pro) beendete er als Dritter. Seine einzige Rundfahrt im Programm fiel mehr oder weniger ins Wasser, denn bei der Ruta del Sol (2.Pro) konnte aufgrund von Bauernprotesten nur das Zeitfahren ausgetragen werden. Auch hier reichte es zu Rang zwei. Ayuso ist bereit.

Yates sagt ab, Youngster del Toro rückt nach

Nach der relativ kurzfristigen Absage von Adam Yates, der durch die Gehirnerschütterung nach einem Sturz bei der UAE Tour mit verordneter Ruhe und Trainingspause doch passen muss, dürfte die Kapitänsrolle damit klar an Ayuso gehen. Auch, wenn für den Briten Isaac del Toro nachrückt. Der 20-Jährige hatte als Neoprofi gleich bei seinem ersten Einsatz mit einem Etappensieg und Platz 3 der Gesamtwertung bei der Tour Down Under (2.UWT) groß aufgetrumpft. Gelingt dem jungen Mexikaner ein weiteres Top-Ergebnis, wäre das zwar keine Riesenüberraschung, trotzdem aber ein Ausrufezeichen.

Ganz ohne einen Yates muss Tirreno-Adriatico 2024 aber dennoch nicht auskommen. Adams Zwillingsbruder Simon wird als Kapitän von Jayco-AlUla an den Start gehen. Down Under war für den 31-Jährigen noch etwas Luft nach oben, die AlUla Tour (2.1) in Saudi Arabien konnte er dann aber für sich verbuchen, wenngleich die Konkurrenz dort nicht ganz so namhaft war.

Bora-Hansgrohe mit mehreren Optionen und EF Education EasyPost

Ähnliche Ambitionen wie die Briten dürfte auch die Rundfahrer-Fraktion bei Bora-Hansgrohe haben. Daniel Felipe Martinez und Jai Hindley sind am Start. Martinez bewies bei der Algarve-Rundfahrt (2.Pro) als Zweiter hinter Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) die bessere Form als Hindley mit Platz 5 bei der Volta Comunitat Valenciana (2.Pro). Wer von beiden bei Tirreno-Adriatico die Kapitänsrolle innehat, wird letztlich von der Tagesform abhängen. Mit Lennard Kämna, letztes Jahr Vierter der Endabrechnung, ist auch noch ein potenzieller Dritter Kandidat am Start. Doch der Bremer hatte zum Saisonstart mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und dürfte eher auf Etappenjagd gehen.

Auch EF Education EasyPost hat mehr als ein Eisen im Feuer, dürfte aber in erster Linie auf Richard Carapaz für die Gesamtwertung setzen. Ben Healy hat als Vierter an der Algarve allerdings auch bewiesen, dass er bei kleineren Rundfahrten auf die Gesamtwertung fahren kann, vor allem dann, wenn die Berge nicht allzu lang sind und auch ein Zeitfahren zum Programm gehört.

Überraschungskandidaten Leknessund, Mas, Arensman und Co.

Mit im Rennen um vordere Positionen dürften auch Thomas Pidcock, Thymen Arensman (beide Ineos Grenadiers), Enric Mas (Movistar) und Geoghegan Hart sein. Für Mas ist es die Saisonpremiere, Geoghegan Hart war bei seiner Premiere für sein neues Team in Portugal noch nicht in Bestform. Pidock konnte zuletzt beim Omloop Het Niewusblad (1.UWT) als Achter bereits mitreden, Arensman als Fünfter an der Algarve.

Und das konnte auch Cian Uijtdebroeks bei seiner Visma-Premiere an der Seite von Vingegaard bei O Gran Camino. Als Helfer fuhr er auf Rang 5 in der Gesamtwertung, ein ähnliches Resultat dürfte sich der Belgier auch bei Tirreno-Adriatico wünschen. Das gilt auch auf Andreas Leknessund (Uno-X Mobility), der ein entsprechendes Leistungsniveau bei seinen bisherigen zwei Saison-Rundfahrten aber noch nicht abrufen konnte. Eine Überraschung kann beim Norweger, wie bei seinem großen Auftritt beim Giro d’Italia im Vorjahr, der ihn zwischenzeitlich zu Rosa und letztlich auf Platz 8 führte, nicht ausgeschlossen werden.

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