Team Sky 2012Was machen die Fahrer heute?

TOUR Online

 · 08.11.2024

Die siegreiche Mannschaft des Team Sky.
Foto: Getty Images/ Bryn Lennon
Die Dominanz des Team Sky begann mit dem Tour-Sieg 2012 durch Bradley Wiggins. TOUR zeigt, wie es nach dem Karriereende für die Fahrer von damals weiterging.

Im Jahr 2010 gründete sich die britische Mannschaft mit dem klaren Ziel, in wenigen Jahren den ersten britischen Tour-de-France-Sieger zu stellen. Als potenter Geldgeber fungierte das Medienunternehmen Sky, für das Know-how halfen die engen Drähte zum damals sehr erfolgreichen britischen Radsportverband. Die Anfänge waren jedoch holprig und die neuen Herangehensweisen an den Radsport bei Ernährung, Training und Fahrweise brachten einiges an Skepsis ein. Schlagwort: “marginal gains”.

Zwei Jahre nach Gründung stand das Team Sky dann an der Spitze: Bradley Wiggins gewann als Brite die Tour de France 2012 vor Teamkollege Chris Froome. Es war der Beginn einer jahrelangen Dominanz durch die britische Mannschaft, die dem Team bis 2019 sechs weitere Tour-Gesamtsiege bescherte. Ein Überblick, wie es den Fahrern aus dem Aufgebot 2012 seitdem ergangen ist.

Bradley Wiggins

Gelb in Paris, Gold in London: Das Jahr 2012 war für Wiggins ein Riesenerfolg mit dem Tour-Sieg und dem Zeitfahrerfolg bei den Olympischen Spielen in England. Seine eigenwillige und gelegentlich provokante Art machte ihn zudem über den Radsport hinaus populär, von der Queen wurde er zum Commander of the British Empire ernannt – er trägt nun ein “Sir” vor seinem Namen. Sportlich konnte Wiggins in den Folgejahren jedoch nicht mehr an die Erfolge von 2012 anknüpfen. Und auch privat lief nach seinem Karriereende 2015 vieles schief.

So ging sein Unternehmen “Wiggins Rights Limited”, das unter anderem seine Markenrechte verwaltete, bankrott – Wiggins musste persönlich haften und stürzte in eine hohe Verschuldung. Seit Juni dieses Jahres befindet sich der 44-Jährige in einem privaten Insolvenzverfahren. Im Zuge einer Untersuchung des britischen Sportausschusses geriet Wiggins 2018 außerdem unter Dopingverdacht. Es ging um die Verwendung eines Asthmamittels vor der Tour de France 2012. Wiggins rechtfertigte das Mittel mit medizinischen Gründen.

Bradley Wiggins feiert mit der britischen Flagge den Sieg bei der Tour de France 2012.Foto: Getty Images/ Bryn LennonBradley Wiggins feiert mit der britischen Flagge den Sieg bei der Tour de France 2012.

Chris Froome

Der gebürtige Kenianer ist auch 2025 noch im Profi-Peloton unterwegs – mit inzwischen 39 Jahren. Bei Sky löste er damals Wiggins als Kapitän ab und gewann zwischen 2013 und 2017 viermal die Tour de France. 2019 stürze Froome jedoch bei einer Streckenbesichtigung während des Critérium du Dauphiné schwer und brach sich Oberschenkel, Hüfte und mehrere Rippen. An seine alten Fähigkeiten kam er nicht mehr heran. Die Mannschaft Israel Premier-Tech verpflichtete ihn 2021 dennoch für ein Jahresgehalt von kolportierten fünf Millionen Euro – eine Investition, die sich zumindest sportlich nie auszahlte.

In den vergangenen beiden Jahren nominierte ihn das Team nicht mehr für die Tour de France. Dennoch steht Froome weiterhin bei Israel Premier-Tech unter Vertrag. Ende 2025 soll nun Schluss sein. Nach dem Karriereende will er eine Radsport-Akademie in Kenia gründen. Eine Kontroverse in seiner Karriere war die positive Dopingprobe auf das Asthmamittel Salbutamol während der Vuelta 2017. Später wurde Froome vom Dopingvorwurf freigesprochen.

Sky-Teamchef Dave Brailsford mit Chris Froome, der nach Wiggins die Tour de France 2013, 2015, 2016 und 2017 gewann.Foto: Getty Images/ Bryn LennonSky-Teamchef Dave Brailsford mit Chris Froome, der nach Wiggins die Tour de France 2013, 2015, 2016 und 2017 gewann.

Mark Cavendish

Er hat es vollbracht: Mit dem Etappensieg in Saint-Vulbas bei der diesjährigen Tour de France holte sich Cavendish den 35. Tagessieg in Frankreich – und löste damit Eddy Merckx in der ewigen Bestenliste ab. Der britische Sprinter ist nun der erfolgreichste Etappensieger der Tour-Geschichte. Hinter dem 39-Jährigen liegt eine lange, turbulente Karriere, mit vielen Höhen, vielen Tiefen und vielen unerwarteten Comebacks. Denn mehrmals galt Cavendish aufgrund eines Epstein-Barr-Virus und zahlreicher Stürze bereits als abgeschrieben, meldete sich jedoch stets mit Siegen zurück.

Im Oktober wurde er von Prinz William zum Ritter geschlagen. Ob er nun in den Ruhestand geht, dazu hat sich Cavendish bislang nicht explizit geäußert. Für das Team Sky absolvierte Cavendish nur die Saison 2012. Bei der damaligen Tour de France gewann er drei Etappen.

Mark Cavendish gewann im Trikot des Weltmeisters für Sky 2012 drei Etappen bei der Tour de France.Foto: Getty Images/ Bryn LennonMark Cavendish gewann im Trikot des Weltmeisters für Sky 2012 drei Etappen bei der Tour de France.


Richie Porte

Der 39-Jährige ist kaum noch in der Radsport-Welt präsent. Stattdessen genießt Porte das Leben in seiner Heimat Tasmanien, hat nach eigener Aussage ein neues Hobby mit Schwimmen gefunden und nimmt regelmäßig an Gravel-Events in Australien teil. “Es ist einfach eine tolle Zeit in meinem Leben, wieder in der Heimat zu sein und ein normales Leben zu führen”, sagte Porte im Vorjahr dem Portal “Auscycling”.

Bei Sky galt Porte lange als “Kronprinz” für kommende Führungsaufgaben, kam jedoch nie zum Durchbruch. Später probierte er es lange erfolglos als Kapitän beim Team BMC und Trek-Segafredo. Erst im Jahr 2020, mit 35 Jahren, erreichte er als Dritter das Podium bei der Tour. Für seine letzten beiden Karrierejahre 2021 und 2022 kehrte er zurück zu Ineos Greandiers (früher Sky).

Edvald Boasson Hagen

2024 bestritt der Norweger beim französischen Team Decathlon Ag2r La Mondiale sein letztes Karrierejahr. Die großen Erfolge lagen ohnehin schon einige Jahre zurück. Unter anderem gewann der 37-Jährige 2011 und 2017 jeweils eine Etappe bei der Tour de France. Bei Sky fuhr Boasson Hagen für fünf Jahre bis 2014 und galt zu jener Zeit als einer der vielseitigsten Talente im Radsport, konnte die hohen Ansprüche aber nie ganz erfüllen. Mit dem Karriereende soll nun vor allem mehr Zeit für die Familie bleiben, kündigte er an.

Edvald Boasson Hagen absolvierte die Tour de France 2012 im Trikot des norwegischen Meisters.Foto: Getty Images/ Bryn LennonEdvald Boasson Hagen absolvierte die Tour de France 2012 im Trikot des norwegischen Meisters.

Michael Rogers

Als unermüdlicher Helfer hatte der Australier großen Anteil ans Wiggins damaligen Gesamterfolg bei der Tour de France. Die eigene Karriere musste Rogers derweil 2016 wegen Herzrhythmusstörungen beenden. Seine größten Erfolge feierte er mit drei WM-Titeln im Einzelzeitfahren 2003, 2004 und 2005. Zudem gewann der heute 44-Jährige 2014 eine Tour-Etappe. Von 2021 bis 2024 fungierte Rogers als “Head of Innovation” bei der UCI und beschäftige sich in dieser Aufgabe mit neuen Regeln und Technologien für den Radsport. Unter anderem trieb er die Entwicklung des E-Sport-Bereichs im Weltverband voran.

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Bernhard Eisel

Der Österreicher war einer der wenigen Helfer für Cavendish im damaligen Aufgebot von Sky und fuhr auch später bei Dimension Data wieder mit dem Briten zusammen. Eisel erarbeitete sich während seiner Karriere einen herausragenden Ruf als Sprintanfahrer, gewann selbst aber nur selten Rennen. Immerhin steht sein Name aber in der Siegerliste von Gent-Wevelgem (2010).

Nach dem Karriereende 2019 stieg Eisel als Experte beim TV-Sender Eurosport ein und füllt diese Aufgabe bis heute aus. Auch für das Streaming-Kanal Global Cycling Network war er tätig. Seit 2022 gehört der 43-Jährige zudem als Sportlicher Leiter zum Team Red-Bull-Bora-Hansgrohe.

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Bernhard Eisel im Einsatz als Tempomacher für Sky. Bis 2015 fuhr der Österreicher für die britische Mannschaft.Foto: Getty Images/ Bryn LennonBernhard Eisel im Einsatz als Tempomacher für Sky. Bis 2015 fuhr der Österreicher für die britische Mannschaft.

Christian Knees

Der gebürtige Kölner ist der britischen Mannschaft auch nach dem Karriereende treu geblieben: Seit 2020 gehört Knees zum Aufgebot der Sportlichen Leiter beim heutigen Team Ineos Grenadiers. Unter anderem betreut der 43-Jährige Kim Heiduk in der Mannschaft. Zuvor fuhr Knees von 2011 bis 2020 selbst für die Mannschaft und galt als großgewachsener Fahrer als Bodyguard und Road Captain für die Kapitäne bei Flachetappen. Neben 2012 gehörte Knees auch beim Tour-Sieg 2017 durch Chris Froome zum Tour-Kader.

Christian Knees an der Spitze des Feldes. Heute ist der Deutsche Sportlicher Leiter in der britischen Mannschaft.Foto: Getty Images/ Doug PensingerChristian Knees an der Spitze des Feldes. Heute ist der Deutsche Sportlicher Leiter in der britischen Mannschaft.

Kanstantsin Sivtsov

Der Belarusse musste bei der Tour 2012 nach Sturz bereits auf der 3. Etappe aufgeben. Beim Team Sky war Sivtsov bis 2015 beschäftigt und vor allem wegen seiner Zeitfahrqualitäten geschätzt. 2018 wurde der heute 42-Jährige positiv auf Epo getestet – damals fuhr er für Bahrain-Merida. Er bekam daraufhin eine vierjährige Sperre und beendete 2020 offiziell seine Karriere. Laut seinem Profil auf der Website Linkedin ist Sivtsov heute Manager beim Unternehmen Kosta Group, mit Sitz in Florida.

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