Sport insideSicherheit im Radsport

Kristian Bauer

 · 30.03.2025

Sport inside: Sicherheit im RadsportFoto: Getty Images/DAVID PINTENS
Dylan Groenewegen (l) und Tim Merlier Sturz 2024
Das ARD-Hintergrundmagazin Sport inside hat die Debatte um Sicherheit im Radsport thematisiert. Unter dem Titel “Tödliches Pflaster - Über Sicherheit im Radsport” werden die schweren Unfälle im Straßenradsport beleuchtet. Wie ist der Stand der UCI-Initiative SafeR?

Der Radsport sieht sich mit einem wachsenden Problem konfrontiert: der Sicherheit der Athleten. Die jüngsten Jahre waren von tragischen Ereignissen überschattet, darunter drei tödliche Rennunfälle und schwere Stürze, die die Gefahren dieses Sports unverkennbar gemacht haben. Der Tod des Schweizer Radprofis Gino Mäder im Juli 2023 nach einem Sturz bei der Tour de Suisse hat die Dringlichkeit des Themas nochmals schmerzlich vor Augen geführt.

Arbeitsgruppe SafeR gegründet

Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde beim Start der Tour de France 2023 die Arbeitsgruppe SafeR ins Leben gerufen. Dieser Zusammenschluss von Teams, Fahrern, Veranstaltern und dem Weltverband UCI hatte das Ziel, gemeinsam Lösungen für die gefährlichen Situationen zu finden. Trotz dieser Bemühungen gab es im Jahr 2024 zwei weitere tödliche Unfälle. Die ersten von SafeR entwickelten Maßnahmen, darunter gelbe Karten für gefährliches Verhalten, sind erst in dieser Saison in Kraft getreten.

Sport inside gibt es als TV-Magazin und Podcast. Beleuchtet werden die Schattenseiten der Sportwelt. Die aktuelle Sendung fragt, warum es so viele schwere Unfälle im Straßenradsport gibt und ob genug dagegen getan wird. TOUR fasst zusammen, was die aktuelle Sendung für Erkenntnisse liefert:

Viele Teams und Fahrer zeigen sich im “Sport inside”-Podcast frustriert über die mangelnden Fortschritte und fordern entschiedenes Handeln anstelle von bloßen kosmetischen Veränderungen. Im Zentrum der Kritik steht die UCI, da der Weltverband letztendlich entscheidet, welche Vorschläge von SafeR umgesetzt werden. Ehemalige Profis und Teamchefs wie Jonathan Vaughters werfen der UCI mangelndes Verständnis für das Renngeschehen vor. Es fehle an Führung durch Personen, die die Risiken des Sports aus eigener Erfahrung kennen. Die UCI hingegen betont, dass sinnvolle Veränderungen Zeit bräuchten und verweist auf die Einbindung aller Beteiligten bei SafeR als Gewährleistung für Unabhängigkeit.

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Sport inside zu den Ursachen der gestiegenen Gefahr:

Sport inside Autor David Vorholt nennt mehrere Faktoren, die zur Erhöhung der Gefahr beitragen:

Höhere Geschwindigkeiten: Moderne Carbonräder und Scheibenbremsen ermöglichen deutlich höhere Geschwindigkeiten, insbesondere in Abfahrten, wo bis zu 100 km/h erreicht werden. Während früher in solchen Abschnitten auch mal entspannter gefahren wurde, kämpfen die Fahrer heute permanent um Positionen.

Streckendesign und Infrastruktur: Die Streckenführung erweist sich zunehmend als Problem. Einerseits sind moderne Straßen so konzipiert, dass sie den Autoverkehr verlangsamen (z.B. durch Kreisverkehre), was für Radrennen zu Sicherheitsrisiken führt. Andererseits gibt es Kritik am Design einzelner Streckenabschnitte, wie beispielsweise eine Abfahrt mit anschließender anspruchsvoller Stelle bei Quer durch Flandern. Fehler im Streckendesign führten in der aktuellen Saison bereits zu gefährlichen Situationen.

Verantwortlichkeit und Sanktionen: Während die Maßnahmen von SafeR bisher primär die Fahrer in die Pflicht nehmen, fordern viele eine unabhängige Sicherheitsbehörde (AAG), die auch Rennveranstalter sanktionieren kann. Die UCI bezieht einen Großteil ihrer Einnahmen von den Rennveranstaltern, was zu einem potenziellen Interessenkonflikt in Sicherheitsfragen führen könnte. Rennveranstalter betonen ihrerseits den enormen Aufwand und die große Verantwortung, die sie tragen.

Verantwortliche in der Sendung

In der Sendung “Streit um Sicherheit im Radsport” werden folgende Personen zitiert:

John Degenkolb spricht über die Gefahren des Radsports

Jonathan Vaughters, ehemaliger Profi und heutiger EF Pro Cycling Teamchef, wird mit seiner Kritik an der UCI zitiert, der er mangelndes Verständnis für das Renngeschehen vorwirft.

Christian Prudhomme, der Chef der Tour de France, thematisiert die steigenden Geschwindigkeiten und die Notwendigkeit einer Diskussion mit der Fahrradindustrie

Steven Verstockt, der Forschungsleiter der Universität Gent, erklärt die Ergebnisse einer Studie zu Sturzursachen im Profibereich.

Sport inside fordert Diskussion

Autor David Vorholt sieht in der SafeR-Initaitive “nicht den großen Wurf”, betont aber dass sich etwas getan hat und es “nicht nur um Kosmetik” geht. Er kann sich vorstellen, dass man z.B. von der Formel 1 lernt und erwähnt Zukunftsideen wie Airbags. Die Diskussion zwischen Fahrern, Teams, UCI und Veranstaltern muss laut Sport inside intensiviert werden, um nachhaltige Lösungen zu finden und das Risiko für die Athleten zu minimieren.

Unser Fazit: Die Sendung bietet einen guten Überblick zur Sicherheitsdiskussion im Radsport und setzt sich kritisch mit der SafeR-Initiative auseinander. Für Radsportfans ist die Sendung auf jeden Fall empfehlenswert.

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