Andreas Kublik
· 26.08.2025
Erst vor wenigen Tagen hatte sie ihren Verzicht angekündigt, jetzt ist sie doch dabei: Pauline Ferrand-Prévot wird am 27. September 2025 ein extrem starkes französisches Aufgebot ins Straßenrennen bei der Rad-WM 2025 in Ruanda führen. Das teilte die französische Internetseite lequipe.fr mit. Nach dem Sieg bei der Tour de France im Juli gilt die 33-jährige Französin auf dem bergigen Parcours für das erste WM-Rennen auf afrikanischem Boden als Topfavoritin. Zumal wenige Nationalmannschaften ein derart starkes Aufgebot aufweisen wie die die insgesamt siebenköpfige Equipe Tricolore: Als Eskorte der Mountainbike-Olympiasiegerin von 2024 sind Radprofis mit Rang und Namen vorgesehen: Die Tour-Etappensiegerinnen Maeva Squiban und Cédrine Kerbaol, die Tour-Vierte von 2024, Évita Muzic und die einstige Giro-Zweite Juliette Labous. Sie hätten allesamt selbst Medaillenchancen auf dem Kletterer-Parcours. Im Einzelzeitfahren ist für Ferrand-Prévot kein Start vorgesehen, den Wettbewerb sollen Labous und Kerbaol bestreiten. “PFP” ist auch nicht für die Mixed-Staffel vorgesehen - das Straßenrennen soll der einzige WM-Start der Tour-Siegerin in Ruanda sein.
Im Vorjahr gewann Lotte Kopecky in Zürich den WM-Titel auf einem Parcours, der deutlich weniger Höhenmeter aufwies. Der Belgierin, die zuletzt auch nicht in Topform war, dürften die vielen Höhenmeter auf der Strecke rund um die ruandische Hauptstadt Kigali den Garaus machen. Auf 164,6 Kilometern Distanz sind auf dem Rundkurs insgesamt 3350 Höhenmeter zu bewältigen. Stärkste Konkurrentinnen der Französinnen dürften die Niederländerinnen mit der Toursiegerin 2023 und diesjährigen Tour-Zweiten Demi Vollering und der Ex-Weltmeisterin Anna van der Breggen sein sowie die italienische Mannschaft. Deren Topfahrerin Elisa Longo Borghini siegte im Juli bei der anderen sehr schweren Rundfahrt im Frauen-Kalender, dem Giro d’Italia. Die kletterstarke 33-jährige Italienerin sagte dem Internetportal cyclingnews.com: “Der Parcours in Ruanda passt gut zu meinen Fähigkeiten. ich möchte dort in guter Form an den Start gehen. Ich würde gerne einmal Weltmeisterin werden.”
Ihre französische Konkurrentin Ferrand-Prévot war bereits 2014 Straßen-Weltmeisterin, ehe sie sich ganz aufs Mountainbiking konzentrierte und dort WM-Titel sammelte und zuletzt den Olympiasieg feierte. Nach ihrem Comeback auf der Straße zu Beginn des Jahres und deutlich weniger Körpergewicht als zuvor überraschte die Französin als überlegene Siegerin beim schwersten Straßenrennen im Juli. Danach hatte sich die Radsportlerin aus Reims, mit Wohnsitz nahe der Cote d’Azur, ursprünglich gegen einen WM-Start entschieden, weil sie nach dem Triumph bei der Tour Ruhe bräuchte. Zudem zog sie zunächst einen Start bei der Europameisterschaft in Frankreich Anfang Oktober vor. Der französische Nationaltrainer Paul Brousse erläuterte das Umdenken der Topfahrerin: “Nach der Tour lag die Priorität darauf, sich zu erholen, sich aus der Begeisterung zurückzuziehen, die auch ein bisschen mentale Müdigkeit verursacht hat.” Nun hat sich erholt und strebt große Ziele an. “Sie fühlt sich nun in der Lage, sich ganz auf die zwei Ziele am Saisonende einzulassen, die WM und die Europameisterschaft”, ergänzte der Auswahlcoach.
Nicht nur die Strecke, die zu den schwersten der vergangenen Jahrzehnte zählt, macht diese WM besonders schwierig. Die Höhenlage (Kigali liegt auf rund 1.600 Metern über dem Meer) und das tropische Klima machen Ausdauerwettbewerbe am Austragungsort herausfordernd. Zudem war umstritten, ob die erste Straßen-WM auf afrikanischem Boden überhaupt stattfinden sollte - schließlich unterstützt die Regierung Ruandas die Rebellen, die im Nachbarland Kongo nahe der Grenze einen Bürgerkrieg führen. Der Radsportweltverband UCI hielt jedoch trotz Kritik an der Veranstaltung fest.