Der alte Zeitfahr-Weltmeister ist der neue Zeitfahr-Weltmeister. Remco Evenepoel zeigte einmal mehr beim Zeitfahren der Rad-WM 2024 in Zürich der Konkurrenz die Grenzen auf und gewann überlegen vor den beiden Italienern Filippo Ganna und Edoardo Affini. Von Rennbeginn an diktierte der Belgier das Renngeschehen von lag von der ersten bis zur letzten Zeitnahme auf Rang eins. Auf den letzten Metern nahm Evenepoel sogar etwas an Tempo heraus und nutzte die letzten Meter, um zu jubeln.
Dabei erlebte Evenepoel noch vor Rennbeginn eine Schrecksekunde: Auf der Startrampe stehend fiel dem Belgier die Kette vom Kettenblatt, sodass er von seiner Rennmaschine steigen musste. Seine Mechaniker reagierten aber schnell und richteten die Kette gerade noch rechtzeitig. Wenige Sekunden bevor seine Uhr heruntergelaufen war, war Evenepoel doch noch abfahrbereit.
Seit seinem Sieg beim Einzelzeitfahren im vergangenen Jahr in Stirling dominiert Evenepoel die Disziplin nach Belieben. In dieser Saison gewann er nicht nur ein Einzelzeitfahren bei der Tour de France, sondern wurde auch Zeitfahr-Olympiasieger. Mit dem nun folgenden Weltmeistertitel ist klar: Im Zeitfahren ist Evenepoel das aktuelle Maß aller Dinge.
“Nachdem meine Kette kurz vor dem Start heruntergefallen war, fiel auch mein Powermeter das Rennen über aus. Ich musste nach Gefühl fahren und hatte deshalb am Ende ein bisschen Probleme, die Geschwindigkeit zu halten. Ich bin froh, dass es am Ende geklappt hat.” - Weltmeister Remco Evenepoel
Um 14:52 Uhr eröffnete Charles Kagimu aus Uganda das Rennen. Er ging als erster Fahrer auf die 46,1 Kilometer lange Strecke, die von Zürich Orlikon ins Zentrum Zürichs auf den Sechseläutenplatz führt. Im Mittelteil beinhaltete sie einen hügeligen Sektor, der erste und letzte Rennabschnitt verlief dagegen größtenteils flach.
Zu Rennbeginn zeigte Pier-Andre Cote (Kanada) eine gute Leistung, der lange Zeit auf dem Hot-Seat Platz nehmen durfte. Es dauerte fast eine Stunde, ehe ein Fahrer den Kanadier verdrängte. Sören Waerenskjold aus Norwegen unterbot die bisherige Bestzeit des Kanadiers um fünf Sekunden. Zu diesem Zeitpunkt lag der Deutsche Miguel Heidemann auf Platz drei.
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits die Top-Favoriten von der Startrampe gegangen: Zu diesen zählten Lokalmatador Stefan Küng (Schweiz), Joshua Tarling (Großbritannien), Primoz Roglic (Slowenien) und Remco Evenepoel (Belgien). Evenepoel fiel auf der Startrampe kurz vor seinem Start die Kette vom Rad und musste von der Rennmaschine steigen, bevor sein Rennen begonnen hatte. Seine Mechaniker reagierten aber schnell und richteten die Kette gerade noch rechtzeitig auf das Kettenblatt. Zwar verlor Evenepoel keine Zeit, einen kleinen Schweißausbruch dürfte dies aber beim Olympiasieger verursacht haben, der als letzter Fahrer auf die Strecke ging.
Bei der ersten Zwischenzeit übernahm der Belgier die Bestzeit. Er hatte zu diesem Zeitpunkt seine Nase knapp vor Filippo Ganna (Italien) und Joshua Tarling vorne. Derweil kam der amtierende Europameister Edoardo Affini (Italien) ins Ziel, der die Bestzeit von Kasper Asgreen (Dänemark) um über eine halbe Minute pulverisierte.
Anschließend kristallisierte sich eine klarere Situation heraus. Bei der zweiten Zwischenzeit baute Evenepoel seine Führung etwas aus – er hatte zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von fast 10 Sekunden auf Ganna. Dahinter war Jay Vine (Australien) nun zwischenzeitlicher Dritter und lag klar vor Tarling und Affini. Letzterer lag weiterhin im Ziel in Führung.
Ganna konnte im direkten Duell mit Evenepoel nicht kontern und verlor weiter und weiter an Zeit. Derweil kam der zwischenzeitlich auf Bronze-Kurs liegende Jay Vine (Australien) mit zahlreichen Wunden ins Ziel. Er war während des Rennens gestürzt und konnte deshalb nicht in die Medaillenentscheidung eingreifen. Lokalmatador Stefan Küng verlor im hügeligen Sektor zu viel Zeit und verpasste ebenfalls eine Top-Platzierung klar. Derweil bahnte sich ein Duell um Rang drei an: Der auf dem Hot-Seat sitzende Affini erwartete die Ankunft Tarlings.
Als Tarling in Richtung Ziel kam, war klar: Dem jungen Briten fehlte die Power im letzten Abschnitt, um mit Affini um den Bronze-Rang zu kämpfen. Affini war am Ende über 20 Sekunden schneller als Tarling und schnappte sich Rang drei. Derweil kam als letzter Fahrer Remco Evenepoel ins Ziel, der auf den letzten Metern herausnahm und zu feiern begann.