13 Weltmeisterschaften in einer - das bietet die Super-Rad-WM in Schottland. Das Event, nach dessen Abschluss 218 Weltmeistertitel vergeben sein werden, wird in dieser Form zum ersten Mal ausgetragen und soll künftig alle vier Jahre wiederholt werden.
Doch auch wenn die Großveranstaltung sämtliche Teildisziplinen des Radsports vereint - vom Kunstradfahren über die Hobbyfahrer bis hin zu den Para-Wettbewerben - liegt der Fokus auf dem Straßenradsport. 13 Titel werden rund um Glasgow vergeben in der nach den Bahn-Wettbewerben zweitältesten Disziplin des Radsports.
Zentraler Bestandteil aller Straßenrennen ist ein Rundkurs durch Glasgow. Die 14,3 Kilometer lange Strecke wird in den einzelnen Wettbewerben jeweils unterschiedlich oft befahren. Alle Rennen enden vor dem imposanten Glasgower Rathaus auf dem George Square.
Auf der Runde verteilen sich 207 Höhenmeter auf mehrere kurze, aber giftige Anstiege. Der letzte davon liegt 1500 Meter vor dem Ziel in der Montrose Street und ist auf 200 Metern Länge im Schnitt 10,8 Prozent steil. In der Spitze sind es 14 Prozent.
Nicht ungefährlich, zumindest falls es regnen sollte, ist eine Abfahrt kurz vor der Drei-Kilometer-Marke, die in einer 90-Grad-Kurve auf eine 200 Meter lange Kopfsteinpflaster-Passage übergeht. Ohnehin ist der Kurs - altstadttypisch - extrem winklig. Alleine auf den letzten fünf Kilometern müssen 19 scharfe Richtungswechsel bewältigt werden, der letzte etwa 350 Meter vor dem Ziel. Dann geht es bis zum George Square nur noch geradeaus.
Anders als in den vergangenen Jahren bildet das Straßenrennen der Männer nicht den großen Abschluss der Weltmeisterschaft. Diese Ehre gebührt in diesem Jahr den Frauen. Eröffnet wird der Kampf um die WM-Titel auf der Straße von den Juniorinnen.
Die Juniorinnen verlassen Glasgow nicht und tragen ihr Rennen komplett auf dem Rundkurs durch die Stadt aus. Fünf Runden werden sie absolvieren und damit 1036 Höhenmeter bewältigen. Gestartet wird quasi im Ziel: am George Square. Die ersten anderthalb Kilometer der Strecke sind neutralisiert.
Sind die Juniorinnen bei der Rad-WM 2023 in Glasgow im Ziel, vergeht nicht viel Zeit, ehe ihre männlichen Pendants ins Rennen starten. Auch die Junioren verlassen den Rundkurs nicht, fahren aber neun Runden und kommen damit auf gut 127 Kilometer und 1865 Höhenmeter.
In Glasgow spielt sich zwar ein Großteil des Geschehens der Straßen-Weltmeisterschaft ab, aber nicht alles. Das Straßenrennen der Männer beginnt in der schottischen Hauptstadt Edinburgh und führt auf den ersten 70 Kilometern ohne größere topografische Schwierigkeiten in nordwestlicher Richtung. Ein Highlight dabei ist die Querung des Fjordes Firth of Forth über die 2,6 Kilometer lange Brücke Queensberry Crossing.
Bergig wird es erst, wenn der Kurs dann nach Süden Richtung Glasgow abbiegt. Die Crow Road hinauf quert die Strecke einen Höhenzug, auf 336 Metern über dem Meer ist der höchste Punkt des Tages erreicht. Gut 20 Kilometer später, bei Kilometer 120, erreichen auch die Männer den Glasgower Rundkurs. Zehnmal ist der zu befahren, ehe der Weltmeister feststeht. Insgesamt müssen 3570 Höhenmeter überwunden werden.
Die Mixed-Staffel trägt ihr Rennen bei der Rad-WM 2023 auf einem erweiterten Glasgower Rundkurs aus. Der Kurs wurde sowohl in nordwestlicher als auch in südöstlicher Richtung insgesamt rund sechs Kilometer ergänzt und umfasst in seiner modifizierten Form 20,15 Kilometer. Die Erweiterungen kommen weitestgehend ohne Höhen und Tiefen aus, 242 Höhenmeter sind es nun pro Runde.
Nachdem zunächst drei Männer gemeinsam die erste Runde fahren und genau bei der Hälfte eine Zwischenzeit abgenommen bekommen, sind danach auf selben Parcours nochmal drei Frauen dran. Die beste Gesamtzeit macht den Weltmeister.
Im rund 45 Kilometer nordöstlich von Glasgow gelegenen Stirling werden die Weltmeister im Einzelzeitfahren gekürt. Die 36.000-Einwohner-Stadt ist dabei Startort und Ziel zugleich.
Sowohl die ersten als auch die letzten Kilometer sind dabei in allen Wettbewerben gleich. Während der Start jeweils kaum für Schwierigkeiten sorgen dürfte, sind die letzten 750 Meter eine echte Prüfung. Durchschnittlich sechs Prozent beträgt die Steigung dort. Kein Wunder, geht es doch hinauf zur Burg der Stadt.
Ähnlich wie im Finale der Straßenrennen der Rad-WM 2023 warten auch hier noch mehrere Kurven, die nicht im vollen Tempo gefahren werden können.
Die U23-Männer eröffnen die Einzelzeitfahr-Wettbewerbe. Der Kurs ist zwar relativ lang, kommt aber abgesehen vom Schlussanstieg nahezu ohne weitere Schwierigkeiten aus. Insgesamt warten 242 Höhenmeter auf den gut 36 Kilometern. Lediglich kurz nach der zweiten Zwischenzeit bei Kilometer 22,7 und direkt vor der dritten Zeitnahme bei Kilometer 31,6 warten nochmal zwei keine 1000 Meter langen Bergaufpassagen mit bis zu sechs Prozent Steigung.
Die Juniorinnen fahren sozusagen den Basiskurs der Zeitfahrstrecke. Die gut 13 Kilometer bei 132 Höhenmetern finden sich allesamt auf den Runden der anderen Wettbewerbe gegen die Uhr wieder.
Die Elite-Frauen fahren den identischen Kurs, den auch die U23-Männer absolvieren. Dazu kommt ein Rennen im Rennen: Die Frauen der U23 haben keinen separaten Wettbewerb, aber eine eigene Wertung innerhalb des Rennens der Elite.
Bevor die Elite-Männer starten, geben sich die Junioren die Ehre bei der Rad-WM 2023 in Glasgow. Sie fahren eine verkürze Variante der U23. Doch weggelassen werden fast nur flache Kilometer. 187 Höhenmeter stehen im Programm - und damit fast alle Schwierigkeiten, mit denen auch die Älteren klarkommen müssen. Zweimal wird unterwegs die Zeit gestoppt.
Länger als das diesjährige Elite-Zeitfahren der Männer war es zuletzt 2019 in Harrogate. Auch damals wurde der Titel auf der Insel ausgefahren. Neben reichlich Kilometern warten auch einige Höhenmeter: 352. Die finden sich aber überwiegend im zweiten Teil der Strecke wieder. Im ersten Drittel wartet lediglich eine kleine Erhebung nach der ersten Zwischenzeit bei Kilometer 12,9.
Kurz bevor es wieder auf den Kurs der U23 und der Frauen zurückgeht, geht es ein weiters Mal bergauf. Innerhalb von vier Kilometern müssen in zwei Stufen nochmal 50 Höhenmeter überwunden werden. Wirklich steil wird es dabei aber nicht.
Am letzten Wochenende der Wettbewerbe stehen noch zwei Straßenrennen auf dem Programm. Sowohl die Männer U23 als auch die Elite Frauen starten nordwestlich von Glasgow am Loch Lommond, dem größten See Großbritanniens. Bis Glasgow nehmen beide Rennen die identische Strecke.
Auch die Unterschiede zum Rennen der Elite-Männer finden sich nur auf den ersten knapp 30 Kilometern. Denn nach dem Start am See nimmt auch die U23 mit einem halbrunden Bogen in nordöstlicher Richtung Kurs auf die Crow Road. Von dort geht es weiter nach Glasgow, wo noch einmal sieben Runden über den Stadtkurs gedreht werden. 2229 Höhenmeter sind insgesamt zu fahren.
Die Strecke der Elite-Frauen unterscheidet sich vom Kurs der Männer lediglich in einer Runde durch Glasgow. Sechs Runden warten zum Abschluss der Straßenwettbewerbe in der schottischen Metropole, bevor zwei Weltmeisterinnen bejubelt werden können. Denn ähnlich wie im Zeitfahren fährt die U23 bei der Elite mit, wird aber gesondert gewertet. In der Theorie wäre es also möglich, dass sich eine U23-Fahrerinnen in einem Rennen gleich zwei WM-Titel sichert.
Alle WM-Rennen werden in den Streaming-Angeboten von GCN+, Discovery+ und Eurosport nahezu in voller Länge übertragen.
Dazu kommen TV-Übertragungen auf Eurosport 1 vom Straßenrennen der Männer (ab 10 Uhr), von der Mixed-Staffel (ab 13:35 Uhr), vom Einzelzeitfahren der U23-Männer (ab 15:20 Uhr), der Elite-Frauen (ab 14:55) sowie der Elite-Männer. Auch die Straßenrennen der U23-Männer und der Frauen.
Auch das ZDF überträgt das Straßenrennen der Elite-Männer ab 15 Uhr im Livestream. Das Straßenrennen der Elite-Frauen will der Sender ab 15:15 Uhr im Wechsel mit Sommer-Biathlon auch im TV übertragen.