Die Starterfelder für die Straßenrennen bei der Europameisterschaft in Frankreich nehmen Form an. Bei den Männern wird Tadej Pogacar, der neue und alte Weltmeister, am 5. Oktober 2025 (Sonntag) als Favorit auf den 203 Kilometer langen Parcours in den Ausläufern des Zentralmassivs gehen. Anders als bei der WM in Ruanda vor knapp einer Woche wird ihn im Süden Frankreichs auch sein ewiger Rivale Jonas Vingegaard herausfordern. Der Däne ist der Prominenteste in seiner Nationalmannschaft, zu der auch Ex-Weltmeister Mads Pedersen und der WM-Vierte Mattias Skjelmose zählen. Zu den Top-Favoriten zählt auf der mit rund 3.400 Höhenmetern gespickten Strecke auch Remco Evenepoel, der bei der EM bereits den Titel im Einzelzeitfahren gewonnen hat. Bei der WM hatte er im Straßenrennen früh den Anschluss an Pogacar verloren und dann später einen zeitaufwändigen Radtausch provoziert. Dafür war er von seinem Nationalcoach Serge Pauwels kritisiert worden. Am Ende blieb Evenepoel in Ruanda Silber.
“Die EM ist angesichts des Starterfelds im Grunde die WM hoch drei. Vingegaard, Evenepoel und Pogacar - in der Spitze ist die EM tatsächlich besser besetzt als die WM, wenn man noch Fahrer wie Juan Ayuso, Joao Almeida und Mads Pedersen dazurechnet, obwohl die Südamerikaner, US-Amerikaner und Australier natürlich fehlen. Also ein echtes Highlight und ein Schmankerl für die Fans", urteilte Ex-Profi Jens Voigt auf eurosport.de, der Internetseite des übertragenden Live-Kanals Discovery+/Eurosport. Neben den genannten Rennfahrern dürfen sich auch die Franzosen beim Heimspiel Hoffnung auf eine Medaille machen. Romain Grégoire könnte auf dem Terrain Chancen haben – schließlich hat er im Frühjahr das Eintagesrennen Faun-Ardèche Classic für sich entschieden, das über Teile des EM-Parcours’ führte. Auch der erst 18-jährige Paul Seixas, Frankreichs hochgelobtes Supertalent, hat mit WM-Rang 13 seine frühe Reife bewiesen. Die deutschen dürften nur eine Außenseiterrolle spielen. Der Deutsche Meister Georg Zimmermann kehrte geschwächt von der WM zurück. Sein Nationalteam-Kollege Lennard Kämna ist nach seinem schweren Unfall in dieser Saison noch nicht auf dem alten Niveau. Der Rest der Mannschaft kommt von drittklassigen Continental-Teams, darunter der DM-Dritte Anton Schiffer.
Die Frauen erwartet ein Strecke mit deutlich weniger Höhenmetern – es dürfte sich noch besser für endschnelle, explosive Klassikerspezialistinnen eignen. Daher darf sich Liane Lippert Hoffnungen machen, falls sie sich von ihrer Erkrankung während der WM in Ruanda ausreichend erholt hat. Eine zweite Trumpfkarte in der Auswahl von German Cycling (früher BDR) ist Antonia Niedermaier, die in Ruanda als Sechste überzeugte. Die 117 Kilometer-Distanz mit rund 1.600 Höhenmetern dürften für die Bergspezialistin aber zu flach sein. Topfavoritin Pauline Ferrand-Prévot hat hingegen ihren Start kurzfristig abgesagt. Sie war rund um die Heimreise von der WM erkrankt. Die Equipe tricolore ist dennoch mit Weltklasse-Rennfahrerinnen wie Juliette Labous und Cédrine Kerbaol bei Weitem nicht aussichtlos ins Rennen. Beste Chancen dürften die Niederländerinnen um Demi Vollering, Anna van der Breggen und die aktuelle Zeitfahr-Vize-Europameisterin und Straßen-Europameisterin von ??? Mischa Bredewold haben. Das Oranje-Team ist ohne Titelverteidigerin Lorena Wiebes angereist. Für die Sprintspezialistin dürfte der Parcours mit der steilen Rampe im Val d’Enfer zu schwer sein. Mit der angriffslustigen Italienerin Elisa Longo Borghini ist wie immer zu rechnen. In die Rolle als Topfavoritin dürfte die Schweizerin Marlen Reusser rücken, die im Straßenrennen bei der WM unter Wert geschlagen wurde und sich zuletzt in der Form ihres Lebens zeigte, als sie nacheinander die Zeitfahr-Titel bei WM und EM jeweils überlegen gewann.
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***** Pogacar (Slowenien)
**** Evenepoel (Belgien)
*** Jonas Vingegaard (Dänemark), Mattias Skjelmose (Dänemark), Juan Ayuso (Spanien)
** Mads Pedersen (Dänemark), Alberto Bettiol (Italien)
***** keine
**** Elisa Longo Borghini (Italien), Marlen Reusser (Schweiz)
*** Anna van der Breggen, Demi Vollering, Mischa Bredewold (alle Niederlande), Elise Chabbey (Schweiz), Katarzyna Niewiadoma (Polen)
** Juliette Labous, Cédrine Kerbaol (beide Frankreich), Liane Lippert, Antonia Niedermaier (beide Deutschland), Mavi Garcia (Spanien)