Prägende Familien im RadsportTaylor Phinneys Eltern sind Radsportpioniere

TOUR Online

 · 02.12.2023

2019 beendete Taylor Phinney mit 29 Jahren seine Karriere.
Foto: DPA Picture Alliance
In einer Serie stellt TOUR zehn Familiengeschichten aus dem Radsport vor. Taylor Phinneys Vater gewann als erster US-Amerikaner eine Etappe der Tour de France, die Mutter war erste Straßen-Olympiasiegerin. Und auch der Sohn feierte früh Erfolge. Doch die Geschichte der Phinneys ist geprägt von Rückschlägen.

Taylor Phinneys Weg in den Radsport war im Prinzip ausgemacht. Der Vater, Davis Phinney, war in den 1980er-Jahren der Sprintstar des amerikanischen Teams 7-Eleven. Die Mutter, Connie Carpenter-Phinney, gewann 1984 bei den Olympischen Spielen die Premiere des Frauen-Straßenrennens. Zuvor verfolgte sie bereits eine Karriere als Eisschnellläuferin und kam bis zu den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo, ehe sie später auf das Rennrad wechselte.

Connie Carpenter-Phinney (M) gewinnt bei Olympia 1984 die Goldmedaille vor ihrer Landsfrau Rebecca Twigg (l) und Sandra Schumacher (r).Foto: DPA Picture AllianceConnie Carpenter-Phinney (M) gewinnt bei Olympia 1984 die Goldmedaille vor ihrer Landsfrau Rebecca Twigg (l) und Sandra Schumacher (r).

Doch trotz des massiven familiären Radsport-Hintergrunds konzentrierte sich Taylor Phinney zunächst auf Fußball. Erst ein Besuch mit 15 Jahren bei der Tour de France 2005 änderte seine Prioritäten – und schnell zeigte sich, dass Phinney die Radsport-Gene seiner Eltern hat. 2007 gewann er bei den Junioren bereits den Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren und holte 2009 und 2010 bei der Elite auf der Bahn den WM-Titel in der Einerverfolgung.



Davis Phinney erkrankt an Parkinson

Sein Talent auf der Straße zeigte Phinney zudem 2009 mit dem Sieg bei der U23-Variante von Paris-Roubaix. Schnell galt Taylor Phinney als die kommende große Nummer im US-Radsport. Die Familiengeschichte der Phinneys ist jedoch eine mit Schicksalsschlägen.

Vater Davis Phinney war berüchtigt für seine draufgängerische Fahrweise als Sprinter. In seiner Karriere von 1981 bis 1993 gewann er über 300 Rennen, einen Großteil davon in den USA, einige allerdings auch in Europa: 1986 gelang ihm als erster US-Amerikaner ein Tagessieg bei der Tour de France, 1987 holte er sich eine weitere Etappe bei der Frankreich-Rundfahrt. 1984 sicherte er sich zudem Bronze im Mannschaftszeitfahren der Olympischen Spiele in Los Angeles. Mit 40 Jahren erkrankte Davis Phinney jedoch an Parkinson. 2004 gründete er die Davis Phinney Foundation.

2012 gewann Taylor Phinney das Auftaktzeitfahren des Giro d'Italia und trug das Rosa Trikot.Foto: DPA Picture Alliance2012 gewann Taylor Phinney das Auftaktzeitfahren des Giro d'Italia und trug das Rosa Trikot.

Für Taylor Phinney endete wiederum 2014 der sportliche Höhenflug jäh mit einem komplizierten Beinbruch nach einem Sturz bei der US-Straßenmeisterschaft. Es dauerte ein Jahr, ehe er in den Rennbetrieb zurückkehrte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er in seinen ersten drei Profijahren beachtliche Resultate eingefahren: ein Etappensieg und das Rosa Trikot beim Giro d’Italia, ein Tagessieg bei der Polen-Rundfahrt sowie Vize-Weltmeister im Einzelzeitfahren.

Taylor Phinney beendet seine Karriere mit 29 Jahren

An diese Resultate konnte er nach seinem Comeback nur bedingt anknüpfen. 2015 holte er mit seinem Team BMC noch den WM-Titel im Mannschaftszeitfahren und gewann ein Jahr später zum dritten Mal die Zeitfahrmeisterschaft der USA. 2019 beendete er mit 29 Jahren seine Karriere. “Letztendlich habe ich das Gefühl, dass mein Körper diese Entscheidung für mich getroffen hat. Ich war als Profi länger verletzt als gesund”, so Phinney damals.

Taylor Phinney hatte seine Stärken vor allem auf dem Zeitfahrrad, gewann dreimal die US-Zeitfahrmeisterschaft.Foto: DPA Picture AllianceTaylor Phinney hatte seine Stärken vor allem auf dem Zeitfahrrad, gewann dreimal die US-Zeitfahrmeisterschaft.

Der heute 33-Jährige ging allerdings früh auch Interessen abseits des Radsports nach, beispielsweise Kunst und Malerei. So bezeichnete er einst die Zwangspause durch seinen Sturz 2014 als “beste Zeit meines Lebens”, da sie ihm alte Hobbys zurückbrachte. Zuvor habe der Radsport stets seine gesamte Aufmerksamkeit genommen. Inzwischen ist Phinney in mehreren Projekten als Künstler involviert und nimmt an Gravel-Rennen teil. Privat hat er sein Glück gefunden. Phinney ist mit Katarzyna Niewiadoma liiert, die unter anderem 2022 und 2023 bei der Tour de France Femmes Dritte wurde.

Meistgelesen in der Rubrik Profi - Radsport