Pineau fordert Eintrittsgeld für Alpe d'Huez

Kristian Bauer

 · 06.11.2025

Pineau fordert Eintrittsgeld für Alpe d'HuezFoto: Getty Images
Fans am Anstieg nach Alpe d’Huez
​Ex-Profi Jérôme Pineau hat einen gewagten Vorschlag gemacht, um den Radsport-Teams neue Einnahmequellen zu erschließen: bei der Tour de France 2026 sollten die letzten fünf Kilometer nach Alpe d'Huez nur mit Eintrittskarten zugänglich sein. Der ehemalige Profi und Sportdirektor kritisierte in einem Podcast die ungerechte Geldverteilung im Radsport, bei der Teams als Hauptakteure leer ausgehen.

Eintrittskarten für den Straßenrand?

2026 steht die Skistation Alpe d’Huez im Mittelpunkt der Tour de France. Gleich an zwei Tagen geht es auf unterschiedlichen Routen hinauf. Hunderttausende Radsportfans werden daher rund um den Anstieg erwartet. Ein guter Zeitpunkt um Kasse zu machen? “Privatisieren wir die letzten fünf Kilometer nach Alpe d'Huez, lassen wir Eintritt zahlen, schaffen wir VIP-Bereiche, lassen wir uns etwas einfallen, um Geld zu verdienen! In der Geschichte des Radsports ist es (Alpe d’Huez, Anm. d. Red.) beliebt, es ist ein kostenloser Sport. Aber ein kostenloser Sport, bei dem es keine Fahrer mehr auf der Straße gibt, weil es nur noch zwei Teams gibt, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate, macht doch weniger Spaß”, erklärte er in dem RMC-Podcast "Grand Plateau".

Französischer Radsport in der Krise

Finanzielle Turbulenzen erschüttern den französischen Radsport nach der Saison 2025. Das Team Arkéa - B&B Hotels verschwand komplett, Cofidis verliert seinen WorldTour-Status und TotalEnergies steht vor dem Verlust des Hauptsponsors. Diese Entwicklungen alarmieren Branchenkenner wie Jérôme Pineau, der im RMC-Podcast "Grand Plateau" seine Sorgen äußerte. Der ehemalige Profi und Sportdirektor sieht den Radsport in einem System gefangen, das Teams finanziell aushungert, während Organisatoren und Verbände Millionen verdienen. Die UCI und Amaury Sport Organisation (ASO) stehen dabei besonders in seiner Kritik, da sie von den Leistungen der Fahrer profitieren, ohne diese angemessen zu entlohnen.

Die Problematik zeigt sich deutlich bei der Sponsorenakquise französischer Teams. Während andere Sportarten ihren Partnern attraktive Hospitality-Pakete bieten können, müssen Radsportteams zusätzlich für VIP-Bereiche bezahlen. Diese strukturelle Benachteiligung verschärft die ohnehin schwierige Finanzlage der Teams und macht sie für potenzielle Sponsoren weniger attraktiv. Gleichzeitig investiert die UCI Millionen in prestigeträchtige Projekte wie die Weltmeisterschaften in Ruanda, während europäische Traditionsmannschaften ums Überleben kämpfen.

Pineau: radikaler Vorschlag

"Privatisieren wir die letzten fünf Kilometer der Alpe d'Huez", forderte Pineau provokant im Podcast. Seine Vision umfasst kostenpflichtige Zugänge, VIP-Bereiche und kommerzielle Strukturen, die dem Radsport neue Einnahmequellen erschließen sollen. Der Vorschlag zielt darauf ab, das traditionell kostenlose Zuschauermodell zu durchbrechen und Teams direkt an den Erlösen zu beteiligen. Pineau argumentiert, dass ein kostenloses System ohne ausreichende Finanzierung der Akteure langfristig zum Kollaps führt, wenn nur noch finanzstarke Teams wie UAE Team Emirates und Bahrain - Victorious konkurrenzfähig bleiben.

Die Kritik richtet sich besonders gegen die bestehende Verteilungsstruktur bei Großereignissen. Bei Paris-Roubaix beispielsweise kassiert ASO die Einnahmen aus VIP-Bereichen wie der Trouée d'Arenberg, während die Teams, die das eigentliche Spektakel liefern, leer ausgehen. Diese Ungerechtigkeit sieht Pineau als Hauptursache für die finanzielle Schieflage im Radsport. Seine radikalen Reformvorschläge sollen Teams zu gleichberechtigten Partnern machen, die direkt von der Vermarktung ihrer sportlichen Leistungen profitieren.

Madiots Gegenvorschlag: Schweizer Lösung

Marc Madiot, Teamchef von Groupama-FDJ, widersprach Pineaus Plänen im selben Podcast. "Ich bin für die kostenlosen Zugang, wir sind der letzte große kostenlose Sport", betonte der erfahrene Teammanager. Stattdessen schlägt Madiot strukturelle Reformen vor, die alle Teams auf eine gleichberechtigte Basis stellen. Seine Kernforderung: Alle WorldTour-Teams sollten sich rechtlich in der Schweiz ansiedeln, um identische Sozialkosten und Steuerbedingungen zu schaffen. Diese Harmonisierung würde den unfairen Wettbewerbsvorteil ausländischer Teams eliminieren, die von günstigeren Arbeitsgesetzen profitieren.

Die unterschiedlichen nationalen Regelungen benachteiligen französische Teams erheblich. Während internationale Konkurrenten ihre Fahrer als Selbstständige beschäftigen können, schreibt das französische Arbeitsrecht feste Anstellungsverträge vor. Diese regulatorischen Unterschiede führen zu erheblichen Kostennachteilen, die durch sportliche Leistung allein nicht kompensiert werden können. Madiot fordert daher eine "Salary Cap" oder "Budget Cap" ähnlich anderen Profisportarten, um faire Konkurrenzbedingungen zu schaffen. Seine Schweizer Lösung würde rechtliche Gleichstellung bei gleichzeitiger Beibehaltung des traditionell kostenlosen Zuschauerzugang ermöglichen.

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Diskussion um Idee von Pineau

Eintrittsgelder sind im Radsport ein sehr umstrittenes Thema. Während Tickets für den Zielbereich weit verbreitet sind, wäre eine Ausweitung auf die letzten fünf Kilometer des Anstiegs ein Tabubruch. Entsprechend viel Gegenwind erntete der Vorschlag in den Sozialen Medien. User wiesen daraufhin, dass gerade wegen der vielen Zuschauer die Radrennen interessant für Sponsoren und TV seien. “Nein, nein, bitte lassen Sie es kostenlos für die Fans. Viele bringen bereits finanzielle Opfer, um von weit her anzureisen und das Fan-Erlebnis ihres Lebens zu genießen. Es sollte so zugänglich wie möglich sein”, kommentierte ein User auf X. Ein anderer ergänzte sarkastisch: “Lasst uns Eintritt für alle entscheidenden Anstiege verlangen! Pogis Angriffe sollten nicht für die Bauern zu sehen sein! Mann, was für ein Idiot.”

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