Die für 2026 geplante Königsetappe der Tour de France steht möglicherweise auf der Kippe. Eine Online-Petition mit dem Titel "Non au passage du Tour de France 2026 au col de Sarenne" hat innerhalb kurzer Zeit fast 6000 Unterschriften gesammelt. Die Petition richtet sich gegen die Aufnahme des Col de Sarenne in die Route der 20. Etappe der Tour de France 2026, die als Königsetappe des Rennens gilt und am benachbarten Alpe d'Huez enden soll. Umweltschützer befürchten erhebliche Schäden für die geschützte alpine Region durch die Massen an Zuschauern, Fahrzeugen und die Medienberichterstattung. Besonders die seltene Flora und nistende Vogelarten könnten durch das Großereignis gestört werden. "Die Organisatoren der Tour de France 2026 wollen den Col de Sarenne in das größte Stadion der Welt verwandeln", schreibt der Initiator der Petition, Matthieu Stelvio. "Am Ende der Etappe platziert, könnte der Anstieg Hunderttausende von Zuschauern anziehen."
Der Col de Sarenne ist in der Geschichte der Tour de France bisher nur selten aufgetaucht. Bei der Tour de France selbst wurde der Col de Sarenne bislang nur einmal befahren, und zwar als Abfahrt zwischen zwei Aufstiegen nach Alpe d'Huez im Jahr 2013. Damals startete Stelvio bereits eine ähnliche Petition, die mehr als 12.000 Unterschriften sammelte. Trotz eines offenen Briefes an den Veranstalter ASO erhielt er jedoch keine Antwort. Die Bedenken der Umweltschützer konzentrieren sich auf das empfindliche Ökosystem des Ferrand-Tals, in dem sich der Col de Sarenne befindet.
Besonders problematisch sei laut Petition die doppelte Belastung der Region, da nicht nur das Profifeld, sondern auch tausende Amateure den umstrittenen Anstieg befahren werden. Das L'Étape du Tour de France Jedermann-Rennen, bei dem etwa 16.000 Amateure eine Tour-Etappe nachfahren, soll die Route am 19. Juli nutzen – sechs Tage bevor die Profis den Berg erklimmen. "Die seltene und zerbrechliche Flora des Gebiets wird von den Menschenmengen zertrampelt, vielleicht sogar von Hunderten von Fahrzeugen und Hunderten von Zelten zerquetscht werden", warnt Stelvio in seiner Petition. Zudem könnten die für die Fernsehübertragung eingesetzten Hubschrauber die nistenden Vögel stören. Der Umweltaktivist und Autor stellt die grundsätzliche Frage: "Ist dies wirklich der richtige Ort, um eine Veranstaltung zu organisieren, die so viele Zuschauer anziehen könnte wie 10 Stade de France-Stadien?"
Die Kontroverse um den Col de Sarenne reiht sich ein in eine wachsende Debatte über die Umweltauswirkungen großer Sportveranstaltungen. "Die Natur ist wichtiger als dieses Spektakel-Geschäft (das sich oft als Schwindel erwiesen hat). Und die Organisatoren der Tour de France kümmern sich nicht um die Natur", schreibt Stelvio weiterhin in seiner Petition. Die Tour de France zieht jährlich Millionen von Zuschauern an die Strecke und hinterlässt einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Während die Organisatoren in den letzten Jahren verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen, bleibt die grundsätzliche Frage, ob bestimmte besonders sensible Naturräume komplett von der Streckenführung ausgenommen werden sollten. Der Col de Sarenne soll laut Planungen erstmals als Anstieg in der Tour de France befahren werden, was die Bedeutung für das Rennen erhöht, aber auch die potenzielle Umweltbelastung steigert.
Die Diskussion um die Einbeziehung des Col de Sarenne in die Tour de France 2026 wirft wichtige Fragen über den Zusammenhang von Sport und Umweltschutz auf. Trotz der 6000 gesammelten Unterschriften hat sich der Veranstalter der Tour de France bisher nicht zu der Petition geäußert. Es bleibt abzuwarten, ob diese Initiative zu einer Änderung der Pläne führen wird. Der wachsende Druck von Umweltschützern zeigt jedoch, dass die Sensibilität für die ökologischen Auswirkungen solcher Großveranstaltungen zunimmt. Ob die Organisatoren auf die Bedenken eingehen, wird die Zukunft zeigen.