Paris-Nizza 2024Vlasov Solosieger, Evenepoel vor letzter Etappe wieder in Schlagdistanz

Sebastian Lindner

 · 09.03.2024

Gebremste Begeisterung am Start der 7. Etappe von Paris-Nizza. Zwar wurde die Etappe bereits auf 104 Kilometer verkürzt, aber Dauerregen und einstellige Temperaturen sorgten für wenig Freude.
Aleksandr Vlasov hat die nach Verkürzung nur noch 104 Kilometer lange 7. Etappe von Paris-Nizza 2024 für sich entschieden. Der Russe attackierte 4000 Meter vor dem Ende und durfte unbehelligt zum Sieg fahren, während sich die Favoriten fürs Gesamtklassement beäugten. Brandon McNulty verteidigte zwar das Gelbe Trikot, doch rutschte an der Spitze der Wertung alles enger zusammen.

Weil er in der Gesamtwertung für die Spitzenleute keine Bedrohung mehr darstellte, nutzte Aleksandr Vlasov (Bora-Hansgrohe) die Gunst der Stunde. Etwa vier Kilometer vor dem Ende der 7. Etappe zwischen Nizza und dem nach einer Schlechtwetter-Verkürzung neuen Tagesziel, La Madone d'Utelle, attackierte der Russe und wurde nichr verfolgt. So rettete er bei der Bergankunft nach 104 Kilometern ein kleines Polster zu seinem ersten Sieg seit nun fast zwei Jahren ins Ziel.

Acht Sekunden hinter Vlasov führte Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) vor Vlasovs Kapitän Primoz Roglic eine kleine Gruppe ins Ziel, zur der auch Vortagessieger Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) und Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) im Weißen Trikot zählten. Brandon McNulty (UAE Team Emirates), Träger des Gelben Trikots, verlor im Finale den Anschluss, konnte aber dennoch vier Sekunden Vorsprung in der Gesamtwertung auf Jorgenson behaupten.

Kampf um die Gesamtwertung wieder offen

Generell rutschte im Klassement vor der schweren Schlussetappe alles enger beisammen, mit nun noch 36 Sekunden Rückstand hat auch Evenepoel als Vierter wieder alle Chancen auf den Gesamtsieg. Für Roglic gilt das nicht. Der ist zwar endlich in den Top 10 angekommen, hat aber fast anderthalb Minuten Rückstand auf McNulty.

Immerhin konnte Bora durch Vlasov aber den Tagessieg feiern. “Weil ich in der Gesamtwertung keine Rolle mehr spielte, hat mich keiner verfolgt. Der Plan war eigentlich, dass ich im Finale bei Primoz bin und vielleicht ein paar Attacken mitgehe. Aber dann bekam ich freie Fahrt und fand den richtigen Moment”, so Vlasov im Siegerinterview.

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Letzter Sieger am Madone d’Utelle war acht Jahre zuvor ebenfalls ein Russe. 2016 gewann Ilnur Zakarin die 6. Etappe von Paris-Nizza. “Ich hatte davon gewusst. Scheint ein guter Berg für uns zu sein”, so Vlasov, der ansonsten aber nicht allzu viel Spaß unterwegs hatte, als er auf Teilen seiner Trainingsstrecken unterwegs war. “Ich habe auf den letzten Kilometern ganz schön gefroren. Es war sehr kalt, obwohl ich ziemlich warm angezogen war.”

Für das Finale am Sonntag soll das Wetter wieder etwas besser werden, eine weitere Verkürzung einer Etappe war nach Rennende zunächst kein Thema. Änderungen blieben zu dem auch bei den weiteren Wertungstrikots aus. Mads Pedersen (Lidl-Trek) ist weiter im Grünen Sprintertrikot unterwegs, Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) führt die Bergwertung an.

Paris-Nizza 2024 - Ergebnisse: Die Top 10 der 7. Etappe

  1. Alexander Vlasov (Bora-Hansgrohe) 2:44:03
  2. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +0:08
  3. Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) +0:08
  4. Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) +0:08
  5. Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) +0:08
  6. Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious) +0:13
  7. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) +0:27
  8. Wilco Kelderman (Visma | Lease a Bike) +0:31
  9. Aurelien Paret-Peintre (Decathlon - AG2R La Mondiale) +0:36
  10. Luke Plapp (Team Jayco-AlUla) +0:40

Der aktuelle Stand in der Gesamtwertung

  1. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) 25:00:28
  2. Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) +0:04
  3. Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) +0:35
  4. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +0:36
  5. Luke Plapp (Team Jayco-AlUla) +0:47
  6. Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) +1:21
  7. Egan Bernal (Ineos Grenadiers) +1:42
  8. Wilco Kelderman (Visma | Lease a Bike) +1:43
  9. Aurelien Paret-Peintre (Decathlon - AG2R La Mondiale) +1:53
  10. Aleksandr Vlasov (Bora-Hansgrohe) +2:05


So lief die 7. Etappe von Paris-Nizza 2024

Dauerregen und sechs Grad - das waren die Bedingungen für die auf 104 Kilometer verkürzte 7. Etappe von Paris-Nizza. Das Programm des Tages war - wie der Schlusstag - dennoch sprinterunfreundlich und deshalb verzichteten Pascal Ackermann und Rick Zabel (beide Israel-Premier Tech), Arnaud Demare (Arkea-B&B Hotels), Dylan Groenewegen (Team Jayco-AlUla) sowie Gerben Thijssen (Intermarche-Wanty) auf einen Start. Im Verlauf der Etappe strichen später noch Rigoberto Uran (EF Education EasyPost), Pierre Latour, Anthony Turgis (beide TotalEnergies) und Timo Roosen vom Team dsm-firmenich PostNL die Segel.

Die Mannschaft der Niederländer war damit nur noch mit zwei Fahrern bestückt, doch die setzten sich über den Tag nochmal in Szene. Martijn Tusveld war kurz nach dem Start mit Johan Jacobs (Movistar) und Benjamin Thomas (Cofidis) in die Offensive gegangen, dsm-Mann Gijs Leemreize setzte mit Brent Van Moer (Lotto-Dstny) und Sandy Dujardin (TotalEnergies) dem Spitzentrio nach.

Nach und nach wurden aber alle wieder zurückgeholt, letzter Verbliebener war dann der Schweizer Jacobs. Er schaffte es bis an den Fuß des Schlussanstiegs hinauf zum Madone d’Utelle. 14 Kilometer vor dem Ziel war dann auch für ihn Schluss.

Alles ruhig bis zum Zwischensprint

Bereits einige Kilometer zuvor, als das Terrain noch nahezu eben war, zerlegte sich das Peloton in mehrere Teile. Auch wenn unter anderem Felix Gall (Decathlon - AG2R La Mondiale) zunächst nicht vorne dabei war, gehörte der Österreicher wie alle anderen Anwärter auf die vorderen Plätze im Gesamtklassement dann im entscheidenden Moment, als das Tempo im Berg angezogen wurde, wieder zur Kopfgruppe.

Zunächst übernahm Evenepoels Soudal-Team die Tempoarbeit im Schlussanstieg, kurz vor dem Zwischensprint stieg auch Ineos Grenadiers mit ein. Bei der Abnahme 7,5 Kilometer vor dem Ende in Utelle holte sich Egan Bernal (Ineos Grenadiers) sechs Bonussekunden, vier gingen an Ilan Van Wilder, der damit seinem Kapitän Evenepoel zwei zusätzliche wegnahm.

Keiner reagiert auf Vlasovs Attacke

Bis dahin blieb es in Summe aber verhalten, Attacken waren Fehlanzeige, das Tempo kam moderat daher. 4,3 Kilometer vor dem Ziel verschärfte Evenepoel das Tempo. Zunächst konnten nur Jorgenson und McNulty mitgehen, doch auch alle dahinter fuhren zunächst wieder ran. Dann wurde es Gall doch zu viel, auch Bernal musste kämpfen. Kurz darauf ging Vlasov, konnte sich ein kleines Polster herausfahren. Weil keiner nachsetzte, sollte der kleine Vorsprung bis ins Ziel reichen.

Dahinter zog Evenepoel 1,7 Kilometer vor dem Ziel nochmal das Tempo an. Die Gruppe schrumpfte weiter, nur Roglic, Jorgenson und Buitrago konnten mitgehen, Skjelmose kämpfte sich ein paar Meter später wieder ran. McNulty konnte die Lücke nicht mehr schließen. Weil vorne aber Uneinigkeit bestand, kämpfte sich der Amerikaner jedoch fast wieder ran. Doch als Evenepoel zum Schlusspurt ansetzte und die Gruppe folgte, gingen dem Gelben Trikot dann doch die Beine auf, woraufhin die Verteidigung seiner Gesamtführung zum Sekundenkrimi wurde, letztlich aber positiv für ihn ausging.

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