Sebastian Lindner
· 03.03.2024
Pedersen galt aufgrund der schweren Finals der 1. Etappe als großer Favorit. Viele klassische Sprinter hatten es nicht mit der Spitzengruppe auf die Zielgerade geschafft. Kooij hingegen schon. Der 22 Jahre alte Niederländer agierte clever am Hinterrad seines Kontrahenten und ging erst spät aus dem Windschatten. Mit ausreichend Sicherheitsabstand wurde der Neuseeländer Laurence Pithie (Groupama-FDJ) Dritter.
Für Kooij ist es nach einem Etappensieg bei Paris-Nizza im Vorjahr der zweite Erfolg bei der Fernfahrt in Frankreich. Im Vorjahr war es allerdings eine Flachetappe gewesen, die er für sich entscheiden konnte. Der Auftakt über 158 Kilometer rund um Les Mureaux etwas westlich von Paris hingegen war schon deutlich profiliert. “Wir wussten, dass es heute schwer werden würde, aber wir wollten es versuchen”, so Sieger Kooij. “Mein Team hatte mich dann auch in eine gute Position gebracht, obwohl ich ganz schön leiden musste.”
Kooij hat sich durch seinen Etappensieg auf die Gesamtführung gesichert und tauscht damit das Gelbe Visma-Trikot gegen das Gelbe des Leaders. Auf der 2. Etappe, die komplett flach ist, hat er durchaus die Chance, das Leibchen zu verteidigen. “Morgen sollte mir eher entgegenkommen.”
Am ersten Tag waren auch die Klassementfahrer auf den letzten Kilometern aktiv. Nachdem eine Ausreißergruppe um Jonas Rutsch (EF Education EasyPost), der sich dabei das Bergtrikot sicherte, gut 30 Kilometer vor dem Ziel gestellt war, nutze Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) die letzten Anstiege, um seine Konkurrenten zu prüfen. Die wehrten alle Versuche allerdings souverän ab.
Kurz nach dem Start machte sich ein Trio um Rutsch auf, als Gruppe des Tages die meisten Kilometer von vorne zu fahren. Mit dabei war auch dessen Teamkollege, der Schweizer Stefan Bissegger sowie Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) aus Frankreich.
Bereits nach knapp elf Kilometern war die erste Bergwertung an der Côte de Bazemont (Kat. 3), die an diesem Tag nochmal gefahren wurde, erreicht. Burgaudeau sicherte sich drei Punkte, zwei gingen an Rutsch. Erst 80 Kilometer später war mit der Côte d'Herbeville (Kat. 3) die zweite Wertung erreicht, hier tauschten Rutsch und der Franzose die Positionen. Nochmal 30 Kilometer später war das Trio wieder am ersten Berg. Von den maximal drei Minuten Vorsprung war dort kaum mehr etwas übrig. Rutsch und Burgaudeau sprinteten um die Punkte, denn der Sieger würde sich das Bergtrikot sichern. Rutsch setzte sich durch und fährt damit morgen im Gepunkteten Trikot, kurz darauf waren beide gestellt.
In den verbliebenen 36 Kilometern entwickelte sich ein neues Rennen. In der ersten Hälfte davon blieb es ruhig, dann ging es zur Sprintwertung, die am Ende eines Hügels abgenommen wurde. Für die Sprinter zu schwer, kämpften dort die Klassementfahrer um Sekunden. Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) sicherte sich Bonussekunden vor Evenepoel und Egan Bernal (Ineos Grenadiers), was das Trio in der Gesamtwertung etwas nach vorne spülte.
Doch Evenepoel hatte mehr im Sinn als nur Bonussekunden. Der Belgier zog durch, Jorgenson und Bernal blieben dran, Victor Campenaerts (Lotto-Dstny) gesellte sich dazu. Doch nachdem sich die Team für die Nachführarbeit gefunden hatten, war die Lücke drei Kilometer später wieder geschlossen. Evenepoel hatte aber noch nicht genug, versuchte sich an der zweiten Überfahrt der Côte d'Herbeville erneut. Aber die Konkurrenz war hellwach. Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) war sofort an seinem Hinterrad. Trotzdem sorgte die Attacke dafür, dass etwas weiter hinten das Feld auseinanderriss.
Die Sprinterfraktion um Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech), Arnaud Demare (Arkea-B&B Hotels), Arnaud De Lie (Lotto-Dstny), Fabio Jakobsen (Team dsm-firmenich PostNL) oder Arvid de Kleijn (Tudor Pro Cycling) verlor den Anschluss und kam auch nicht zurück. Zehn Kilometer vor dem Ziel waren zumindest die beiden Hauptfelder wieder beisammen, die Liste Abgehängter war dennoch lang. Zudem ging Anthony Turgis (TotalEnergies) in die Offensive, konnte sich mit einem Mini-Vorsprung aber nur bis zur 2-Kilometer-Marke retten.
Dort übernahmen dann die Sprinter, allen voran Lidl-Trek für Pedersen. Jasper Stuyven lancierte seinem Kapitän auf der ansteigenden Zielgerade den Sprint bis 250 Meter vor der Linie. Dann ging es in die letzte Kurve. Pedersen hatte Kooij am Hinterrad und musste alles von vorne fahren. Der Niederländer ging auf den letzten 100 Metern aus dem Windschatten und konnte per Tigersprung um Zentimeter den Sieg sichern.