Paris-Nizza 2024Kooij fährt aus Ackermanns Windschatten zum Sieg in Sisteron

Sebastian Lindner

 · 07.03.2024

Pierre Latour eröffnete kurz nach dem Start des Rennens und setzte sich ab vom Feld. Bis ins Finale gehörte er zur Spitzengruppe und sammelte die maximale Anzahl an Bergpunkten des Tages ein.
Foto: Getty Images
Olav Kooij hat bei Paris-Nizza 2024 seinen zweiten Etappensieg gefeiert. Der Niederländer siegte im Massensprint des fünften Teilstücks vor Mads Pedersen und Pascal Ackermann. In der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen.

Schon zum Auftakt von Paris-Nizza war Olav Kooij der Schnellste. Und auch auf der 5. Etappe, der letzten Chance für die Sprinter im Verlauf der Fernfahrt, konnte der 22-Jährige vom Team Visma | Lease a Bike jubeln. Erneut setzte er Mads Pedersen (Lidl-Trek) auf den zweiten Platz. Dritter wurde nach guter Vorstellung Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech).

Der Pfälzer schlug auf der Ziellinie angesäuert auf seinen Lenker. Denn lange sah es so aus, als könnte Ackermann den ersten Sieg für sein neues Team verbuchen. Im Windschatten von Pedersen hatte er sich in eine gute Ausgangsposition gebracht, ehe von ganz weit hinten Kooij erst ans Hinterrad von Ackermann flog - und dann an allen anderen vorbei.

Kleiner Seitenhieb von Ackermann Richtung altes Team: “Besseres Rad als in den letzten Jahren”

Tagessieger Kooij sprach im Siegerinterview von einem “ziemlich harten Tag”, nachdem die Ausreißergruppe des Tages bei Gegenwind schwer zu kontrollieren gewesen sei - vor allem, nachdem sich einem Sextett im letzten Renndrittel noch zwei weitere Fahrer angeschlossen hatten. “Wir mussten den ganzen Tag arbeiten und hatten im Finale dann keine Fahrer mehr übrig. Ich musste meinen Weg selbst finden und konnte dann zum Glück noch sprinten.”

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Und auch Ackermann konnte ein paar Minuten später im Interview wieder lachen. “Ich war froh, dass Hinterrad von Mads gefunden zu haben. Leider hatte ich nur nicht die Beine, um vorbei zu fahren”, so der 30-Jährige. “Erst dachte ich, dass ich es schaffe, aber ich bin etwas zu früh los, hätte noch etwas länger warten müssen. Aber es war mein erster Sprint diese Saison.” Weder während der laufenden Rundfahrt noch zuvor bei seinem Saisonauftakt bei der UAE Tour konnte er bis dato ganz vorne eingreifen.

Apropos UAE - Ackermann ließ sich während des Interviews zu einem kleinen Seitenhieb gegen sein altes Team aus den Emiraten hinreißen, für das er in den letzten zwei Jahren gefahren war. “Wir haben ein superschnelles Rad”, lobte Ackermann seins neue Factor Ostro VAM, “viel besser als in den vergangenen Jahren.” Das UAE Team Emirates wird von Colnago ausgestattet.

Keine Veränderung in der Gesamtwertung: Plapp weiter in Gelb, aber neuer Leader in der Punktewertung

In der Gesamtwertung gab es auf den vorderen Platzierungen keine Veränderungen, Luke Plapp (Team Jayco-AlUla) bleibt damit im Gelben Trikot. In der Punktewertung hat Pedersen Laurence Pithie (Groupama-FDJ) abgelöst und fährt damit ab morgen in Grün. Das Bergtrikot bleibt auf den Schultern von Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies).

Paris-Nizza 2024 - Ergebnisse: Die Top 10 der 5. Etappe

  1. Olav Kooij (Visma | Lease a Bike) 4:23:44
  2. Mads Pedersen (Lidl-Trek) +0:00
  3. Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) +0:00
  4. Sam Bennett (Decathlon - AG2R La Mondiale) +0:00
  5. Danny van Poppel (Bora-Hansgrohe) +0:00
  6. Tobias Lund Andresen (Team dsm-firmenich PostNL) +0:00
  7. Matteo Trentin (Tudor Pro Cycling Team) +0:00
  8. Laurence Pithie (Groupama-FDJ) +0:00
  9. Madis Mihkels (Intermarche-Wanty) +0:00
  10. Dusan Rajovic (Bahrain-Victorious) +0:00

Der aktuelle Stand in der Gesamtwertung

  1. Luke Plapp (Team Jayco-AlUla) 17:38:48
  2. Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious) +0:13
  3. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) +0:27
  4. Joao Almeida (UAE Team Emirates) +0:29
  5. Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) +0:30
  6. Egan Bernal (Ineos Grenadiers) +0:40
  7. Chris Harper (Team Jayco-AlUla) +0:46
  8. Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) +0:52
  9. Rigoberto Uran (EF Education EasyPost) +0:54
  10. Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) +1:02


So lief die die 5. Etappe von Paris-Nizza 2024

Pierre Latour (TotalEnergies) war der Erste, der nach etwa fünf von 195 Kilometern zwischen Saint-Sauveur-de-Montagut und Sisteron in die Pedale trat. Ihm schlossen sich kurz darauf Teamkollege Sandy Dujardin, Mathias Noorsgard (Movistar), Mathijs Paaschens (Lotto-Dstny), Alex Gougeard (Cofidis) und Dries De Bondt (Decathlon - AG2R La Mondiale) an. Das Sextett brauchte ein wenig, um sich zu finden, fuhr sich dann aber bis zu zweieinhalb Minuten Vorsprung heraus - mehr ließ das Feld nicht zu.

Dort fehlten Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck, anhaltende Knieschmerzen) und Andrea Piccolo (EF Education EasyPost, Schulterverletzung), die zur 5. Etappe nicht mehr an den Start gingen. Später musste auch Julius van den Berg, Fabio Jakobsen (beide dsm-firmenich PostNL) und Etappensieger an Tag zwei, Arvid de Kleijn (Tudor Pro Cycling) die Segel streichen.

Lotto-Duo springt nach vorne

Die erste der vier Bergwertungen der 3. Kategorie des Tages am Col de la Sausse sicherte sich Gruppen-Initiator Latour. In der Anfahrt zur zweiten Bergwertung am Col de Peyruergue schrumpfte der Vorsprung der Ausreißer auf weniger als eine Minute. Das Lotto-Duo Victor Campenaerts und Pascal Eenkhoorn nutzte die Chance und sprang nach vorne zur Gruppe, womit das Team 115 gefahrenen Kilometern mit drei Fahrern an der Spitze vertreten war.

Unterdessen schlug Latour erneut an der Bergwertung zu, 65 Kilometer vor dem Ziel an der Côte de La Rochette-du-Buis dann zum dritten Mal. Am kurzen, aber steilen Anstieg mussten im Hauptfeld die ersten Sprinter reißen lassen. Sie konnten dem Tempo, das David Gaudu (Groupama-FDJ), der tags zuvor sechs Minuten Rückstand kassierte, nachdem er sich mit seiner Regenjacke in seinem Rad verhedderte und stürzte, für seinen schnellen Mann Pithie anschlug, nicht mehr folgen.

Ausreißer kurz nach dem Zwischensprint gestellt

Mit den frischen Lotto-Kräften wuchs der Vorsprung auf dem Weg zur letzten Bergwertung des Tages wieder etwas an, 1:15 Minuten Vorsprung wurden für die Acht an der Spitze 50 Kilometer vor dem Ziel angezeigt. Oben war wieder Latour der Erste am Wertungsstrich des Col de la Pigiere und kassierte an der letzten Bergwertung des Tages mit sechs die doppelte Punktzahl.

In der sich anschließenden, langen Abfahrt schrumpfte der Abstand dann wieder, Lidl-Trek investierte viel, um für Kapitän Pedersen den Massensprint herbeizuführen. Latour wurde 23 Kilometer vor dem Ziel vom Feld geschluckt, auch Gougeard und Paaschens wurden gestellt. Die verbliebenen Fünf retteten sich mit Mühe bis zum Zwischensprint, der zehn Kilometer vor dem Ziel auf der Zielgerade ausgefahren wurde.

Kooij mit langem Anlauf zum Sieg

Auf der zusätzlichen Schleife wurden die letzten Ausreißer dann gestellt. Den Schwung und die leicht ansteigende Streckenführung nutzten etliche Fahrer, sowohl GC-Kontrahenten als auch die Sprinterteams, um sich möglicherweise doch nochmal vom Feld absetzen zu können. Letzlich konnte sich keiner lösen, doch die Aktion kostete Kraft und den Sprintern auch Helfer. Zudem ging reichlich Ordnung verloren.

Die fand als erstes das Team Israel-Premier Tech wieder. Das Team um Ackermann übernahm die Führung auf den letzten fünf Kilometern, kurz vor dem Ende machten sich auch Jayco-AlUla und Tudor vorne breit. Auf der Zielgeraden war dann aber Lidl-Trek vorne. Pedersen ging als erster Topsprinter 250 Meter vor dem Strich in den Wind. Von dessen Hinterrad fuhr der gut platzierte Ackermann zunächst bis auf gleiche Höhe des Dänen. Doch wiederum vom Hinterrad des Deutschen kam Kooij. Der Niederländer hatte die besten Beine und sprintete letztlich souverän zum Sieg, Pedersen holte sich Platz zwei.

Meistgelesen in der Rubrik Profi - Radsport